Der Gelbschnabel-Sturmtaucher
20. März 2020Wir sind online!
4. April 2020Und dann kam alles anders…
Das Leben ist kein Problem, das es zu lösen gibt, sondern eine Wirklichkeit, die es zu erfahren gilt
26. März 2020
Es ist Donnerstag, 10:30 Uhr Vormittag. Eigentlich sollten wir uns jetzt langsam Richtung Flughafen begeben. Unser Flug von Teneriffa nach Zürich würde um 13:00 Uhr starten. Auf morgen haben wir schon einen Termin abgemacht um endlich Frida – unser neues Wohnmobil und zukünftiges Zuhause - abzuholen. Ich wollte gleich mit der «Wohnraumausstattung» anfangen und ein neues tolles Heim für uns gestalten. Wenn wir alle Sachen erledigt hätten, würden wir bald schon Richtung Deutschland unterwegs sein und unsere Europareise könnte beginnen – endlich! Doch daraus wird jetzt leider nichts. Es ist alles anders gekommen als gedacht.
Irgendwie kommt es uns wie in einem schlechten Film vor. Ich kann es immer noch kaum glauben was derzeit auf der Welt passiert. Wer hätte vor einigen Wochen noch gedacht, dass wirklich die Weltwirtschaft praktisch stillsteht und es fast keine Möglichkeiten mehr gibt zu reisen – ja sogar sich frei zu bewegen. Einfach unglaublich. Klar gibt es immer viele Hürden die einem bei einer Reise bevorstehen können - aber das gerade sowas passiert – nein das hätte ich nie gedacht.
Ich glaube die ganze Sache mit dem Corona Virus wurde von Anfang an unterschätzt oder ist total übertrieben. Egal was auch immer, jeder darf sich seine eigene Meinung darüber bilden. Als die Massnahmen zur Eindämmung des Virus umgesetzt wurden und die Grenzen langsam zu gegangen sind, haben auch wir realisiert das unser Vorhaben vermutlich nicht so laufen wird wie geplant. Man macht sich Gedanken ob man starten soll, dann plötzlich ob man überhaupt starten kann. Irgendwann ist einem klar, dass es gar nichts wird mit dem Start und plötzlich realisiert man, dass es sogar noch sehr lange so sein könnte. Wir haben vor ca. 10 Tagen erfahren das unser Flug anulliert wurde. Da stellte sich dann für uns die Frage was wir machen sollen. Sollen wir einen neuen Flug suchen und überhaupt nach Hause fliegen? Wo ist eigentlich unser zu Hause? Frida ist beim Händler und der hat auch geschlossen. Was machen wir dann in Österreich oder in der Schweiz? All diese Fragen gingen uns durch den Kopf.
In Spanien wurde ziemlich schnell sehr hart durchgegriffen. Es gibt längst eine Ausgangssperre und alles wurde aufs Minimum runter geschraubt. Bis jetzt fühlen wir uns hier noch sehr sicher. Wenn man sieht wie lange in A/D/CH nicht reagiert wurde und was sogar jetzt noch alles erlaubt ist, da muss ich ganz ehrlich sagen, haben wir es hier auf Teneriffa vermutlich besser und die Verbreitung ist hoffentlich weniger schnell als anderswo.
Als wir von ganz lieben Bekannten das Angebot bekommen haben, dass wir in Ihre Wohnung ziehen dürfen war dann definitiv für uns klar, die Sache hier auf Teneriffa auszusitzen. Wir haben jetzt eine wunderschöne Wohnung mit Terrasse und allem was man sich nur wünschen kann. Endlich wieder ein kleines Stück Freiheit und mehr Raum zum Atmen. Ich hätte nie gedacht das einem die Decke so schnell auf den Kopf fallen kann, wenn man mal für ein paar Tage nicht raus darf und in der Wohnung gefangen ist.
Liebe Roswitha, lieber Ewald: Wir sind euch unendlich Dankbar für alles was Ihr uns gegeben habt. Es ist so schön zu sehen wie Leute zusammenhalten, wenn Notsituationen entstehen. Das werden wir euch nie vergessen.
Tja hier sind wir nun: für unbestimmte Zeit auf Teneriffa gestrandet und wissen nicht wie es mit unserer Reise weitergehen soll. Aber eines ist sicher – irgendwie und irgendwann geht es immer weiter. Wir halten euch auf jeden Fall auf dem Laufenden, wie es weitergeht.
Teneriffa, am 26. März 2020
Liebe Grüsse, eure