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12. März 2023 - Reisetagebuch Eintrag #118
- TOUCHDOWN IM NIEMANDSLAND - NAMIBIA TEIL 1 | geschrieben von Rene
Wo liegt denn bitteschön Namibia? 3 Einwohner pro km², weniger hat es fast nirgendwo. Wir planen eine Tour durch das für uns unbekannte Land. Doch schon am Flughafen werden wir in einen Butterkrieg verwickelt. Wir landen im Nirgendwo und müssen uns erstmal orientieren.
Bye bye, Südafrika!
Wir sitzen im südafrikanischen George am Flughafen. Und unsere Destination heisst Namibia! Das kleine, grosse unbekannte Land oberhalb von Südafrika. Seit vielen Jahren schwirrt mir der Name im Kopf herum. Irgendwann einmal, so um 2010 herum, hat mir ein damaliger Arbeitskollege erzählt, dass er nach Namibia reist. Damals konnte ich so gar nichts damit anfangen. Namibia – klingt irgendwie nach irgendwo in Afrika, heiss, Wüste, gefährliche Tiere, keine Ahnung. Aber die Neugier ist trotzdem die ganzen Jahre in meinem Gedächtnis hängen geblieben. Als wir im Herbst letzten Jahres dann beschlossen haben, nach Südafrika zu reisen, kam mir das wieder einmal in den Sinn. Auch in Südafrika haben wir das ein oder andere Mal davon gehört und es wurde – meistens in begeisterten Erzählungen - als sehr schönes, ruhiges, sicheres Land beschrieben.
Nun soll es also endlich so weit sein. Namibia. Die ehemalige deutsche Kolonie beeindruckt schon mal mit ihren Kennzahlen: etwa zwei Mal so gross wie Deutschland, und nur etwa 2,5 Millionen Einwohner. Das entspricht weniger als 3 Einwohner pro km2. Zum Vergleich: Österreich hat 107, die Schweiz 216 und Deutschland hat 233 Einwohner pro km2. Wahnsinnig viel Platz also. Somit ist Namibia nach Grönland, Westsahara und der Mongolei auf Platz 4 der Länder mit der geringsten Bevölkerungsdichte der Welt. Auch die Sicherheit wird hoch gepriesen, ja gar als eines der sichersten Länder Afrikas gehandelt. Und tatsächlich findet sich Namibia im Top3-Ranking der sichersten Länder Afrikas – auf Platz 3 hinter Malawi und Mauritius. Trotzdem schneidet Namibia im weltweiten Vergleich nicht gerade besonders gut ab. Aber das sei mal dahingestellt. Wir haben es schon oft erlebt, dass die Erzählungen von Medien und vielleicht ängstlichen Menschen mit unserer eigenen Wahrnehmung sehr auseinandergehen. Beispiel Mexico, wo wir gut 4 Monate verbracht haben: wir haben Mexico und die Bevölkerung sehr freundlich, zuvorkommend und entspannt erlebt. Wir hatten nie Angst oder uns in irgendeiner Form unsicher gefühlt. Aber egal – hier geht es jetzt um Namibia.
In den letzten Tagen, die wir in Südafrika verbracht haben, haben wir einiges über Namibia recherchiert. Magdalena hat sich wie immer selbst übertroffen. Ich frage mich oft, wo sie diese Motivation hernimmt. All die Dinge über ein Land herauszusuchen, auf der Landkarte zu markieren, die ganzen Informationen dazuzuschreiben und dann das Ganze in einen Fahrplan umzuwandeln. Und jedes Mal wird es gut. Nein, es wird immer brillant! Und immer habe ich ein schlechtes Gewissen, denn ich selbst bringe selten die Geduld auf, mich so intensiv mit einem Land zu beschäftigen. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir ein so gutes Paar sind, weil wir uns in vielen Bereichen nahtlos ergänzen. Sie ist für mich einfach der perfekte (Reise)partner.
Für Namibia haben wir uns etwas ganz Besonderes überlegt. Da wir in Europa mit unserem Reisemobil unterwegs sind, ansonsten mit Rucksack reisen und hin und wieder ein Mietauto nehmen, wollen wir in Namibia ein 4x4-Abenteuer erleben: mit einem Geländefahrzeug und Dachzelt quer durch dieses riesige Land. Gleich vorweg: das ist kein ganz billiger Spass. Aber wir sind jetzt im vierten Jahr unserer Reise, wir haben in den letzten 3 Jahren sehr gut «gewirtschaftet» und sind fast immer UNTER unserem monatlichen Reisebudget gelegen. Höchste Zeit, dass wir uns etwas ganz Aussergewöhnliches gönnen. Zur Ergänzung: generell ist das Mieten eines Geländewagens in Namibia nicht teurer als anderswo. Im Gegenteil. Für uns persönlich allerdings war und ist das eine stolze Summe, die wir in eine 3wöchige Selbstfahrer-Rundreise investieren wollen. Aber zu den Zahlen kommen wir später noch.
Anbieterdschungel
Anbieter für 4x4-Touren (geführte oder auch zum Selberfahren) gibt es in Namibia einige. Die meisten Anbieter finden sich in der Hauptstadt Windhoek. Doch welchen Anbieter soll man nehmen? Das war eines der Herausforderungen, der wir uns stellen mussten. Zunächst einmal haben wir einige 4x4-Anbieter in Windhoek über Google gefunden und diese per E-Mail kontaktiert. Januar und Februar sind – zu meiner Überraschung – hier «Low Season». Obwohl es hier jetzt Sommer ist. Sommer bedeutet allerdings auch Regenzeit. Aber keine Angst: im Laufe unserer nächsten Berichte werdet ihr lesen, dass der Regen hier meistens nicht sehr lange anhält, und auf die Temperaturen hat es so gut wie keine Auswirkung. Man kann im ganzen Land ständig mit angenehmen Werten um oder über 30 Grad rechnen. Doch bleiben wir beim Thema Offroad-Vermieter in Namibia.
Insgesamt haben wir uns die Mühe gemacht, 8 Anbieter mit einer konkreten Anfrage per E-Mail zu kontaktieren. Von diesen 8 Anbietern haben gerade einmal 4 zurückgeschrieben. VIER! Das ist eine ziemlich traurige Rücklaufquote. Leider erleben wir das immer öfter. Ja, man kann mir vielleicht zur Last legen, dass ich im IT-Bereich zuhause bin und dass nicht alle so technisch versiert sind. Aber mal ehrlich: wir haben 2023. Eine Kommunikation über E-Mail ist heutzutage wahrlich nichts Exotisches mehr. Eigentlich langsam, aber sicher DAS Kommunikationsinstrument Nr. 1 weltweit, mal abgesehen vom eher im Privatbereich angesiedelten WhatsApp. Da darf man sich schon erwarten, dass zumindest eine Antwort kommt. Aber es ist wirklich ein Graus, wie mies und enttäuschend der Service und die Kommunikation über E-Mail ist – und das nicht nur in Afrika! Aber ja, es ist besonders einfach, auf eine E-Mail-Nachricht nicht zu antworten. Was besonders enttäuschend war: auch von den grossen «Platzhirschen» wie Asco Car Hire oder Africar kam keine Antwort. Das war schon mal ein K.O.-Kriterium für uns, denn jemand der nicht mal auf eine Mail zurückschreibt, dessen Service wird bestimmt nicht besser. Bei manchem Anbieter wiederum hat es uns gar nicht so gross gestört, keine Antwort zu bekommen, da die Tagesraten teilweise fast doppelt so hoch waren wie von anderen. Also doppelt so teuer und keine Antwort zurückschreiben - ein NO-GO und daher sicherlich nicht empfehlenswert.
Eindeutig am besten und zuverlässigsten war die Kommunikation mit Kalahari Car Hire, für die wir uns schlussendlich auch entschieden haben. Die Antwortzeiten waren immer sehr kurz, die enthaltenen Informationen brauchbar (was bei anderen Anbietern auch nicht immer der Fall war) und schlussendlich hatten wir bei Kalahari Car Hire das beste Bauchgefühl. Das Unternehmen ist deutsch geführt und sämtliche Kommunikation kann in Deutsch abgewickelt werden. Das war zwar kein Kriterium für uns, aber es macht doch alles ein wenig einfacher. Uns hat schlussendlich alles so gut gefallen, dass wir einen eigenen Bericht über unsere Erfahrungen mit Kalahari Car Hire geschrieben haben. Mehr Details dazu in unserem Erfahrungsbericht von Kalahari Car Hire.
Wir freuen uns riesig, dass wir uns betreffend Fahrzeugtyp, Equipment und Mietdauer mit Kalahari Car Hire einig werden. Nun steht es also fest: 22 Tage Abenteuer, 22 Tage Busch und Wüste, 21 Nächte im Dachzelt schlafen – bei jedem Wind und Wetter.
Butterkrieg
Zurück zur Gegenwart, zurück zu uns: wir sind in George, Südafrika – am Flughafen. Wir warten auf unseren Flug nach Windhoek, Namibia. Unser Arrangement mit Kalahari Car Hire ist abgeschlossen und bald geht es los. Wir müssen in Johannesburg zwischenlanden. Von dort an geht es direkt nach Windhoek. Wir haben dort etwas ausserhalb des Zentrums von Windhoek, in der Nähe des Flughafens, ein kleines Apartment gemietet, denn wir wollten ungern ankommen und am gleichen Tag dann schon in das Auto steigen. Als wir in unserem Zwischenziel Johannesburg wieder einchecken, müssen wir erneut durch die Sicherheitskontrolle. Aber das sollte kein Problem sein, denn wir wurden ja schon in George «durchleuchtet». Doch siehe da: wir haben etwas dabei, das sich auf dem Weg von George nach Johannesburg in etwas Böses verwandelt hat. Wurde vielleicht nach Mitternacht gefüttert, wer weiss. Am Security Gate stoppt uns nämlich zu unserer Überraschung der Sicherheitsbeamte und will in unsere Handgepäckstasche schauen. Ohne Schuldbewusstsein öffnen wir sie, und er zieht unsere Erdnussbutter aus unserem Rucksack. «This item is not allowed on the aircraft». Aha. Und warum nicht? Nach einem kurzen Frage-Antwort-Spiel wird Magdalena plötzlich richtig sauer und schimpft den Mann am Flughafen Worte, die ich hier nicht schreiben kann. Zum Glück auf Deutsch. Aber aufpassen muss man trotzdem. Alle Diskussionen führen zu nichts. Der Sicherheitsbeamte erklärt uns, dass man es „streichen“ kann, somit ist es eine verbotene Substanz – was es ganz offenbar in George, beim ersten Sicherheitscheck, noch nicht war. Er nimmt es uns ab und wirft das Glas in den Müll.
Ich persönlich verstehe das natürlich vollkommen. Ach ja, kennen wir sie nicht alle, die Geschichten der hinterlistigen Bio-Terroristen, die an Bord den Flugkapitän und die Crew von oben bis unten mit Erdnussbutter bestreichen, in der Hoffnung, eine fiese Erdnuss-Allergie hervorzurufen und diese Situation schamlos auszunutzen, um das Flugzeug zu übernehmen? Diese Schmierfinken! Deswegen werden Air-Marshals seit jeher mit Erdnussbutter-Abwehrgeräten ausgestattet. Auch die Crew wird in ihrem Security-Programm immer wieder darauf hingewiesen, entsprechende Sicherheitsbrote bereitzuhalten, um die Butter im Ernstfall effizient abtupfen zu können. Diese Situation ist definitiv nicht zu unterschätzen und ich bin froh, dass wir so viel Sicherheit in der Luft geniessen können und nicht ständig der Hülsenfruchtschmiergefahr ausgesetzt sein zu müssen. Ganz besonders freue ich mich dann auch über die Snacks, die während des Fluges serviert werden: Brötchen mit Butter, dazu ein spitzes Metallmesser. Ich liebe diese sinnhaften Gesetze unserer Welt.
Wo zum Geier sind wir?
Der Flughafen von Windhoek sollte laut unserer Recherche direkt im Zentrum sein. Genau deswegen haben wir auch ein Apartment gewählt, das nicht allzu weit davon entfernt ist. So können wir bei den Taxikosten gleich etwas einsparen. Beim Landeanflug denke ich mir, dass das Land wirklich sehr dünn besiedelt ist. Wir berühren schon fast den Boden, und es sind immer noch keine Häuser weit und breit in Sicht. Gut, dass Windhoek mit seinen 500.000 Einwohnern keine Grossstadt ist, war mir schon bewusst. Aber so gar keine Häuser im Umkreis zu sehen, obwohl wir eigentlich direkt im Zentrum sein sollten, macht mich dann doch etwas stutzig. Na ja, wird schon passen.
Wir steigen aus, gehen in das – meiner Meinung nach ziemlich überschaubare – Flughafengebäude und warten am Kofferband auf unsere Reisetaschen. Tatsächlich habe ich mir das alles ein wenig grösser vorgestellt. Es sieht aus wie ein Lokalflughafen, wo nur Propellermaschinen verkehren. Aber immerhin, ich entdecke ein Schild mit der Aufschrift „Hosea Kutako International Airport“. Hmmm, aber eigentlich sollte unser Flughafen doch „Eros“ heissen. Na ja, die Afrikaner sind da vermutlich nicht so schnell mit umschreiben. Jetzt bekommen wir beide aber doch Zweifel. Wo zum Geier sind wir hier gelandet??
Zumindest unsere Taschen kommen an, also wir sind nicht in den falschen Flieger gestiegen. So viel ist mal sicher. Wir haben zwar noch kein Internet, aber Google Maps sollte zumindest mit dem GPS funktionieren. Die gute Nachricht: wir sind in Namibia. Die schlechte: Windhoek ist fast 50 km entfernt. Ohje… Okay, am Infoschalter im Terminal kommt etwas Licht ins Dunkel. Gequält und genervt löst die Info-Dame den Blick von ihrem Handybildschirm, und das mit leichtem Augenrollen untermalte «How can I help you…» klingt nicht unbedingt motiviert. Es stellt sich gleich heraus, dass sie keine Ahnung von gar nichts hat und den Schalter einfach nur deshalb besetzt, damit der Stuhl nicht leer ist. Aber zumindest kann sie mir bestätigen, dass wir in Namibia sind und die Hauptstadt etwa 45 Autominuten entfernt ist. In weiterer Folge finden wir heraus, dass es tatsächlich einen Flughafen im Zentrum von Windhoek gibt, aber der ist nur für Inlandsverkehr (das sagt mir dann ein Taxifahrer, die Info-Tante wusste das nicht). Na sauber. Aber gut – nichts gewonnen, nichts verloren. Wir besorgen uns noch am Flughafen eine Datenkarte, damit wir wenigstens Internet haben. Das wiederum funktioniert ausgezeichnet!
Prepaid SIM-Karte in Namibia kaufen – unser Tip
Auktion
Die Fahrt mit dem Taxi vom Hosea Kutako International Airport in das Stadtzentrum von Windhoek kostet uns nach einigen Verhandlungen schlussendlich 450 N$ (etwa 24,- EUR, Stand 02/2023). Ursprünglich wollten sie 650 N$, aber da nichts los war und so viele Taxifahrer verfügbar waren, haben wir einfach eine kleine Auktion gestartet und dann das billigste Angebot angenommen. Eine Horde Taxifahrer umringt uns, sie fauchen sich gegenseitig an, diskutieren angeregt und wir warten, bis einer sich auf unseren Preisvorschlag einlässt.
Die Fahrt dauerte dann tatsächlich gute 50 Minuten. Die Taxifahrer dort haben ziemlich wenig Ahnung von den Strassen, und die Strasse, in die wir mussten, kannte er nicht. Aber statt einem GPS oder Google Maps zu verwenden wollte er die Telefonnummer unserer AirBnb-Vermieterin haben. Die hatten wir ja selbst nicht. Also haben wir ihn mittels unseres Handys und dank der neuen Datenkarte von MTC in die richtige Strasse gelotst. War schon eine komische Situation – aber mit Navigationsgeräten läuft hier offenbar nicht viel. Sie wüssten gar nicht wie sie sie bedienen sollen. Die nächsten 5 Tage verbringen wir in unserem Apartment und recherchieren mit dem ziemlich miesen WIFI nochmals alles über Namibia, das wir auf unserer geplanten 4x4-Tour entdecken wollen. Wir sind gespannt!
Liebe Grüsse
Reiseroute
22. Jan. 2023George
SA22. Jan. 2023Johannesburg
SA22. Jan. 2023Windhoek
NA