Reparaturanfällig
19. November 2023The Golden City
29. November 2023See mit Insel
LEBEN heisst rückwärts gelesen NEBEL. Kein Wunder, das man manchmal nicht durchblickt...
26. Oktober 2023 - Reisetagebuch Eintrag #146
- SEE MIT INSEL | geschrieben von Magdalena
Netzlos
Nach den ganzen Miseren mit dem Wohnmobil, sind meine Nerven langsam durch. So macht es uns nicht wirklich Spass zu reisen. Jeden Tag haben wir aufs neue Angst, was wohl als nächstes kaputtgehen könnte und wenn wir dann mal einen schönen Tag haben, fragen wir uns, was als Nächstes auf uns zukommt. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch. Wir haben uns dieses Leben ausgesucht und bis jetzt hat es uns auch extrem gefallen. Ich möchte die Zeit auf keinen Fall missen und ich bin auch noch nicht bereit unsere Reise aufzugeben. Aber Amerika und unser Ollie machen es uns nicht immer leicht. Es fängt schon bei den kleinsten Sachen an. Die normalerweise gar nicht kompliziert sind, aber hier in den USA läuft es einfach nicht so wirklich rund für uns. Hier ein weiterer kurzer Auszug aus: “Wenn es mal nicht so läuft”.
Nachdem wir das Problem mit unserem Charger lösen konnten. Wollten wir einfach nur noch an einen Platz, uns dort was zu essen machen und die ganzen doofen Sachen, die uns passiert sind, vergessen. Gut ist nicht allzu weit ein Rastplatz, bei dem es sogar erlaubt ist, über Nacht zu stehen. Wir verlassen Eugene und fahren gemütlich durch die wunderschöne Landschaft von Oregon, um dann 2 Stunden später festzustellen, dass der Rastplatz geschlossen ist. War ja klar... Das alles wäre ja nicht so ein Riesenproblem, es gibt sicherlich noch weitere passende Plätze. Da wir aber wieder mal kein Netz haben, können wir keinen neuen Platz raussuchen. Wir beschliessen zurück zum nicht weit entfernten Dorf zu fahren und wollen uns dort auf die Suche machen. Es überrascht uns nicht, dass wir auch mitten im Dorf absolut kein Netz reinbekommen. Kaum zu glauben, dass die Netzqualität in diesem Land so gut wie gar nicht vorhanden ist. Jetzt können wir nur noch ein offenes WLAN-Netzt suchen gehen. Wir werden nach gut 30 Minuten bei einer Fastfoodkette fündig und können uns dort in ihr WLAN einloggen. Und so kostet uns eine kleine Sache, sage und schreibe über 1 ½ Stunde Zeit.
Kratersee
Die Recherche hat sich rentiert. Nach weiteren zwei Stunden kommen wir an einem Traum-Campingplatz, mitten im Wald an. Wir suchen uns den grössten und offensten Platz aus. Ich richte uns ein leckeres Abendessen und Rene sorgt derweil für ein schönes Lagerfeuer. Wir geniessen die Ruhe, gönnen uns ein Glas Whisky und probieren zu vergessen, was alles die letzten Tage schiefgelaufen ist. Wenn wir an solch schönen Plätzen stehen können, dann wissen wir wieder, warum wir das alles machen und wie glücklich wir mit unserem jetzigen Leben sind. Hoffentlich bekommen wir jetzt mal ein wenig eine Verschnaufpause und es geht so schnell nichts mehr kaputt. Dann macht das Reisen auch wieder umso mehr Spass.
Wir brechen frühmorgens Richtung Crater Lake auf. Vor etwa 7700 Jahren eruptierte der Vulkan Mount Mazama. Was zurück blieb war der wunderschöne Crater Lake mit seinem tiefblauen und klaren Wasser. Da der See weder Zu- noch Abflüsse besitzt, besteht das Wasser aus Regen- und Schneeschmelzwasser. Die Wasserqualität ist die beste in ganz Nordamerika. Mit einer durchschnittlichen Tiefe, von 350 m, und dem tiefsten Punkt von 594 m, ist er der tiefste See der USA und der zweittiefste See Nordamerikas.
Über den Nordeingang, der Anfang Woche wegen Schnee noch gesperrt war, betreten wir den Nationalpark. Das ein oder andere Schneefeld ist noch zu erkennen, auf der Strasse liegt jedoch kein Schnee mehr. Bei schönstem Wetter erkunden wir die Gegend rund um den Crater Lake. Vieles an der Landschaft erinnert uns an Teneriffa und wir fühlen uns gleich wohl. Wir halten an fast jedem Aussichtspunkt an und geniessen ein Frühstück mit besten Aussichten auf den See.
Ganz ohne eine Wanderung wollen wir dieses Gebiet nicht verlassen. Wir entscheiden uns für die Watchman Peak Wanderung. Eine moderate 3 km lange Wanderung, mit bester Aussicht auf den See und Wizard Island. Vom Parkplatz geht es ab jetzt 130 Meter aufwärts. Die Höhenmeter machen uns dieses Mal nicht zu schaffen. Wir hatten nur nicht damit gerechnet, heut im Schnee zu wandern. Da der Aussichtspunkt aber auf einer Höhe von 2442 Metern liegt, und es Anfang der Woche geschneit hat, ist es nichts Aussergewöhnliches, dass der Schnee liegen geblieben ist. Die Wanderung ist trotzdem wunderschön und als wir beim Aussichtspunkt ankommen, hat sich jeder Meter, den wir im Schnee gewandert sind, rentiert.
Wir schütteln den letzten Schnee von unseren Schuhen ab und statten dem Visitor Center im Rim Village noch einen Besuch ab. Von dort aus gehen noch einige Wanderungen weg. Aufgrund der schon sehr fortgeschrittenen Uhrzeit entscheiden wir uns noch einen kurzen Rundweg zu gehen und fahren dann Richtung Schlafplatz bei einem momentan noch geschlossenen Snowpark, nicht weit vom Nationalpark entfernt.
Grenzkontrolle
Für uns geht es nun weiter in einen neuen Bundesstaat. Wir lassen Oregon hinter uns und betreten die Grenze nach Kalifornien. Doch was sehen wir da vor uns auf der Strasse? Ist da wirklich eine Grenzstation? Bis jetzt ist uns fast nie aufgefallen, wenn wir einen Bundesstaat in den USA gewechselt haben. Teilweise sind die “Welcome” Schilder so klein, dass man sie leicht übersehen kann und gar nicht mitbekommen hat, wenn man einen neuen Bundesstaat betreten hat.
Wir werden links ran gewunken und lassen erstmal die Scheibe runter. Der nette Zollbeamte fragt uns, ob wir frische Früchte, frisches Obst, Pflanzen oder Brennholz dabeihaben. Wir verneinen alles und dürfen ohne weitere Kontrolle weiterfahren. Gut hat uns Linda den Tipp gegeben, keine frischen Lebensmittel mit nach Kalifornien einzuführen.
Da die Anfahrt nach Crescent City, unserem heutigen Endziel, wegen den vielen Strassenarbeiten lange gedauert hat, ist es kurz vor Sonnenuntergang als wir den Schlafplatz erreichen. Heute übernachten wir auf einem Casino-Parkplatz. Das Beste daran ist, dass wir noch eine gratis Playercard mit einem Guthaben von fünf Dollar bekommen. Rene will natürlich gleich sein Glück probieren und verliert sein Guthaben innerhalb der ersten fünf Minuten. Schuld daran soll ich sein, da ich nicht gesagt habe, wann er aufhören soll. Von Crescent City sehen wir leider auch am nächsten Tag nicht viel mehr als das Elk Valley Casino. Es liegt eine dicke Nebeldecke über der ganzen Stadt und es ist absolut nichts zu sehen.
Alte Riesen
Wir verlassen am nächsten Tag die Nebelsuppe und fahren zum Redwood Nationalpark. Hier findet man die grössten Bäume weltweit – oder besser ausgedrückt die grössten lebenden Dinge auf der Erde. Es gibt also nichts natürlich Gewachsenes, das grösser als diese Bäume ist. Wir halten beim 1500 Jahre alten Big Tree an und können kaum glauben, dass der Durchmesser dieses riesigen Baumes so gross wie unser Wohnmobil ist. Mit 87,2 Metern Höhe, hätte man von der Baumkrone vermutlich einen genialen Ausblick auf die umliegende Umgebung.
Weiter geht es zum Prairie Creek Visitor Center. Wir wollen unbedingt zum Fern Canyon. Die Strasse ist leider für RV´s gesperrt. Es gibt jedoch die Möglichkeit, über den James Irvine Trail zum Fern Canyon zu gelangen. Somit wird aus einer leichten 1,6 km Wanderung, eine moderate bis schwere 20 Kilometer lange Wanderung. Der Weg geht mitten durch die riesigen Mammutbäume und ist wunderschön angelegt. Auf jeden Fall eine Empfehlung von uns.
Angekommen am Fern Canyon, bestaunen wir die verschiedensten Farnarten, die sich in der Schlucht an den Wänden angesiedelt haben. Wir müssen den ein oder anderen Wasserlauf überqueren, um durch den Canyon zu gelangen, bekommen nasse Füsse und tauchen in die Tiefen der Schlucht ab.
Zurück am Visitor Center fahren wir den angrenzenden Campingplatz an und freuen uns schon auf eine warme Dusche. Wir spüren jeden Kilometer in den Füssen und wollen eigentlich nur noch den Abend geniessen. Die nette Dame an der Rezeption erklärt uns leider, dass Sie keinen freien Platz mehr für uns hat. Es ist Ende Oktober, mitten unter der Woche. Damit hätten wir nicht gerechnet, heute keinen Stellplatz mehr zu bekommen. Es nützt nichts, für heute müssen wir uns wohl oder übel, mit einem Schlafplatz auf einem Rastplatz, zwischen den LKWs, direkt am Highway abfinden.
Glücksspiel
Nach einer ziemlich schlaflosen Nacht am Highway, fahren wir frühmorgens nach Eureka. Es handelt sich hierbei nicht um die Sci-Fi Serie, Eureka – Die geheime Stadt, sondern um eine Stadt mit knapp 30.000 Einwohnern im Norden Kaliforniens. Wir haben uns wegen den tollen Viktorianischen Häusern, die es hier geben soll, für einen Zwischenstopp entschieden. Nachdem wir einen Parkplatz für Ollie gefunden haben, schlendern wir gemütlich durch die Gassen. Die Häuser sind teilweise von Grund auf renoviert geworden und präsentieren sich von ihrer schönsten Seite. Leider zieht der Nebel kurz vor Mittag wieder auf und wir sehen kaum noch was von der Umgebung.
Wir beschliessen Eureka zu verlassen und wollen die Zeit nutzen, um an unseren Berichten zu schreiben. Als Stellplatz für die nächsten Nächte haben wir uns wieder ein Casino herrausgesucht. Es hat bei dem letzten so super geklappt, dass wir nochmals unser Glück probieren wollen. Die Campingplätze an der kalifornischen Küste sind sehr teuer und haben teilweise nicht viel zu bieten. Warum viel, für nichts bezahlen, wenn man gratis bei einem Casino stehen kann? Wir kommen am Nachmittag beim Bear River Casino in Loleta an und werden dort sehr nett empfangen. Wir müssen uns nur registrieren, einen Spielerpass erstellen und dürfen 3 Tage kostenlos auf dem Parkplatz stehen.
Wir nutzen die Tage, um an den neuen Berichten zu arbeiten und gehen Samstagabend in das ziemlich volle Casino, um unser Glück zu probieren. Auf unserem Spielerpass ist ein Guthaben von jeweils 10 Dollar vorhanden. Zuerst schauen wir uns erstmal im Casino um und kommen sehr schnell drauf, dass hier doch einiges anders gespielt wird als in Österreich. Ok zugegeben, es ist schon etwas länger her, dass wir im Casino waren, aber so spezielle Spiele haben wir bei uns nicht gefunden. Von Spanish Blackjack bis Craps (bei diesem jedoch die Karten und nicht Würfel zusammengerechnet werden) ist alles dabei. Nachdem wir einige Runden gemacht haben, dem ein oder anderen Spiel zugeschaut haben, suchen wir uns einen Automaten aus und jeder probiert nun sein Glück. Gesamt verlassen wir das Casino mit 16 Dollar mehr in der Tasche. Wir sind Mega Happy. Wir hatten einen schönen Abend, durften gratis 3 Tage hier übernachten und gehen sogar noch mit etwas mehr Geld in der Brieftasche nach Hause. Was will man mehr?
Highway 1
Wir verlassen nach drei Tagen frühmorgens das Casino, füllen nochmals um schlappe 5 Dollar die Gallone den Tank von Ollie auf und machen uns auf in Richtung Küste. Es geht nun entlang des Highway 1 bis nach San Francisco. Da die Strecke jedoch viel zu schön ist, wollen wir diese nicht an einem Tag durch hetzen. Die Strasse ist teilweise sehr eng, kurvig und man kann nicht wirklich schnell fahren. Gefühlt würden wir am liebsten bei jeder Haltebucht stehen bleiben, nur dann bräuchten wir definitiv ein paar Tage mehr. Wir suchen uns einen schönen Parkplatz und machen dort Frühstückpause.
Wir glauben sogar Wale zu sehen, jedoch sind sie zu weit entfernt und das Meer ist einfach zu unruhig, um sie genau zu sehen. Wir packen unsere Sachen zusammen und fahren zum Point Cabrillo Lighthouse. Dort wollen wir uns ein wenig die Füsse vertreten und etwas an der Küste entlanglaufen.
Nicht weit vom Leuchtturm entfernt liegt das süsse kleine Dorf Mendocino. Wir gehen in das Visitor Center, besorgen uns Kartenmaterial und laufen zuerst an der Küste entlang bis zum Russian Gulch State Park. Danach wollen wir noch ein wenig durch das Dorf spazieren. Hier finden wir viele ältere Gebäude, die sehr schön renoviert wurden. Dieses Dorf hat wirklich sehr viel Charme. Dank des Tipps der netten Mitarbeiterin im Visitor Center dürfen wir mit Ollie an der Main Street übernachten und verbringen somit eine wunderbare, ruhige Nacht, mit Meerblick in Mendocino.
Frühmorgens packen wir unsere Sachen zusammen und fahren weiter am Highway 1 entlang der kalifornischen Küste. Die Strasse wird gefühlt immer schmaler und Rene hat ganz schön zu kämpfen, unseren dicken Ollie auf der Spur zu halten. Anfangs präsentiert sich der Pazifik noch von seiner schönsten Seite. Wir lieben es entlang einer Küste zu fahren, mit Aussicht auf das Meer. Doch nach zwei Stunden Fahrzeit sehen wir absolut gar nichts mehr. Der Nebel wird immer dichter und bald schon sehen wir keine 3 Meter weit. So macht die Fahrt nicht wirklich Spass. Unser Frühstück geniessen wir bei einem Wanderparkplatz mit bester Aussicht aufs unendliche Grau und hoffen, dass uns in San Francisco nicht so ein Wetter erwartet.
Am Nachmittag kommen wir dann endlich in Vallejo beim Tradewinds RV Park an. Wir sind einer Empfehlung von Freunden gefolgt, die vor 2 Jahren San Francisco, von hier aus erkundet haben. Ob es sich rentiert hat, soweit entfernt von der Metropole zu übernachten und was wir alles in der Golden City erlebt haben, erfährt ihr im nächsten Bericht.
Liebe Grüsse
Reiseroute
15. – 17. Okt. 2023Crater Lake
US17. – 19. Okt. 2023Crescent City
US19. – 20. Okt. 2023Redwoods
US20. – 23. Okt. 2023Loleta
US23. – 24. Okt. 2023 Mendocino
US24. – 27. Okt. 2023Vallejo
US