Flamenco, Tapas, Freche Fahrräder
17. Juli 2021Portugal und Ich – Ein Sommer(alp)traum? Teil 1
28. Juli 2021Schiff ahoi! Auf zu neuen Ufern
Und die See gibt ihnen neue Hoffnung, wie die Nacht ihnen neue Träume bringt.
18. Juli 2021 - Reisetagebuch Eintrag #53
- SCHIFF AHOI! AUF ZU NEUEN UFERN | geschrieben von Magdalena
El Rocío
Auf der Fahrt Richtung Huelva schlägt der Reiseführer einen kleinen Wallfahrtsort namens El Rocio vor. Den Stop legen wir gerne ein und sind überrascht: im gesamten Ort gibt es (ausser der Hauptstrasse) keine befestigten Strassen. Vorzugsweise findet sich hier Sand, Staub und Kies. Deswegen ist die Mehrzahl der Einwohner entweder mit Geländewagen oder mit Pferden und Kutschen unterwegs. Gerade mal 800 Einwohner zählt die Gemeinde, die auf uns viel mehr als eine alte Westernstadt in Mexico wirkt. Doch zu Pfingsten steppt hier der Bär – oder besser gesagt die Taube: Hier wird die Heilige Jungfrau von El Rocío verehrt – oft als Blanca Paloma (Weiße Taube) bezeichnet. Dann treffen abertausende von Pilgern in den kleinen Ort, über 100 Bruderschaften reisen von überall her an. Am Sonnabend vor Pfingsten reiten, fahren und schreiten die Bruderschaften in El Rocío ein und passieren die Wallfahrtskirche, die Ermita, wo sie begrüßt werden. Kaum vorstellbar, denn der Ort wirkt jetzt fast wie ausgestorben, nur ein paar Touristen tummeln sich auf dem Hauptplatz und besuchen die kleine Kirche. Wir finden das Ambiente sensationell, wenn wir es nicht besser wüssten würde ich schwören, wir haben den Kontinent gewechselt. Nachdem wir eine Kerze erstanden und sie zu Ehren der heiligen Jungfrau entzündet haben, erkunden wir den Rest des wirklich kleinen Ortes und beenden den Dorfbesuch in einem gemütlichen Restaurant, bevor es dann weiter geht nach Huelva.Huelva, La Rabida
In Mariannes Reiseführer ist Huelva ziemlich nüchtern beschrieben. Schon der Einleitungssatz, der sinngemäss etwa besagt, dass Huelva weder spannend noch aussergewöhnlich, keine interessanten Gebäude oder Kunstwerke oder gar Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, stellt der Hafenstadt kein besonders gutes Zeugnis aus. Aber eine Sache finden wir dann doch, die uns alle interessiert. Nachdem wir Kolumbus’ Gebeine in der Kathedrale von Sevilla besucht hatten, bietet sich hier ein weiterer Leckerbissen an: ein Museum mit den originalgetreu nachgebauten Schiffen, mit denen Kolumbus einst nach Amerika gesegelt ist (in der Hoffnung einen Seeweg nach Indien zu finden). Das Museum befindet sich in La Rabida, gut 8 km vor Huelva und ein schöner Parkplatz, an dem wir auch die Nacht verbringen können, ist grad mal ein paar hundert Meter vom Eingang entfernt. Perfekt – und so können wir die Santa Maria, die Niña und die Pinta in ihrer vollen Grösse bestaunen und erkunden. Wir erfahren noch so einiges über die Reise des nicht gerade gutaussehenden Entdeckers und seine 90köpfige Crew. Nicht weit entfernt von hier ist Kolumbus 1492 auf seine abenteuerliche und gefährliche Reise ins Ungewisse aufgebrochen. Kein Wunder also, dass sich hier in der Gegend alles um den italienischen Seefahrer dreht.Die Palette der Stellplätze, die wir für unsere Übernachtungen verwenden, ist breit gefächert. Vom einfachen, lauten Parkplatz an einer viel befahrenen Strasse bis zu superidyllischen, ruhigen Plätzen im Grünen ist alles dabei. Dieses Mal ist es wieder Letzteres: im herrlich duftenden Pinienwald in vollkommener Abgeschiedenheit verbringen wir den Tag, zaubern ein leckeres Abendessen und freuen uns wieder einmal, wie gut es uns auf unserer Reise geht. Es gefällt uns so gut, dass wir sogar zwei Tage bleiben und zusätzlich den nahegelegenen, schön gestalteten botanischen Garten besuchen. Wir sind fast die einzigen Gäste auf dem Gelände und können es wirklich geniessen, bevor wir den vorläufig letzten Anlaufpunkt im südlichen Spanien ansteuern, der nur noch 10 km vor der Grenze zu Portugal liegt: Isla Cristina.
Isla Cristina
Bei Isla Cristina denkt man gleich an eine kleine, schöne, vorgelagerte Insel von Spanien. Das stimmt so nicht ganz, einzig der Name deutet auf eine Insel hin. Es handelt sich hierbei über eine sehr touristische Urlaubshochburg, vorzugsweise für Einheimische. Wir haben uns einen Stellplatz etwas ausserhalb des Ortes gesucht. Von hier aus haben wir einen tollen Blick auf das Landschaftsschutzgebiet Marismas de Isla Cristina. Wir entdecken gleich einen See voller Flamingos. So kann es gerne weitergehen.Am nächsten Tag radeln wir ins Zentrum. Wir haben für den Abend eine Bootstour gebucht, die sehr vielversprechend klingt. Zuvor wollen wir aber noch den Ort selber und die Strände anschauen. Das Dorf hat nicht allzu viel zu bieten. Zwei nett aussehende Gassen mit einigen Restaurants, Cafes und Geschäften sind alles was halbwegs ein Stadtzentrum erkennen lässt. Der Rest besteht aus Wohnungen und Hotelanlagen. Der bzw. die Strände können sich dafür allzu mehr sehen lassen. Kilometerlang ziehen sich die aneinandergereihten Sandstrände hin. Alle 500 Meter sieht man in den Dünen nette Bars und Restaurants. Jetzt verstehen wir, dass die Spanier hier Ihren Badeurlaub in vollen Zügen geniessen können. Wir springen noch schnell eine Runde ins Meer bevor wir Richtung Yachthafen fahren wo unser Boot wartet. Zur Bootstour gibt es nicht mehr zu sagen als dass sie irgendwie nett war. Vielleicht lag es an dem Fussball Spiel Spanien/Schweiz das der Kapitän nicht so aufmerksam war, keine Ahnung - aber umgehauen hat es uns nicht. Die nächsten Tage verbringen wir damit Flamingos und andere Vögel zu beobachten, über Portugal zu recherchieren und wieder Berichte zu schreiben. Wir müssen uns echt ranhalten das wir nicht zu sehr nach hinken. Wir erleben einfach so viel hier in Spanien, da gibt es Schreibstoff ohne Ende.
Nachdem die Spanier inzwischen auch Schulferien haben ist es mit der Ruhe am Pool nach dem ersten Tag vorbei. Nun haben alle Kinder auf dem Platz den Pool für sich beansprucht und uns bleibt nur noch die Dusche für eine Erfrischung. Bei den ganzen Recherchen über Portugal kommt immer mehr ein mulmiges Gefühl in uns auf. Aber irgendwie hatten wir das bis jetzt immer, wenn wir wieder ein neues Land bereist haben. Man weiss ja nicht wie es dort ist und ob es einem auch gefällt. Ob man mit den ganzen Regeln klar kommt usw. Portugal hat einen kleinen Beigeschmack für uns. Anfang Jahr wurde ein neues Gesetz erlassen, dass die Campergemeinde sehr einschränkt. Gut, eigentlich gab es das Gesetz schon vorher, aber es wurde immer irgendwie toleriert und auch nicht gestraft. Es besagt: es ist nur noch auf ausgewiesenen Plätzen gestattet mit dem Camper zu Parken bzw. zu übernachten. Wildcamping ist ausdrücklich verboten worden und wird mit hohen Strafen geahndet. Das gilt auch für Tages und Nachtparkplätze. Wir haben schon öfters gehört, dass die örtliche Polizei teilweise hart durchgreift und mit Strafen nicht gerade zimperlich sind. Wir sind nun gespannt ob es genug Alternativen gibt oder ob es schwer werden wird, immer einen Übernachtungsplatz zu finden. Am Montag den 05.07.2021 geht es dann um 11:00 Uhr los Richtung Portugal. Weit haben wir es nicht, da Isla Cristina fast direkt an der Grenze ist. Keine 15 Minuten später haben wir es geschafft. WELCOME Portugal, WELCOME Algarve. Und HALLO Zeitumstellung! Ja richtig: Portugal hinkt eine Stunde hinter Spanien nach, so schnell wird dann aus 11:15 Uhr 10:15 Uhr.
Portugal
Jetzt heisst es aber erstmal einkaufen, um uns für die nächsten Tage eindecken zu können. Nicht schlecht staunen wir als wir uns in der Schlange anstehen müssen um zu warten bis wir in den Supermarkt reindürfen. Ich hatte gleich ein Déjà-vu und musste an die Lockdown Zeiten in Teneriffa denken. Aber alles geht gut und der erste Einkauf im neuen Land ist erfolgreich gemeistert. Unser erstes Ziel für heute heisst Alcoutim. Eine kleine schöne Gemeinde mit vielen weiss gekalkten Häusern und einer Burg die über das Dorf wacht. Der verschlafene Ort ist toll anzuschauen. Der Fluss Guadiana, der direkt am Dorf vorbeifliesst, dient zugleich auch als Grenze zu Spanien. Wir beschliessen noch ein weiteres Dorf anzusehen bevor wir dann auf Stellplatzsuche gehen wollen. Mèrtola, inmitten den Parque Natural do Vale do Guadiana, klingt sehr verlockend. Als wir auf dem Parkplatz einfahren und der ziemlich leer ist werden wir wieder mal daran erinnert das am Montag alle touristischen Einrichtungen geschlossen haben. Ok dann wird das heute nichts mehr mit dem Erkunden der grossen Festung die uns schon bei dem Eingang zur Stadt ins Auge gefallen ist. Wir schlendern also ein bisschen durch die Strassen. Besser gesagt schlurfen wir. Es hat inzwischen wieder über 40 Grad und unsere Körper fühlen sich an als würden sie innerlich verglühen. Eine Bar mit kühlen Getränken muss her. Wir werden schnell fündig und lassen uns in einer kleinen Bar mit Blick auf den Fluss nieder. Schnell kommen wir mit dem netten belgischen Wirt ins Gespräch. Zu unserem Glück spricht er Deutsch, denn portugiesisch klingt bis jetzt noch ziemlich Chinesisch für uns. Der Wirt bestätigt uns was wir schon vermutet haben. Durch das neue Gesetz ist es ziemlich schwer geworden einen Platz fürs Womo zu finden. Bei ihnen im Dorf gibt es an der Hauptstrasse einen Platz an dem das Übernachten noch geduldet wird. Ansonsten ist der nächste Campingplatz in Serpa.Da es nicht so verlockend klingt, die nächsten Stunden auf einem Sandplatz mit lautem Strassenverkehr zu verbringen beschliessen wir Richtung Serpa aufzubrechen. Der Campingplatz klingt vielversprechend und ist ein idealer Ausgangspunkt um die Stadt zu besichtigen. Einen kurzen halt machen wir in Mina de Sao Domingos. Der Badesee der uns dort erwartet soll für eine Abkühlung sorgen. Lange bleiben wir jedoch nicht da es hier nur von Verbotsschildern wimmelt. Guter Dinge geht es auf nach Serpa. Als wir in den Campingplatz einfahren kommt nach der Freude die Ernüchterung. Der Platz ist so gut wie leer. Gerade mal 3 Fahrzeuge stehen hier. Mindestens 50 Plätze sind noch frei. Die Dame entschuldigt sich gleich bei uns da Sie nur einen von uns rein lassen kann. Die neuen Corona Regeln verbieten mehr als 4 Fahrzeuge aufzunehmen. Na ganz toll. Es ist inzwischen kurz vor 21:00 Uhr und die Plätze hier im Niemandsland sind ziemlich rar. Knappe 30 Kilometer entfernt in Vila Verde de Ficalho finden wir auf unserer App einen privatbetriebenen Platz. Wir rufen dort erstmal an um abzuklären ob er überhaupt zwei Womos aufnehmen kann. Der nette Herr am Telefon bestätigt und eine Stunde später treffen wir auf seinem Gelände ein. Eine Strassensperre hat es uns etwas schwer gemacht auf sein Grundstück zu kommen. Halb verhungert machen wir um 23:00 Uhr unser Abendbrot und sind froh einen Platz für die Nacht gefunden zu haben. Ganz ehrlich: bis jetzt bin ich mir nicht so sicher ob mir Portugal gefallen wird. Das war ein bisschen viel Aufregung für den ersten Tag. Es soll sich jedoch am nächsten Morgen rausstellen das es Schicksal war bei Luis – so heisst der Besitzer - gelandet zu sein. Wir werden früh morgens mit frischem Brot empfangen und die Herzlichkeit von Luis springt gleich auf uns über. Wir verbringen drei wunderschöne, ruhige Tage bei ihm. Seinen Pool haben wir ganz für uns alleine und Luis gibt sein Bestes um uns den Abschied schwer zu machen. Spätestens als wir mit leckerem Portugiesischen Nachtisch bekocht werden beschliessst Rene, hier bis Oktober bleiben zu wollen. Es nützt jedoch nichts, wir wollen ja noch ein bisschen mehr von dem Land entdecken. Am Donnerstag heisst es dann Sachen zusammenpacken und ab an die Algarve nach Tavira. Südküste, wir kommen!
Albufeira (PT), im Juli 2021
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Magdalena
Reiseroute
28. Juni – 30. Juni 2021El Rocio, La Rabida (Huelva)
ES30. Juni - 05. Juli 2021Isla Cristina
ES05. Juli 2021Grenzübertritt Spanien - Portugal
ES - PT5. Juli 2021Alcoutim
PT5. Juli 2021Mertola
PT5. Juli - 8. Juli 2021Vila Verde de Ficalho
PT
Erfahrungsberichte