Diebe – Dinos und die Rockys
23. Juli 2023Wolfstanz und Kojotenruf
13. August 2023Ollie on the Rocks
Berge sind stille Meister und machen schweigsame Schüler.
26. Juli 2023 - Reisetagebuch Eintrag #132
- OLLIE ON THE ROCKS | geschrieben von Magdalena
Ab in die Rockys
Yipieee, wir dürfen unseren ersten Nationalpark in den USA besuchen. Wir haben es geschafft, die Mission war erfolgreich und wir haben noch eines der heiss begehrten Tickets erhalten. Um 17:02 haben wir die Bestätigung bekommen. Morgen dürfen wir zwischen 06:00 – 08:00 Uhr in den Rocky Mountain National Park einfahren.
Wir packen unsere Sachen beim Internetcafe zusammen und machen uns auf den Weg zum Stellplatz. Wir müssen noch Abendessen kochen und die Rucksäcke zusammenpacken. Den es heisst morgen sehr, sehr früh aufstehen. Laut Wetterbericht sollte es heute ab 22 Uhr nicht mehr regnen und zumindest am Vormittag in den Rockys trocken sein und die Sonne sollte auch zum Vorschein kommen.
Die Rucksäcke sind gepackt, der Wecker ist auf 04:30 Uhr gestellt und wir liegen wach im Bett. Es will einfach nicht aufhören, zu regnen. Wir werden immer wieder von den Regentropfen, die auf unser Dach prasseln, geweckt und als dann, nach einem sehr kurzen Schlaf, der Wecker abgeht, ist unsere Laune am Boden. Wir ziehen die Vorhänge auf und sehen, dass es immer noch regnet. Was sollen wir machen? Wir sind 70 Kilometer vom Nationalpark entfernt. Rentiert es sich wirklich, so weit zu fahren und dann eventuell gar keine Wanderung machen zu können? Wenn man eines als Vorarlberger gelernt hat, dann: bei Gewitter nicht in die Berge gehen!
Wir ziehen uns an und überwinden uns trotzdem. Wir haben so auf das Ticket gehofft und die Wetteraussichten sind laut Wetterbericht nur für heute gut. Vielleicht meint es ja doch jemand gut mit uns und es wird nicht so schlimm mit dem Regen. Umso näher wir den Rockys kommen, umso mehr lichten sich die Regenwolken. Es scheint so, als wäre das Glück heute auf unserer Seite. Oben beim Eingang angekommen lassen sich auch schon die ersten blauen Stellen am Himmel erkennen. Wir sind Happy, dass wir trotzdem losgefahren sind.
America the Beautiful
Zuerst passieren wir das Eintrittstor in den Nationalpark. Hier müssen wir unser Zeitticket vorzeigen und unser Eintrittsticket. Wir haben uns bezüglich der Eintritte in die Nationalparks im Vorhinein schon schlau gemacht. Meist muss man eine Tagesgebühr zwischen 20 und 40 Dollar pro Fahrzeug bezahlen.
Es besteht auch die Möglichkeit, sich den «America the Beautiful» Annual Pass zu kaufen. Dieser kostet gerade mal 80 Dollar uns ist ein ganzes Jahr lang gültig. Man erhält damit 12 Monate lang kostenlosen Zugang zu über 2.000 Nationalparks, Wälder, Naturschutzgebiete, Schlachtfelder und historische Stätten. Der Pass gilt für ein Fahrzeug und 4 Erwachsene. Kinder haben bis zum 16. Lebensjahr freien Eintritt.
Für uns war klar, dass wir diesen Pass brauchen. Wir haben ihn damals bei der Campsite in Hickory Creek ausstellen lassen. Man kann ihn aber auch vor Ort bei den Nationalparks im Visitor Center kaufen oder man schaut einfach unter diesem Link nach, wo die nächstgelegene Verkaufsstelle ist.
Beim Ticketschalter bekommen wir einen Zettel mit der Durchfahrtsfreigabe der Bear Lake Road und zwei Broschüren des Nationalparks. Die zweite Kontrollstrecke passieren wir auch ohne Probleme und so fahren wir die Bear Lake Road hinauf zum "Park and Ride"-Parkplatz. Hier haben wir genügend Platz, um unser Wohnmobil abzustellen und uns unkompliziert und stressfrei mit dem kostenlosen Shuttlebus zum Ausgangspunkt unserer Wanderungen – dem Bear Lake - kutschieren zu lassen. Kaum zu glauben, was um diese Uhrzeit schon los ist. Wir haben gerade mal 7 Uhr morgens und der Parkplatz füllt sich schon recht gut. Solltet ihr ebenfalls mit einem Wohnmobil in die Rocky Mountains fahren und die Bear Lake Route befahren oder bewandern, dann parkt mit allem, was länger als 7 Meter ist, auf jeden Fall am "Park & Ride"-Parkplatz und nehmt den kostenlosen Shuttle, denn am Bear Lake Parkplatz weiter oben ist definitiv kein Platz für ein Fahrzeug mit mehr als 20 Fuss.
Wir haben uns einen Rundweg zusammengestellt. Vom Bear Lake Parkplatz wollen wir zuerst den Bear Lake Trailhead machen. Hier handelt es sich um einen gemütlichen 1,3 Kilometer langen Rundweg um den Bear Lake. Wir ziehen unsere Jacken an, den es hat gerade mal 13 Grad und der Weg liegt noch im Schatten. Kaum zu glauben, dass wir vor einer Woche noch 32 Grad MEHR hatten und bei 45 Grad Celsius fast kaputt gegangen sind.
Nach der Bear Lake-Runde machen wir uns auf in Richtung zu den nächsten drei Seen. Wir wollen zum Nymph-, Dream - und Emeraldsee laufen. Die Wege sind sehr gut ausgebaut. Es sind überall Hinweisschilder zu finden, wo sie benötigt werden, und das Wetter meint es auch gut mit uns. Es wird immer schöner und die blauen Felder am Himmel werden immer grösser. Es geht auf und ab, teilweise über Stock und Stein, vorbei an noch vorhandenen Schneefeldern und an wunderschönen Landschaften. Viele Wege führen entlang einem Flusslauf, aber vor allem sehen wir ganz viele süsse kleine Squirrels.
Ach, tut das gut, endlich mal wieder in der Natur zu sein und die schönen Landschaften zu bewandern und zu bestaunen. Wir haben uns die letzten Wochen aufgrund der Hitze und des nicht funktionierenden Wohnmobils sehr eingeengt und eingesperrt gefühlt. Umso mehr geniessen wir es nun, dass wir endlich wieder mal was erleben können und raus in die Natur können. Nach gefühlt hundert Fotos verlassen wir den Emeraldsee und gehen weiter zum Haiyaha See. Dort machen wir eine längere Pause und geniessen unsere Jause mit bester Aussicht auf den Bergsee. Als es unvermittelt zuzieht und kurz darauf die ersten Regentropfen fallen, packen wir alles wieder zusammen, beenden unsere Pause und machen uns auf den Weg zu unserem letzten Punkt unserer heutigen Wanderung.
Der kurze Wettereinbruch ist schneller vorbei als wir unsere Regenklamotten anziehen können. Und so steht dem Abstieg zu den Alberta Falls nichts mehr im Wege. Die Strecke geht ab jetzt meist bergab und es gibt nur noch kurze Passagen mit leichten Aufstiegen. Von weiten hören wir schon das Tosen der Alberta Falls und die Stimmen von sehr, sehr vielen Leuten sind auch nicht zu überhören. Wenn man eines in den Rockys sicherlich nicht ist, dann einsam. Es sind richtig viele Leute hier unterwegs. Irgendwie sind wir auch froh, mal wieder Menschen draussen in der Natur zu sehen. Spätestens jetzt sind wir davon überzeugt, dass doch nicht alle Amerikaner faul sind. Die letzte Kurve ist geschafft und dann können wir sie nicht nur hören, sondern auch endlich sehen. Wir hätten nie gedacht, dass wir es heute ohne Regen und bei allerbestem Wanderwetter zu unserem letzten Punkt auf unserem Rundweg schaffen: die Alberta Falls.
Wir nehmen uns so richtig Zeit an diesem Ort. Geniessen die Sonne in vollen Zügen, schauen den Menschenmassen zu, wie sie hoffen, DAS perfekte Bild zu bekommen. Nachdem die nächsten Wolkenfelder aufziehen, machen wir uns langsam auf den Weg zum Parkplatz des Shuttleservice. Unser Rundweg hatte eine Länge von etwa 11,3 Kilometer. Es geht ein wenig auf und ab, die Strecke ist trotzdem sehr gut zu bewältigen. Man kommt an einigen der Highlights der Rockys vorbei und bekommt so an einem Tag sicherlich einen grossartigen Überblick über diesen schönen Nationalpark. Wer danach noch Lust und Energie hat, kann mit dem Auto die Trail Ridge Road fahren. Hierbei handelt es sich um einen 81 Kilometer langen Rundweg, der als der höchste geteerte Highway Nordamerikas gilt. Die Fahrzeit beträgt ca. 3 Stunden. Nach dieser Wanderung wundert es uns nicht mehr, dass die Rockys zu einem der meist besuchtesten Nationalparks in den USA zählen.
Zurück am Park & Ride Parkplatz machen wir uns erstmal ein Kaffeechen und geniessen nochmals den Blick auf die beeindruckenden Berge. Jetzt spüren wir dann doch die gelaufenen Kilometer in den Füssen und sind froh, wenn wir bald ins Bett gehen können. Uns trennen jetzt noch 70 Kilometer vom Schlafplatz. Wir packen alles zusammen und machen uns auf den Rückweg. Doch was ist das auf einmal? Ollie kommt während der Bergabfahrt ziemlich ins Ruckeln. Das Lenkrad flattert, während Rene bremst. Alle die mich kennen wissen, dass ich mir vor lauter Angst nun fast in die Hose mache. Wir bleiben bei einer Haltebucht stehen, können aber auf den ersten Blick nichts Auffälliges finden. Na toll, dann heisst es morgen wieder ab in die Werkstatt und schauen was nun wieder kaputt sein könnte.
Markttag
Am nächsten Morgen ist Markttag in Longmont. Unser Stellplatz ist gleich neben dem Gelände und so können wir gemütlich dorthin spazieren. Es ist zwar nur ein kleiner Markt, aber man findet so manche Leckerei hier. Wir sind überrascht, als wir einen Stand mit Pierogi sehen. Diese polnische Spezialität haben wir zuletzt in Marienburg in Polen verspeist. Hier in Longmont kann man einen gefrorenen 8er Pack um sage und schreibe 16 Dollar kaufen. Das ist uns dann doch ein wenig zu viel. Nach dem Marktbesuch begeben wir uns wieder zurück zu Ollie. Nach all den leckeren Gerüchen auf dem Markt knurrt jetzt auch unser Magen und schreit nach Frühstück. Die Sonne scheint und es ist windstill. Somit das perfekte Wetter, um den Grill anzuschmeissen und Ham & Eggs zuzubereiten. Mhhhh wie lecker, dass hatten wir schon ewig nicht mehr!
Während des Frühstücks besprechen wir, wie, und vor allem, wohin es weitergeht. Wir haben ehrlich gesagt – entschuldigt die Ausdrucksweise - die Schnauze von den ganzen Werkstattbesuchen gestrichen voll. Und wer weiss, ob in den nächsten Tagen nicht noch mehr dazu kommt. Also beschliessen wir, erstmal abzuwarten und wollen beobachten, wie sich die Bremsen verhalten. Da es Richtung Mount Rushmore geht, haben wir eine ordentliche Strecke vor uns und vermutlich auch die ein oder andere Bergstrecke zu bewältigen. Also die perfekten Umstände, um zu beobachten, wie sich die Bremsen verhalten.
Auf zu den Präsidenten
Wir teilen die Strecke wieder in zwei Abschnitte und sind überrascht, dass wir auf der Hälfte davon einen kostenlosen Übernachtungsplatz mit Strom und Wasser(!!) finden. Wer hätte gedacht, dass es sowas auch in den USA gibt? Als wir am späteren Nachmittag bei unserem Zwischenstopp ankommen sind wir positiv überrascht. Die Gemeinde von Bayard hat hier einen Platz errichtet, wo 3 Wohnmobile (es hätten noch einige mehr Platz) mit Strom und Wasser gratis 48 Stunden lang stehen dürfen. Vor dem Platz ist ein wunderschön angelegter Park mit beschatteten Sitzmöglichkeiten. Abends lässt sich noch ein Reh mit seinem Jungen blicken und ein Hase hoppelt gemütlich an Ollie vorbei. Unser Camperherz macht einen Freudensprung. Was will man mehr? So langsam werden also auch wir mit den Staaten warm.
Ach, fast hätte ich vergessen euch noch etwas mitzuteilen. Während einer unserer vielen Tankstopps, ist wie aus heiterem Himmel auf meiner Seite das Türschloss kaputt gegangen. Als ich die Türe öffnen wollte, um wieder einzusteigen, hat es "klack" gemacht. Danach ging nichts mehr. Irgendwas ist da vermutlich abgebrochen. Zum Glück kann man die Türe noch von innen öffnen. So muss jetzt halt Rene mir immer die Türe auf machen. Finde ich ehrlich gesagt gar nicht so schlimm. Wir werden nun also eine Liste aufstellen und alle Mängel sammeln. Der nächste Werkstattbesuch soll sich doch schliesslich rentieren.
Stephen King
Was hat unsere Reise nun auch noch mit Stephen King zu tun? Klar, es ist nicht immer alles leicht beim Reisen. Aber Horrorszenen wie in seinen Büchern hatten wir Gott sei Dank noch nicht. Unser nächster Stopp führt uns nach Hemingford. Rene hat schon vor langer Zeit «The Stand» von Stephen King gelesen. Dieses Buch handelt von einer Seuche, die den Grossteil der Menschheit dahinrafft. Die wenigen Überlebenden haben Visionen von einer alten Frau, die ihnen in den Träumen immer wieder sagt, dass sie nach Hemingford Home in Nebraska kommen sollen. Und diesen Ort gibt es wirklich. Eine Seuche hatten wir die letzten Jahre auch hinter uns, also ist das Grund genug, um nach Hemingford Home, Nebraska zu fahren. Mal schauen ob da alles in Ordnung ist, so wie es in dem Buch geschrieben steht. Nein, Spass beiseite: Hemingford liegt so ziemlich genau auf unserer Strecke Richtung Mount Rushmore und da haben wir einfach kurzerhand beschlossen, dort hinzufahren und zumindest einmal durch das Dorf durchzufahren. Wir sind überrascht von dem schönen Ortsschild. Die sieht man hier eher selten. Das Dorf ist wirklich klein, aber es hat zumindest eine Tankstelle, eine Pizzeria, natürlich eine Autowerkstatt, ein Schwimmbad, ein Tante Emma Geschäft und ein süsses Cafe. Hier scheinen die Menschen glücklich zu sein und wurden vermutlich dazumal wirklich von Stephen Kings Seuche verschont. Nur «Mutter Abigail Freemantle's» Haus finden wir nicht. Aber wir hatten ja auch keine Visionen.
Falsche Erdmännchen
Wir knipsen ein paar Fotos und machen uns auf den Weg zu unserem heutigen Endziel. Durch die Black Hills geht es nach Custer. Als wir bei einem der wunderschönen Aussichtspunkte stehen bleiben, fallen uns gleich die vielen unheimlich süssen kleinen Wesen in der Wiese auf. Doch was sind das für Tiere? Sie haben eine Ähnlichkeit mit Murmeltieren, sie sind aber viel zu klein dafür. Könnten es Erdmännchen sein? Nein, da sind wir uns ziemlich sicher, die schauen dann doch etwas anders aus. Nach kurzem grübeln fällt es uns ein, es handelt sich um die aufgeweckten Präriehunde, die es hier in einer grossen Anzahl gibt. Ich würde sie am liebsten gleich in den Camper packen. Kurze Zeit später und leider ohne Präriehunde geht es weiter. Wir kommen in Custer an, drehen erstmal eine Dorfrunde und machen danach eine kurze Wanderung, um uns die Beine zu vertreten.
Anschliessend geht es zum Parkplatz, den wir als perfekten Ausgangspunkt ausgewählt haben, um früh morgens beim Mount Rushmore sein zu können. Unser Schlaf fällt wieder mal kürzer aus als gewünscht. Gegen 2 Uhr morgens bricht der Himmel über uns zusammen, es schüttet wie aus Kübeln, Blitze erhellen den Himmel und der Donner knallt ohrenbetäubend nieder. Zum Abschluss hagelt es über 20 Minuten lang. Wir sind froh, dass die Hagelkörner nicht allzu gross waren und Ollie unversehrt geblieben ist. Den Schlaf hat es uns bedauerlicherweise trotzdem geraubt.
Liebe Grüsse
Reiseroute
04. – 09. Juli 2023Longmont
US07. Juli 2023Rocky Mountains
US10. Juli 2023Bayard / Hemingford
US11. Juli 2023Custer
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