
Viva Las Vegas
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17. Dezember 2023Nationalpark-Marathon: Zion, Bryce, Arches, Grand Canyon

Es sind Harmonien und Kontraste in den Farben verborgen, die ganz von selbst zusammenwirken.
13. Dez. 2023 - Reisetagebuch Eintrag #150
- NATIONALPARK-MARATHON: ZION, BRYCE, ARCHES, GRAND CANYON | geschrieben Rene
Vegas-Ausgleich
Verglichen mit Las Vegas haben wir ein ziemlich krasses Kontrastprogramm vor uns. Die Entscheidung ist uns alles andere als leichtgefallen – denn der Winter ist uns ganz dicht auf den Fersen. Es steht alles etwas auf der Kippe. Aber warum machen wir uns denn überhaupt so viele Gedanken? Also – mal von vorne: als wir im Juni von Texas in den Norden losgestartet sind, sind wir eigentlich schon sehr knapp an den vielgepriesenen Nationalparks in Utah und Arizona vorbeigefahren. Doch da war unser Problem gegenteiliger Art: es war viel zu heiss. Temperaturen um die 42 Grad im Schatten haben uns davon abgehalten, in den überfüllten Parks wandern zu gehen. Nun ist es Mitte November – und auch wenn tagsüber die Temperaturen auf kuschelige 20 Grad klettern, wird es nachts schon empfindlich kalt. Wir sind zwar Mimimi’s, was Kälte angeht, doch wir würden es aushalten, da unsere Heizung wirklich gut funktioniert. ABER – der Knackpunkt ist: wenn es nachts sehr tief unter 0 fällt, laufen wir Gefahr, dass unsere Wasserleitungen und der Abwassertank einfrieren. Und was das bedeutet, muss ich sicher nicht näher ausführen. Ganz zu schweigen davon, wenn Schnee fällt – natürlich haben wir nicht mal eben so einen Satz Winterreifen dabei.
Wir haben uns in Las Vegas gesagt: wenn es irgendwie ohne grosses Risiko möglich ist, machen wir die ganzen Nationalparks noch – ansonsten verschieben wir es auf das nächste Mal. Dann, wenn wir aus Mexico wieder zurückkommen. Doch auch da besteht die Unsicherheit: kommen wir im März oder vielleicht Anfang April zurück in die Staaten, ist es gut möglich, dass der Schnee immer noch liegt, manche Parks und/oder Plätze (noch) geschlossen sind, und das Temperaturdilemma könnten wir trotzdem haben, denn auch im März ist es nachts noch sehr frisch.
Lange Rede, kurzer Sinn: die Wettervorhersage für die nächsten 16 Tage sagt voraus, dass es nachts nicht tiefer als -3 Grad Celsius fallen soll. Sofern wir unseren Terminplan schaffen. Denn kommen wir beispielsweise 2 Tage später am Grand Canyon an, sagt die Prognose -8 Grad voraus – und das wäre definitiv zu kalt für unsere Tanks und Wasserleitungen.
Zion Nationalpark
Also geht es los – auf in die bekanntesten, berühmtesten und beliebtesten Nationalparks der USA! Wir starten mit dem Zion Nationalpark. Nach einer sehr ruhigen Nacht auf einem schönen Platz, den wir zwischen Las Vegas und dem Zion gefunden haben, machen wir uns frühmorgens abfahrbereit. Nur ein paar Minuten trennt unseren Übernachtungsplatz vom Parkeingang. Dank unseres Annual Park Passes «America The Beautiful» sind wir auch hier wieder zum Eintritt berechtigt, ohne dass wir etwas draufzahlen müssen. Wir können es gar nicht genug loben und empfehlen, aber diese Jahreskarte für die US-Nationalparks hat sich bei uns schon so mehr als ausgezahlt.
Doch eine kleine Überraschung gibt es dann trotzdem: Wer durch den ganzen Park fahren möchte, muss einen Tunnel durchqueren. Und für überbreite und überhohe Fahrzeuge ist ein Obolus von 15 US-Dollar zu entrichten: Wer also mit einem Fahrzeug fahren möchten, das mindestens 3,4 m (11'4") hoch und/oder 2,4 m (7'10") breit ist (einschließlich Spiegeln und Markisen), der braucht eine Genehmigung für die Durchfahrt des Zion-Mt. Carmel-Tunnels. Warum, das ist einfach erklärt: die überbreiten/überhohen Fahrzeuge passen zwar durch den Tunnel, aber sie müssen in der Mitte fahren, da die zwei Spuren zu eng wären, um aneinander vorbeizufahren. Daher wird der Tunnel, der gerade mal 0,8 Meilen lang ist, vorübergehend gesperrt und der Gegenverkehr wird angehalten. Natürlich sind wir zwar nicht zu hoch, aber zu breit, und so müssen wir die 15 US-Dollar entrichten. Sie wissen genau, dass die meisten US-Fahrzeuge/Wohnmobile breiter als die erlaubten 2,4 m sind. Die Alternative wäre gewesen, dass wir um den Park herumfahren und auf der anderen Seite wieder rein. Bei unserem Benzinverbrauch mussten wir darüber aber nicht lange nachdenken und der Fall war klar.
Aber zurück zum Zion selbst: Gleich nach dem Eingang befindet sich der Parkplatz des Visitor Centers, bei dem ich vor lauter Aufregung zuerst vorbeibrettere. Also Rückwärtsgang rein und ab auf das Gelände des Visitor Centers. Von hier aus verkehren die kostenlosen Shuttle-Busse, welche die Leute in den Park und somit zu den Ausgangspunkten der diversen Wanderungen bringen. Die Busse verkehren noch bis Ende November, dann wird der Betrieb über den Winter eingestellt.
Wir haben einen wunderschönen Tag erwischt – strahlender Sonnenschein, die Temperaturen klettern auf angenehme 22 Grad. Das perfekte Wanderwetter. Der erste Shuttle fährt uns grad vor der Nase weg – das kennen wir ja schon aus San Francisco. Aber wir haben heute keine Eile. Der Zion ist vergleichsweise zu den anderen Nationalparks, die noch auf unserer Liste stehen, eher klein und in einem, maximal zwei Tagen gut zu schaffen. Was bedeutet: man kann einige der prominentesten Wanderungen in dieser Zeitspanne machen.
Fels der Tränen
Wir erkunden mit dem Shuttlebus zunächst gemütlich die Umgebung und steigen dann bei der „Weeping Rock“-Haltestelle aus. Der Fussmarsch ist zwar zeitweise etwas steil, aber die ganze Wanderung ist nicht länger als 1 Meile und daher überhaupt kein Problem für uns. Belohnt werden wir mit dem weinenden Felsen und einer wunderschönen Aussicht auf das herbstlich gefärbte Tal den Zion Nationalparks.
Da uns die kurze Wanderung körperlich noch nicht wirklich gefordert hat, entscheiden wir uns für eine etwas längere Wanderung über den Kayenta Trail zu den Upper, Middle and Lower Emerald Pools. Von hier aus wäre auch die beliebte Wanderung zu Angels Landing weggegangen, doch für die ist wieder ein Extra-Permit (Berechtigung) zu beantragen und eine Fee (Gebühr) von 6 US-Dollar zu zahlen. Allein der Antrag für das Permit ist unendlich kompliziert, daher begnügen wir uns mit dem Kayenta-Trail und geniessen die Aussicht auf die wunderschöne Schlucht und die hoch aufragenden Felsen links und rechts des Tales.
Tunnelsperre
Die Zeit läuft wieder einmal schneller als uns lieb ist. Mit dem Shuttle geht es anschliessend zurück zum Visitor-Center. Nun machen wir uns auf in die andere Ecke des Nationalparks und müssen jetzt mit unserem Olli den Mt. Carmel-Tunnel durchqueren – der, wie bereits beschrieben, bei unserer Ankunft dann komplett gesperrt wird. Dann dürfen wir ohne Gegenverkehr durchfahren. Na ja, ganz ehrlich: wir haben schon ziemlich viele Tunnel durchfahren, die dunkelsten und bei weitem engsten in Norwegen – teilweise ohne künstliches Licht, ohne Bodenmarkierungen und schwarz wie die Nacht. Dieser Tunnel hier wäre in Norwegen einer der komfortableren, breiteren gewesen, die hätten dafür überhaupt nichts gesperrt. Im Gegenteil: wir sind unzählige solcher Tunnels in Norwegen bei reichlich (LWK-)Gegenverkehr gefahren. Aber na ja, die Amis sind halt vorsichtig.
Auf der anderen Seite absolvieren wir die für uns heute letzte Wanderung: den Canyon Overlook Trail. Wie der Name schon sagt, haben wir am Endpunkt nochmals einen sehr schönen Blick über das gesamte Tal – und der kurz bevorstehende Sonnenuntergang macht die ganze Szene perfekt. Was für ein schöner Auftakt zu unserem Nationalpark-Marathon!
Die Gegend hier in Utah ist neben der fesselnden Landschaft auch gesegnet mit unglaublich vielen, charmanten Campgrounds. Und wie schon so oft erwähnt sind viele davon kostenlos. Die sogenannten „Dispersed Campgrounds“, von denen wir immer wieder schreiben, sind oft nicht leicht zu finden, da sie in der Regel nie angeschrieben sind. Aber die Suche über entsprechende Apps hat sich bisher immer gelohnt. Auch unsere heutige Übernachtung ist wieder legal und kostenlos. Und wer meint, es sind irgendwelche dreckigen, lauten Parkplätze oder Ausweichbuchten am Highway, der irrt sich: nein, im Gegenteil, die Plätze gehören mit zu den schönsten, an denen wir gestanden sind. Oft mitten im Wald, abgeschieden und mucksmäuschenstill. Ein Traum. Wenn wir keinen Zeitdruck hätten, würden wir so gerne mehr Tage an diesen schönen Plätzen verbringen. Aber die Minusgrade sind uns auf den Fersen. Wir checken täglich die verschiedenen Wetterberichte und glauben dann einfach dem, der die wärmsten Temperaturen vorhersagt.
Naturwunder Bryce Nationalpark
Als wir den Bryce Nationalpark betreten, sind wir – gelinde gesagt – sprachlos! Die unglaubliche Landschaft hier versetzt uns augenblicklich ins Staunen, und wir kommen und vor, als wären wir auf einem fremden Planeten gelandet. Hier gibt es eine unglaubliche Ansammlung der sogenannten „Hoodoos“ - die turmartigen Gebilde aus Sedimentgesteinen, die durch Erosion geformt wurden. Und tatsächlich: der Bryce-Canyon-Nationalpark gilt als die Region mit den weltweit meisten Hoodoos auf engstem Raum. Im Visitor-Center hat einer der Park-Ranger uns eine Wanderung empfohlen, die wir ursprünglich gar nicht machen wollten. Aber er (und ein Besucher, der hinter uns in der Schlange steht und unsere Frage mitbekommen hat), überzeugen uns schlussendlich. Und wir sollten es nicht bereuen. Wir starten zunächst den Navajo Loop, was einer der bekanntesten Trails des Parks darstellt und auf dem entsprechend viele Parkbesucher unterwegs sind.
Von da aus biegen wir dann in den Peekaboo-Loop ab. Hier erwartet uns ein Auf und Ab durch die surreale Landschaft. Immer wieder bleiben wir stehen und bewundern diese Naturkunstausstellung. Es fällt schwer zu beschreiben, welche Eindrücke hier auf uns einprasseln. Es ist, als würde man durch das Gemälde eines fantasievollen und träumerischen Landschaftsmalers spazieren.
Meeting mit der Queen
Schlussendlich geht unsere Wanderung über den „Queens Garden“ und den Sunset Point wieder rauf zu unserem Ausgangspunkt. Der Queens Garden trägt seinen Namen aufgrund eines sehr speziell geformten Hoodoos, der – mit etwas Fantasie – der englischen Königin Victoria sehr ähnlich sieht. Und ja tatsächlich, auch wir sehen die Begründerin des Viktorianischen Zeitalters, die „Grossmutter Europas“, populärste Kultfigur und Trendsetterin ihrer Zeit in einem der hoch aufgerichteten Sedimentfelsen in Stein gehauen. Doch wie alle anderen Hoodoos ist auch diese Erscheinung vergänglich: irgendwann werden sie alle durch Erosion und bedingt durch die Witterungseinflüsse zerfallen und schlussendlich ganz verschwunden sein.
Über 10 Kilometer Wanderweg mit stetigem Auf und Ab liegt hinter uns. Wir sind platt, aber auch hingerissen von dieser prachtvollen Naturschönheit. Den Tag lassen wir mit einem grossartigen Blick über das unwirkliche Hoodoo-Tal am Bryce Point ausklingen, bevor wir uns wieder auf den Weg über die Scenic Route 12 nach Escalante zu unserem heutigen Nachtquartier machen.
Capitol Reef Nationalpark
Nach einer – wie gewohnt – ruhigen und sehr entspannten Nacht geht es für uns weiter zum Capitol Reef Nationalpark. Dieser eher unbekannte Park wird zu Unrecht von den Besuchern oft verschmäht. Als ich das höre, tut mir der Nationalpark irgendwie leid (ich hätte nie gedacht, dass ich mit einem Nationalpark mal Mitleid haben werde). Sogar Magdalena macht den Vorschlag, wir sollen den Capitol Reef auslassen. Das kann ich dem armen Park nicht antun und ich setze mich schlussendlich durch. Da es ohnehin auf unserem Weg liegt und wir deswegen keinen grossen Umweg fahren müssen, biegen wir kurzerhand ab und fahren entlang des Scenic Drives durch die roten Felsen. Das Morgenlicht lässt sie in wunderschönen Braun- und Rottönen erstrahlen, und dank des kostenlosen Audioguides erfahren wir auch ein bisschen über die Entstehungsgeschichte des „Capitol Reefs“. Unsere Frühstückszeiten verlagern sich immer mehr nach hinten, und so „frühstücken“ wir auch heute wieder erst kurz vor Mittag – doch dafür stehen wir mitten in einer wunderbaren Kulisse mit atemberaubender Aussicht. Wir sind froh, dass wir den Abstecher zum Capitol Reef gemacht haben.
Entlang der Route 24 geht es für uns weiter. Wir müssen heute noch einiges an Strecke zurücklegen. Unser Ziel lautet „Arches Nationalpark“, der rund 135 Meilen entfernt liegt. Keine riesige Distanz, doch für den Arches wollen wir uns den ganzen Tag Zeit lassen und den Besuch von früh bis spät auskosten. Deswegen suchen wir uns wieder einen schönen Übernachtungsplatz vor den Toren des Parks. Wir werden fündig und freuen uns schon sehr darauf, was der Arches zu bieten hat. Wir geniessen die letzten paar Sonnenstrahlen, bevor wir uns in unser mobiles Heim verziehen und versuchen, die letzte Restwärme so lange wie möglich im Camper zu behalten.
Wetter-Lotterie
Wie jeden Abend prüfen wir auch heute wieder die Wettervorhersagen für die nächsten Tage. Zu unserem Entsetzen hat sich das Modell von „es wird tagsüber kuschelig warm und nachts hat es 0 Grad“ zu „es wird tagsüber nicht allzu kalt, aber nachts saukalt“ geändert. Jetzt müssen wir aufpassen. Das Zeitfenster schliesst sich – für den Grand Canyon, der auf über 2.100 m Seehöhe liegt, zeigen die Temperaturvorhersagen nur noch für einen Tag gegen 0 Grad, danach fällt das Quecksilber nachts auf bedrohliche -8 bis -12 Grad Celsius. Das hält unser Wohnmobil keinesfalls aus. Aber gut, wenn wir alles richtig machen und keine Zeit verlieren, erreichen wir den Grand Canyon noch genau an dem Tag, bevor es überall in dieser Region empfindlich kalt werden soll.
Arches Nationalpark
Der Arches Nationalpark ist einer der beliebtesten und meistfrequentierten Parks in den USA. Was hier im Sommer los ist, können wir nur ansatzweise erahnen. Als wir die etwa 2 Kilometer lange Einfahrt reinfahren, sehen wir am Strassenrand Hinweisschilder, die anzeigen, wie lange die Wartezeit ab diesem Punkt noch ist: „Your waiting time from this point is 1 h“. Eine Stunde Wartezeit. Wahnsinn, und ich bin mir sicher, die Warteschlange ist im Sommer noch wesentlich länger als bis zu diesem Schild hier. Na gut, es ist kaum zu glauben, aber bis 31.10. brauchte es für den Eintritt sogar noch ein Permit. Für die Wintermonate ist das im Arches zum Glück nicht nötig – und als wir ankommen, können wir direkt durch die Eingangstore fahren. Das Kassahäuschen ist kurz vor 8 noch nicht mal besetzt und wir befinden uns bereits im Park.
Der Arches-Nationalpark im Norden des Colorado-Plateaus ist ein wirklich faszinierendes Naturwunder. Seine weltweit größte Konzentration an natürlichen Steinbögen – nämlich über 2.000 „Arches“ – entstand durch Erosion und Verwitterung. Diese bizarren Formationen aus rotem Sandstein sind ständig im Wandel, da sie sich formen und wieder vergehen. Das Gebiet erstreckt sich auf über 310 km². Die durchschnittliche Höhe von rund 1.500 m über dem Meer prägt das hier typische Wüstenklima. Man findet majestätische Bögen wie beispielsweise den Delicate Arch, der zum Wahrzeichen Utahs avancierte und auch das Autokennzeichen des Bundesstaats ziert.
Und das wollen wir uns als erstes ansehen. Wenn wir etwas gelernt haben, dann, dass früh morgens die wenigsten Leute unterwegs sind. In den USA ganz besonders – vor 10 Uhr kommt man fast überall noch relativ gut durch. Danach wird’s dann sehr schnell mal «crowded», wie man hier so schön sagt. Der Parkplatz vom Ausgangspunkt für die Wanderung zum Delicate Arch ist relativ grosszügig, und wir sind um diese Zeit (noch) das einzige Wohnmobil auf dem Parkplatz.
Fotomarathon
Ganz allein ist man am Arches nie. So zumindest haben wir es in den Berichten anderer Reisender gesehen, gelesen und gehört. Wir sind gespannt. Der Aufstieg ist für uns sehr gut machbar, und in etwa 45 Minuten erreichen wir den berühmten Steinbogen. Tatsächlich ist extrem wenig los. Nur etwa geschätzte 30 Leute tummeln sich über die Felsen am Wahrzeichen Utahs. Wir haben Bilder – selbst aus den Wintermonaten – gesehen, wo sich teilweise mehrere hundert Leute um den Steinbogen drängten und auf ein Foto mit möglichst wenig Leuten gehofft hatten. Wir dürfen uns nicht beschweren. Die Leute machen nacheinander ein Foto und die anderen warten brav, bis sie dran sind. Das geht hier sehr gesittet ab. Das wäre in vielen europäischen Ländern wohl nicht möglich. Wir warten auch, bis wir dran sind – stellen uns nacheinander in den Bogen und machen wieder einmal Bilder bis zum Abwinken. Aber wenn man schon mal hier ist… Danach wird es noch ruhiger, wir sind fast vollkommen allein auf dem Plateau und – was machen wir? Natürlich noch mehr Fotos. Das macht beim Sortieren dann sicher wieder ganz viel Freude.
Wir haben wieder mal das perfekte Wetter erwischt. Auch wenn es nachts schon recht frostig wird, es bleibt sehr trocken, und tagsüber herrschen perfekte Wandertemperaturen. Wie schnell die Zeit läuft, merken wir einmal mehr. Der Nationalpark ist nicht gerade klein, aber mit unserem Wohnmobil kommen wir sehr gut an alle Ecken, die Parkplätze sind allesamt recht gross und – speziell jetzt in der Nebensaison – finden wir immer gut einen Platz. Das könnte im Sommer und zur Hauptsaison schon anders aussehen. Aber gut, heute läuft es eben für uns. Wir können alle Wanderungen, die wir uns vorgenommen haben, erfolgreich absolvieren und werden nicht enttäuscht.
Wir steuern den Landscape Arch, den Tunnel Arch und Skyline Arch, den Sand Dune Arch, den Broken Arch und schlussendlich das North und South Window und den Turret Arch an, wo wir versuchen, ein ganz spezielles Foto zu machen. Diese Welt wirkt erneut wie ein fremder Planet auf uns. Die ungewöhnlichen, riesigen, massiven Felsformationen, diese bizarren Gebilde und Felsbögen mitten aus dem Nichts. Der Arches Nationalpark ist zurecht einer der beliebtesten Parks in ganz Amerika und sollte auf keiner Bucket-List fehlen. Wir sind begeistert!
Der Nachteil an den Wintermonaten ist, dass es leider schon sehr früh dunkel wird. Und so schliesst sich unser Zeitfenster bereits wieder, denn um 16 Uhr steht die Sonne schon tief am Horizont und wir machen uns für die Fahrt zu unserem heutigen Übernachtungsplatz bereit. Erneut ein sehr lohnenswerter Tag auf unserer Tour!
Monument Valley
Der Himmel am nächsten Morgen ist – zu unserer Überraschung – stark bewölkt. Damit hätten wir nicht gerechnet, und wir sind froh, dass wir das Wetterglück auf unserer Seite hatten und den Arches – auf den wir uns so sehr gefreut hatten – bei strahlend blauem Himmel und angenehmen Temperaturen besuchen konnten. Wir fahren weiter. Bei unserer Tour kommen wir in das berühmte Monument Valley. Die dunklen, schweren Wolken haben sich etwas aufgelockert und wir sehen mittlerweile wieder mehr blaue Stellen als graue. Was kann man sich mehr wünschen?
Das Monument Valley ist – zumindest für mich – DER Inbegriff der USA. Nichts beschreibt die Vereinigten Staaten von Amerika treffender als ein Bild der berühmten Sandsteintürme am Horizont, und niemals wird es eine Werbekampagne für einen Roadtrip durch Amerika geben, der nicht mindestens ein Bild von Monument Valley beinhaltet. Hunderte – wenn nicht gar tausende – haben die Kulisse für ihre Film- und Werbeprojekte bereits verwendet. Der berühmte Marlboro-Man ist hier auf seinem Pferd durchgeritten und hat sich gemütlich eine Kippe angesteckt, die Easy Rider Kumpels Wyatt und Billy heizten hier mit ihren Harleys durch, die wohl berühmteste Szene von «Spiel mir das Lied vom Tod» wurde hier gedreht und auch Marty McFly ist mit seinem DeLorean aus «Zurück in die Zukunft III» mal schnell hier durchgeflogen.
Doch was wäre das Monument Valley ohne Forrest Gump. Als Tom Hanks alias Forrest Gump eines Tages beschloss, quer durch Amerika von Küste zu Küste zu laufen, hat er genau hier plötzlich die Lust verloren und gemeint, ziemlich müde zu sein und jetzt nach Hause gehen zu müssen. Kein Wunder also, dass man in Google Maps am Highway 163 einen „Forrest Gump Point“ findet, der die berühmten Felsformationen im Hintergrund zeigt. Der Ort ist für gewöhnlich von Touristen gesäumt, denn jeder möchte mindestens ein Foto von der Stelle schiessen, an der Forrest seinen fiktiven 1170 Tage und 16 h dauernden Rekordlauf beendet hat. Keine Frage: das müssen wir auch! Also nicht laufen, aber ein Foto davon machen. Geduldig warten wir, bis alle ihr(e) Erinnerungsfoto(s) geschossen haben, stellen uns schliesslich mitten auf den Highway und machen allerlei Blödelfotos. Zum Glück ist die Strasse nicht allzu frequentiert und es gibt immer wieder Lücken, wo man sich halbwegs gefahrlos auf den Highway stellen kann. Vernünftig ist das sicher nicht, aber ich denke die Einheimischen haben sich mittlerweile daran gewöhnt und fahren entsprechend vorsichtig.
Vor uns liegen nun noch die letzten paar Meilen zum Navajo National Monument Visitor Center, wo wir die heutige Nacht verbringen werden.
Liebe Grüsse
Reiseroute
13. - 14. Nov. 2023Zion National Park
US15. Nov. 2023Bryce National Park
US16. Nov. 2023Capitol Reef National Park
US17. Nov. 2023Arches National Park
US18. Nov. 2023Monument Valley
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