Kabelsalat, Plattfüsse und neues Land in Sicht
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Bauch voll, Herz zufrieden.
15. Dezember 2021 - Reisetagebuch Eintrag #69
- MEXICO A LA CARTE: BURRITO DELUXE | geschrieben von Rene
Kulturschock Mexico. Wir reisen über Madrid ins Land der Tacos und Burritos. Die Sprache bleibt annähernd gleich – die Kultur dagegen nicht. Wir haben plötzlich einen Zimmergast, von dem wir zuvor gar nichts wussten, kämpfen uns durch den Vielfalt-Dschungel der Tex-Mex-Küche und finden in Cancun einen Strand, den wir so eigentlich nicht erwartet hatten.
Kulturschock Mexico
Wow, was für ein Kulturschock. Wir haben es also tatsächlich nach Mexico geschafft. Aber mal der Reihe nach. Wir sind also mit dem Zug von Alcossebre nach Madrid gefahren. Klingt einfach, und ist es ja theoretisch auch. Das Zugnetz in Spanien ist glücklicherweise gut ausgebaut. Aber da wir spätestens gegen Mittag in Madrid am Flughafen sein müssen, dürfen wir uns schon in den frühen Morgenstunden auf den Weg machen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Wir wollen unseren Flieger nicht verpassen. Bis Valencia läuft alles hervorragend, die Zugfahrt ist entspannt und angenehm. In Valencia müssen wir umsteigen und in den AVE wechseln. So heissen die Hochgeschwindigkeitszüge in Spanien. Diese sehr kostspielige Variante des Reisens müssen wir leider wählen, da wir ansonsten nicht rechtzeitig in Madrid ankommen. In Valencia haben wir gut 1,5 h Zeit und vertreiben uns diese in einem gemütlichen Cafe am Bahnhof. Als wir dann in den AVE einsteigen wollen, wird unser gesamtes Gepäck geröntgt – was wohl bei den AVEs üblich ist. Zu meiner Überraschung hat er an meiner Reisetasche etwas zu bemängeln. Er sieht ein Messer auf dem Bild, und für mich ist das nichts Ungewöhnliches. Ja hey, wir reisen mit dem Zug. Was soll ich damit anstellen? Den Zug entführen?? Es handelt sich um mein Survival-Messer, das ich vor einiger Zeit von meiner Frau geschenkt bekommen habe. Damit wollen wir unsere Brote in Mexico schmieren.Der Beamte will das Messer sehen. Ich hole es ohne schlechtes Gewissen raus und warte eigentlich auf das erlösende «ahh, ok», doch das kommt nicht. Er hält die Klinge an ein Massband. Erlaubt sind Messer bis 6 cm Klingenlänge. Mein Messer hat 6,3 cm. Ohne Scheiss – er nimmt es mir tatsächlich ab. Ich versuche noch mit ihm zu diskutieren. Er sagt, das ist halt so bei den AVE-Zügen. Im Flugzeug ist das kein Problem (im Aufgabegepäck natürlich) – aber das gibt es ja im Zug nicht. Ich werde richtig sauer, aber nützen tut alles nichts. Entweder mitfahren und Messer abgeben, oder am Bahnsteig stehen bleiben. So ein Dreck auch. Ich fahre also mit, und mein Messer landet in der Presse. Ich mag euch nicht, ihr AVE-Typen. Sicherheit ist gut und recht, aber das ist wirklich masslos übertrieben. Die Krönung der Ironie ist dann der Speisewagen, wo alle Tische mit Gabeln und Messern gedeckt sind. Nein, ich fühle mich gar nicht verschaukelt.
Dafür ist die Kiste wenigstens pünktlich in Madrid. Der Rest verläuft reibungslos, die Lokalbahn zum Flughafen fährt auch wie geschmiert und kurze Zeit später stehen wir am Gate. An dem Gate, das auf dem Boarding-Pass aufgedruckt ist, den wir eine halbe Stunde zuvor am Check-In bekommen haben. An dem Gate herrscht gähnende Leere. Fantastisch! Ich gehe davon aus, dass unser Flieger wohl fast leer sein wird, bei so wenig Passagieren. Langsam wird es aber doch eigenartig, denn es ist kurz vor Abflug und es ist noch nicht mal das Personal da. Zur Sicherheit suche ich nochmal eine Anzeigetafel auf, die mir dann verrät, dass bereits das Boarding im Gange ist. Aber an einem ganz anderen Gate als auf dem Boarding-Pass angegeben ist. Ja, wir lieben Spanien, es ist so herrlich unkoordiniert. Keine Durchsagen, kein Hinweis – einfach nichts. Mal eben schnell das Gate geändert. Na gut, ihr könnt euch aber sicher denken, dass wir es dann doch noch geschafft haben. Sogar mit etwas Zeitpuffer, denn die Schlange beim Einsteigen reicht ungefähr bis zum Eifelturm. War wohl nichts mit dem Traum von einem leeren Flieger.
Nach einer etwa 11 Stunden lagen, ziemlich ereignislosen Flugreise erreichen wir Cancun, auf der Yucatan-Halbinsel in Mexico. Ich frage mich wirklich immer wieder, wie grössere oder etwas kernigere Leute in so ein Flugzeug-Micrositz passen. Ich bin ja froh, dass ich mit einer Normgrösse und -gewicht ausgestattet bin. Aber ab 1,80 m kann es aus meiner Sicht nicht mehr möglich sein, sich in so einen Sitz zu pressen, ohne dass es sich wie in einem Schraubstock anfühlt. Egal, eigentlich wollte ich ja über Cancun schreiben.
Wir steigen also etwas zerknautscht und paniert aus, was nach so einem Tag ja nicht ungewöhnlich ist. Bereits im Flugzeug haben wir Sören aus Deutschland kennengelernt. Er ist ebenfalls auf Reisen, hat davor Marokko besucht und ist jetzt – wie wir – unterwegs nach Mexico. In der Schlange vor dem Zoll treffen wir ihn wieder. Er hat noch kein Hotel gebucht, da er es im Flieger machen wollte, was aber dank dem nicht funktionierenden Internet nicht geklappt hat. Spontan erzählen wir ihm, dass wir eine schlichte Unterkunft im Zentrum gebucht haben, und dass er doch mit uns kommen soll, vielleicht ist ja noch ein Zimmer frei. Zudem können wir uns die Taxikosten teilen. Als Reisende hilft man sich ja gegenseitig, und dankend nimmt er unser Angebot an. Als wir an die Zollkontrolle kommen, sitzt eine nette kleine Mexikanerin dort und beginnt ein bisschen Smalltalk. Voll nett und sympathisch – das fängt ja schon gut an. Und es bewährt sich, dass ich doch ein bisschen Spanisch kann. Auf die Frage, wie lange wir bleiben wollen, stelle ich ihr die Gegenfrage, wie lange wir bleiben dürfen. Ihre Antwort ist «180 Tage». Also sage ich, dass wir vielleicht gerne so lange bleiben möchten, und sie trägt das umgehend in unser Visum ein. Erst im Nachhinein erfahre ich, dass es gar nicht so leicht ist, das volle halbe Jahr «herauszuschlagen», und die Grenzbeamten im Normalfall nur mit 90 Tagen rausrücken. Sehr nett, das freut uns sehr.
Plötzlich steht ein Kollege von ihr an ihrem Schalter und diskutiert mit ihr etwas, das ich leider nicht verstehe. Kurz darauf fragt sie uns, ob der «Amigo» da drüben zu unserer Familie gehört und ob er wirklich im selben Hotelzimmer bei uns schläft. Etwas ungläubig schaue ich zum anderen Schalter und sehe dort Sören. Offensichtlich etwas verzweifelt hat er angegeben, dass er mit uns im Hotel ist und wir gemeinsam reisen. Am Zoll mach ich aber lieber keine Faxen oder gar falsche Angaben. Also sage ich ihr wahrheitsgemäss, dass wir ihn erst vor ein paar Minuten im Flieger kennengelernt haben, und dass ich leider nicht bestätigen kann, dass er zu uns oder gar zur Familie gehört. Sie sagt dann, dass sie sich das schon gedacht hat, diskutiert noch etwas mit ihrem Kollegen und sagt dann, dass sie uns einen schönen Aufenthalt in Mexico wünscht. Bei Sören stehen jetzt 3 Beamte und nehmen ihn in die Mangel. Es tut mir irgendwie leid, aber wenn wir uns da in etwas reinreden, dann verkacken wir unseren Aufenthalt auch noch. Und man weiss, dass man für die Einreise in Mexico sowohl ein Rückflugticket als auch eine Hotelbuchung vorweisen muss. Beides hat er nicht – da sind Probleme vorprogrammiert.
Wir warten noch ein paar Minuten in der Nähe des Zollschalters, wir sehen Sören aber jetzt nirgends mehr. Wir gehen also zur Gepäckausgabe. Ich habe ein echt schlechtes Gewissen. Als wir schon längst unser Gepäck bekommen haben, warten wir nochmals gute 20 Minuten und hoffen, er kommt bald raus. Als wir dann schon kurz davor sind, das Flughafenterminal zu verlassen, taucht er plötzlich am Gepäckband auf. Er hat es also doch noch geschafft und wir können gemeinsam in die Stadt fahren.
Geld hat er noch keines gewechselt, also kläre ich das mit dem Taxi und handle einen echt guten Preis raus, den ich mit meiner Kreditkarte bezahle. Dazu muss man erwähnen, dass die Gebühren vom Flughafen zur Stadt wirklich eine bodenlose Frechheit sind. Es gibt am Terminal nur private Taxiunternehmen, die Preise jenseits von Gut und Böse verlangen. Ich habe aber wirklich keine Lust mehr, jetzt noch lange zu diskutieren oder eine Alternative zu suchen und zahle zähneknirschend den Obolus. Als wir an unserer Unterkunft ankommen, stellen wir fest, dass es nicht so einfach ist, da rein zu kommen. Es gibt keine Rezeption und wir müssen telefonieren. Schlussendlich erfahren wir aber, dass kein Zimmer mehr für Sören frei ist. Aber wenigstens bekommen wir den Code für das WLAN und er kann sich spät nachts dank der Internetverbindung noch ein Hostel in der Nähe suchen und bekommt sogar noch ein Zimmer. Man hilft sich eben gegenseitig – das hatte ich ja schon erwähnt.
Seinen Anteil für das Taxi möchte er mir gerne überweisen, was mich dann auch sehr freut. Ich gebe ihm meine Kontoverbindung und er verspricht mir, es gleich am nächsten Tag zu überweisen. Das ist nun über 3 Wochen her, und ich gehe davon aus, dass Sören sein Versprechen wohl nicht mehr halten wird. Sehr schade, Sören. Ist eine Charaktersache. Vielleicht liest du ja eines Tages deine eigene Geschichte hier in unserem Blog und hast auch ein bisschen ein schlechtes Gewissen, so wie ich am Flughafen.
Cancun
Fix und fertig betreten wir unser muffiges Zimmer. Nach dem herzlichen Empfang am Flughafen nun also ein kleiner Dämpfer. Die Bettwäsche ist ziemlich dreckig und hat komische Flecken, und generell ist alles doch etwas sehr versifft. Aber gut, wir haben nur ein paar Tage in dieser Unterkunft gebucht, und es war wirklich sehr günstig. Aber leider auch nicht mehr wert. Da wir leider weder Lebensmittel noch etwas zu trinken haben, muss ich mich zu der fortgeschrittenen Uhrzeit noch auf den Weg machen, um ein Geschäft zu finden. Etwas mulmig ist mir ehrlich gesagt schon – in einer doch fremden Stadt, nachts im Dunkeln raus zu gehen ohne zu wissen, in was für einer Gegend wir hier gelandet sind. Ich gehe etwas schneller als gewöhnlich, und auch der Blick nach hinten fällt häufiger aus. Ich versuche so cool und selbstsicher wie möglich zu wirken, um mich von vornherein aus dem Kreis der potentiellen Überfallsopfer auszuschliessen. Man hört überall das Hundegebell, und manchmal auch einen Schrei. Okay, wenn ich jetzt so darüber nachdenke, klingt das eher nach einem Film. Aber so lustig war es wirklich nicht. Doch trotz allem – ihr könnt es euch schon denken, denn sonst könnte ich diese Zeilen gar nicht schreiben – ist nichts Schlimmes passiert. Niemand hat mir den Stiel aus der Birne gedreht, und auch meine Kohle konnte ich sicher in einem Supermarkt gegen eine Flasche Wasser und einen kleinen Snack tauschen.Wir müssen jetzt noch 3 Stunden durchhalten und wach bleiben, denn wir erwarten noch Besuch. Ja, richtig gelesen. Besuch. Animiert von unseren Geschichten und Reisen hat sich unsere Freundin Judith ein paar Wochen vor unserer Abreise nach Mexico spontan entschlossen, uns zu begleiten. Judith ist - wie wir - ein totaler Reisefreak, ein grosser Liebhaber von Südamerika und da es gerade perfekt zur Situation passt, wird sie uns einige Wochen begleiten. Wir freuen uns schon unheimlich auf sie, aber nochmals 3 Stunden wach bleiben ist eine echte Herausforderung, nachdem wir nun mehr als 26 Stunden am Stück unterwegs sind. Doch es klappt, und ziemlich zerknautscht können wir uns spät nachts in die Arme schliessen. Todmüde fallen wir ins Bett und schlafen uns erstmal aus, so gut es eben geht. Der Krach aus der Umgebung mitten in der City von Cancun dringt durch die dünnen Wände und weckt uns immer wieder, aber wir können uns doch einigermassen erholen.
Am nächsten Tag heisst es für uns erstmal die Gegend zu erkunden. Wir sind ja im Dunkeln angekommen und haben so gut wie gar nichts gesehen. Zu unserem Glück spricht Judith hervorragend Spanisch, und dank ihrer Hilfe finden wir dann auch ziemlich schnell heraus, dass der Mercado 28 wohl sehr sehenswert sein soll. Es trifft sich gut, dass er gerade mal 10 Gehminuten von uns entfernt ist, also machen wir uns auf dorthin. Der Mercado macht seinem Namen alle Ehre, da es sich tatsächlich um einen kleinen, offenen Markt handelt, in dem die Verkäufer mit ihren Ständen jeden erdenklichen Schnick-Schnack anbieten, den man nicht wirklich braucht. In einem der Restaurants im Mercado 28 finden wir ein leckeres Frühstück, und zum ersten Mal kommen wir mit der mexikanischen Küche in Kontakt. Uns wird klar, dass hier ohne Tortillas rein gar nichts geht. Tortillas in Spanien sind ein sehr leckeres Kartoffelgericht. Hier in Mexico hingegen ist die Tortilla ein dünnes Fladenbrot, entweder aus Mais oder Weizen hergestellt. Sie sind die Grundlage für die mexikanische Küche, sind aber aus meiner Sicht an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten.
Die mexikanische Küche
Wer bei Fajitas, Burritos, Nachos, Enchiladas, Quesadillas, Sopas und Co den Überblick verliert, ist bestimmt nicht alleine auf der Welt. Uns geht es genauso. Bei Nachos können wir noch mithalten, denn das kann man auch im Kino bestellen. Aber Fajitas, Burritos, und ähhh … was war das noch alles? Also gut – ganz kleiner Überblick, denn es ist wesentlich komplizierter als man denkt: die Basis ist immer eine Tortilla, der oben erwähnte geschmackslose Weizen- oder Maislappen. Je nach Füllung dieser Tortillas entscheidet sich, ob es ein Taco, ein Burrito oder eine Enchilada wird. Gefaltete Maistortillas mit Füllung sind Tacos. Weizentortillas mit Füllung, die bereits gerollt an den Tisch gebracht werden, nennt man Burritos. Füllt man Weizentortillas selbst am Tisch, nennen sie sich Fajitas. Frittierte Burritos sind Chimichangas. Gefüllte, gerollte und mit Salsa gratinierte Maistortillas heißen Enchiladas. Chalupas werden im Gegensatz zu Tacos mit einem etwas dickeren Teig gefertigt und werden kurz vor dem Servieren mit Salsa-Topping versehen frittiert. Für Quesedillas wird der Weizenfladen in eine Pfanne erwärmt und mit Käse bestreut. Wenn er geschmolzen ist, kommt die Füllung und nochmal Käse. Anschliessend wird der Fladen zugeklappt und serviert. Und ein Sope ist eine ungewöhnlich dicke Tortilla, die mit Gemüse und Fleisch belegt, mit eingeklappten Seiten gebraten und mit gebratenen Bohnen, zerbröckeltem Käse, Salat, Zwiebeln, roter oder grüner Sauce und Sauerrahm belegt wird. Alles klar? Nein? Gut. Geht uns auch so. Bereit für noch eine Runde? Gerne: es gibt noch Huarache, Tortas, Tostadas, Flautas und gefühlte 3 Millionen Varianten von all dem eben genannten, die ganz andere Namen tragen. Es ist unglaublich, wie viele Bezeichnungen man sich für immer dieselben Zutaten, die nur ein bisschen anders zubereitet werden, ausdenken kann.Es fällt nicht gerade leicht, den Unterschied zu erkennen oder gar die Feinheiten herauszuschmecken. Aber grundsätzlich lässt sich hier in Mexico alles gut geniessen, vollkommen egal um welche Tortilla-Variante es sich dabei handelt. Man kann quasi nicht falsch bestellen. Unser oben erwähntes Frühstück hat wieder einen vollkommen anderen Namen, aber es geht im Prinzip um die genau gleichen Zutaten. Was immer dabei ist, ist das überall beliebte dunkelbraune Bohnenmus. Der Rest ist eine harte oder weiche Tortilla mit grüner oder roter Salsa. Ist wirklich lecker und sättigt auch ordentlich. Ob es wirklich gesund ist, bezweifle ich ein wenig, denn die meisten Einheimischen hier haben schon ein ganz ordentliches Format. Der typische Mexikaner ist für sein Gewicht eher zu klein und relativ quadratisch, meistens etwa im 4:3 Format (Relation Höhe zu Breite). Ein aufgestellter Röhrenfernseher also. Und die durchschnittliche Mexikanerin bunkert die Kohlenhydrate recht gerne in der Körpermitte, für gewöhnlich mit horizontalem Ausdehnungsbereich. Doch hier zeigt man gerne, was man hat und die Idealvorstellung weicht eben um einiges der unseren (mitteleuropäischen) ab – was ja auch gut ist. Ich denke, mit den dürren Knochengerüsten aus unserer Heimat könnten sie hier vermutlich auch nicht viel anfangen.
Cancun als Stadt selbst ist für nichts berühmt. Ich möchte jetzt auch nicht behaupten, sie wäre langweilig, aber irgendwie ist sie es. Es ist die Touristenhochburg schlechthin auf Yucatan. Wer gerne ein paar Tage oder Wochen das karibische Meer geniessen möchte, und den ein oder anderen Ausflug unternimmt, der macht mit Cancun nichts falsch. Es gibt einen sogenannten Hotelstreifen, wo sich eine Luxusresidenz an die nächste reiht. Natürlich alle in bester Strandlage und mit allem erdenklichen Komfort. Da es für uns aber in Cancun nichts Spannendes zu besichtigen gibt, wollen wir wenigstens einen Tag an den berühmten Strand. Wir nehmen eines der sogenannten Colectivos – ein Bus, der mehr oder weniger wie eine Rolltreppe funktioniert. An vordefinierten Stationen fahren sie ihre Routen im Kreis. Der Preis ist immer der gleiche – egal ob man nur 1 Station fährt oder sich den den ganzen Tag im Kreis fahren lässt. Wir steuern den Hotelstreifen an und lassen uns vom Buspersonal einen Strand empfehlen. Die eindeutige Wahl fällt auf den Playa Tortuga – dem Schildkrötenstrand – der von der Allgemeinheit als der Schönste empfunden wird. Gut, Geschmäcker sind verschieden. Um es kurz zu machen: von dem etwa 100 m breiten, etwas vermüllten Strandabschnitt sind wir eher enttäuscht. Wir klettern jedoch ein wenig herum, um den Menschengewühl zu entgehen und finden dann ein zwar sehr steiniges, aber immerhin ruhiges Fleckchen, an dem wir es uns gemütlich machen. Es ist leider auch hier in Mexico so, dass sich die grossen Hotels die schönsten Strandabschnitte gesichert und privatisiert haben. Somit bleibt für den kläglichen Rest nur das, was entweder unbebaubar oder als unspektakulär bezeichnet werden kann. Hier hat es Thailand wesentlich schlauer gemacht, denn dort ist ein Strand immer öffentlich und nie und nimmer käuflich – nicht mal für das wohlhabendste Hotel der Welt. Somit kann sich jeder der Traumstrände erfreuen, egal in welchem Hotel er untergekommen ist. Aber gut, wir sind eben in Mexico und nicht in Thailand.
Die kommenden Tage verbringen wir damit, uns an die für uns doch sehr neue Situation zu gewöhnen. Es ist eine ordentliche Umstellung. Mit Frida – unserem Wohnmobil – waren wir ein eingespieltes Team, wir haben gewusst wie es läuft, was wir beachten müssen und wie das Leben funktioniert. Jetzt – mit einer Reisetasche und sonst nichts – müssen wir natürlich ganz anders denken. Wir haben keinen Kühlschrank mehr, keine Dusche und kein Bett immer dabei. Jetzt müssen wir darauf achten, dass wir die Lebensmittel, die wir kaufen, irgendwo lagern können oder so schnell wie möglich verwerten. Wir müssen Hotels oder Hostels suchen und reservieren. Und um von A nach B zu kommen, brauchen wir Busse oder Taxis. Andererseits müssen wir uns nicht darum kümmern, einen Parkplatz zu finden oder zu rechnen, welches die beste Route für uns ist. Der Eingewöhnungsprozess dauert noch einige Zeit, doch von Tag zu Tag spielt sich unser neues Leben etwas besser ein. Wir sind nun bereit für unseren nächsten Ort: Playa del Carmen.
Holbox, MX, im Dezember 2021
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
22. Nov. 2021Valencia - Madrid
ES22. - 25. Nov. 2021Cancun
MX25. Nov. - 2. Dez. 2021Playa del Carmen
MX
Erfahrungsberichte