
Quer durch Lissabon
22. August 2021
Die Templer in Portugal
1. September 2021Märchenhafte Königsresidenzen

Wenn du im Herzen Frieden hast, wird dir die Hütte zum Palast.
29. August 2021 - Reisetagebuch Eintrag #58
- MÄRCHENHAFTE KÖNIGSRESIDENZEN | geschrieben von Rene
Zauberhafte Schlösser in Sintra und Mittelalterfeeling in Obidos - wir erleben die historischen Stätten Portugals, an denen einst die Könige residierten und Händler ihre Waren feilboten
Sintra
Von Lissabon nach Sintra ist es ein Katzensprung, und es gehört eigentlich auf die Liste eines jeden Portugal-Besuchers. Die Kleinstadt am Fuß des portugiesischen Sintra-Gebirges diente lange als Sommerresidenz der Könige und das bewaldete Gelände ist reich mit pastellfarbenen Herrenhäusern, Palästen und Festungen geschmückt. Es sieht ein bisschen aus wie Disneyland. Der Palácio Nacional da Pena aus dem 19. Jahrhundert ist für seine märchenhaft kitschige Gestaltung und traumhaften Ausblicke auf das umliegende Land berühmt. Wir verlassen Lissabon Richtung Nordwesten, parken aber auf einem Stellplatz in einem Nachbarort, der etwa 4 km von Sintra entfernt ist. Das raten wir auch jedem, der mit dem Gedanken spielt, Sintra zu besuchen. Die Stadt selbst hat so gut wie keine Parkplätze, und das manövrieren eines Wohnmobils in den verschlungenen engen Gassen muss ein Graus sein. Wir fahren von Terrugem mit dem Bus und kaufen gleich zu Beginn ein Tagesticket um 10,- EUR, welches sich rasch bezahlt macht. In Sintra selbst sind die Buslinien extrem gut organisiert und man kommt mit den Touristenlinien überall hin. Man sollte gar nicht erst versuchen, alles zu Fuss zu machen. Das Gelände und die ganzen Paläste sind teilweise kilometerweit voneinander entfernt. Also am besten gar nicht darüber nachdenken und gleich das Tagesticket kaufen – das bereut man spätestens dann nicht mehr, wenn man am Strassenrand an den roten Köpfen derer vorbeifährt, die glauben alles zu Fuss machen zu müssen.Der Palácio Nacional da Pena ist DAS Aushängeschild von Sintra. Hier würde Cinderella, Rapunzel und Arielle wohnen, wenn es sie wirklich geben würde. Tatsächlich aber wurde der Palast 1840 im Auftrag des portugiesischen Titularkönigs Ferdinand II. auf den Ruinen eines Klosters errichtet. Der "Kummerpalast", wie er im Volksmund auch genannt wird, verbindet verschiedene historisierende Baustile. Es finden sich Neorenaissance, Neogotik, Neo-Manuelinik und maurische Elemente. Der Architekt hat eine Reihe von Entwürfen für die Innenausstattung des Schlosses gefertigt, die zwar erhalten sind, von denen aber wenig umgesetzt wurde. Zahlreiche Räume, die noch vollständig die Inneneinrichtung des 19. Jahrhunderts bewahren, sind hier zu bewundern. Seit 1995 gehört das Schloss, einschließlich der umliegenden Kulturlandschaft und weiteren Palästen Sintras, zum Welterbe der Menschheit der UNESCO. Wer das Schloss besuchen möchte, sollte sich gerade zur Hochsaison auf einen Besucheransturm einstellen. Wir mussten gute 1,5 h anstehen, um in die Innenräume zu gelangen. Anschliessend haben wir noch versucht, die Gärten und Teiche in den umliegenden Parkanlagen zu finden. Aber dank der Unfähigkeit, einen Plan halbwegs vernünftig zu zeichnen, verlaufen wir uns hoffnungslos im Gelände und sind am Schluss über diese Laienhaftigkeit so stinksauer, dass wir mehr als genervt den Park und die ganze Anlage verlassen.
Wir steigen in den Bus und fahren zum Quinta da Regaleira – ebenfalls eines der Highlights hier in der Umgebung. Bei diesem Anwesen könnte man meinen, Graf Dracula persönlich war der Bauherr. So bunt der Palacio Nacional da Pena war, so farblos sind die Gebäude hier. Was aber nicht heisst, dass es schlicht oder langweilig wäre – im Gegenteil! Jede Mauerkante, jedes Geländer, jede Treppe und jeder Brunnen ist verschnörkelt, reich verziert und verspielt. Eine wahre Freude für die Augen. Das Anwesen besteht aus einem Hauptgebäude bzw. Palast, einer Kapelle und einem großzügigen Park mit Seen, Grotten, Brunnen, Brücken und einem unterirdischen Tunnelsystem. Hier wirkt alles wie der Spielplatz eines verträumten Architekten. Das Highlight des Anwesens ist zweifellos ein über 30 m tiefer Brunnen. Steigt man diesen hinab, gelangt man in ein Höhlensystem. Unterirdische Seen und ein unterirdisches Labyrinth wecken das Kind in jedem Manne (und jeder Frau). Es fühlt sich tatsächlich wie eine Märchenlandschaft an. Auch das Quinta da Regaleira zählt zum Weltkulturerbe der UNESCO. Es wurde nach Entwürfen des Besitzers António Augusto Carvalho Monteiro erbaut, 1910 fertiggestellt und ist ebenfalls eine der wichtigsten touristischen Attraktionen von Sintra.
Wieder einmal wird uns bewusst, wie schnell die Zeit vergeht – denn als wir uns anstellen um den Palast von innen zu sehen, wird von den Securities schon die «Sperrstunde» ausgerufen. Wir dürfen noch in die Schlange stehen, die gute 50 m lang ist und wären somit die allerletzten Besucher des Tages, da der Park und die Anlage um 18:30 Uhr schliessen. Als wir nach 20 Minuten immer noch an der exakt selben Stelle stehen und sich scheinbar überhaupt nichts bewegt, beschliessen wir es für heute gut sein zu lassen und gehen direkt zum Ausgang. Dank der wirklich netten Busfahrer hier schaffen wir es dieses Mal problemlos, über 3 verschiedene Linien wieder zurück zu unserem Stellplatz im Nachbardorf zu kommen. An dieser Stelle ein Lob an die portugiesischen Busfahrer, die sind wirklich sehr freundlich. Unser Fazit von Sintra: viel mehr als 2, vielleicht 3 Paläste sind an einem Tag nicht zu schaffen. Viel zu weitläufig ist das Gelände hier, man muss den Besucheransturm und die Wartezeiten – und vor allem die Distanzen zwischen den Attraktionen einrechnen. Man sollte sich also von den zahlreichem Angebot die Besonderheiten rauspicken, die einen am meisten interessieren. Oder eben mehrere Tage dort verbringen. Viele machen einen Tagesausflug von Lissabon nach Sintra, die Züge verkehren regelmässig nahezu im Stundentakt. Wenn man das macht, sollte man aber sehr früh dran sein, sonst wird der Tag recht schnell knapp, wenn man von Sintra etwas sehen möchte.
Obidos
Für uns geht es am nächsten Tag weiter nach Obidos, etwas weiter im Landesinneren. Wir wissen eigentlich nicht allzu viel über das kleine Dorf, ausser dass es «hübsch» sein soll. Davon wollen wir uns selbst überzeugen – und werden nicht enttäuscht. Zu unserer Freude gibt es hier einen grossen Stellplatz für Wohnmobile, der keine 5 Minuten vom Ortszentrum entfernt ist. Wir spazieren gemütlich zum Tor und fühlen uns von der einen auf die andere Sekunde um 800 Jahre zurückversetzt. Na ja gut – vielleicht nicht ganz, denn die zahlreichen Touristen bezeugen, dass wir nach wie vor im 21. Jahrhundert sind. Aber man kann es sich gut vorstellen. Das Dorf ist komplett von einer Burgmauer umgeben die – zu unserer Freude – komplett begehbar ist. Das machen wir natürlich sofort und können so das Dorf erstmal von der Vogelperspektive erkunden. Wir sind hin und weg – es gibt Marktstände, Händler und allerlei Zeugs aus der alten Zeit, die Leute sind allesamt im alten Gewand gekleidet und leben das Mittelalter vor. Nach der Umrundung des Ortes auf den teilweise sehr engen Stellen der Burgmauer werfen wir uns ins Getümmel und schlendern durch die engen, alten Gassen. Da das Dorf sehr klein ist, sind wir in gut 1,5 h komplett durch – natürlich im Schneckentempo. Aber es lohnt sich, denn die Einwohner des Dorfes bemühen sich sehr darum, alles so authentisch wie möglich wirken zu lassen. Es hat leider einen Tick zu viel Touristen hier, trotzdem gefällt es uns richtig gut – das ist genau unser Geschmack.Die Nacht in Obidos auf dem Stellplatz neben dem Dorf ist aussergewöhnlich ruhig. Ausgeschlafen und entspannt machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Peniche. Die Stadt am Atlantik ist – wie sollte es an Portugals Westküste auch anders sein – ein bekannter Surferspot. Mit Surfen haben wir leider nix am Hut, trotzdem sollte sich ein Besuch lohnen. Zumindest laut Reiseführer. Doch so weit kommt es (fast) nicht. Wir fahren auf den von uns auserkorenen Stellplatz ziemlich im Zentrum der Stadt. An der Einfahrt dann die Ernüchterung. Das erste Mal auf unserer Reise sollen wir einen COVID-Test vorweisen – oder eine gültige Impfung, um hier übernachten zu dürfen. «Freundlicherweise» können wir den Test auch gleich vor Ort machen. Mir ist nicht klar, ob diese Regeln die Regierung oder der Stellplatz macht. Aber viel sinnloser geht es eigentlich nicht mehr. Denn wer den Test einmal gemacht hat, kann sich danach tagelang in der ganzen Stadt frei bewegen, theoretisch auch die Pest aufschnappen und darf jederzeit (ohne Test wohlgemerkt) am Platz ein und ausgehen. Wie gescheit muss man sein, um das zu verstehen? Und was es für einen Unterschied macht, wenn man geimpft aber ungetestet ist, konnte mir bis heute leider niemand so erklären, dass ich es verstehe. Egal – lassen wir das Thema lieber.
Wir sparen uns den Schwachsinn mit der Testerei und fahren auf einen öffentlichen Parkplatz in Peniche, packen unsere Fahrräder aus und erkunden so ein wenig die Stadt und die Küste. Leider nervt uns die Sache ein wenig, und so verlassen wir Peniche wieder fast so schnell, wie wir gekommen sind und fahren in Richtung Tomar. Dort wartet ein besonderer, geschichtlicher Leckerbissen auf uns – eine historische Templerburg, die ehemaliger Hauptsitz der portugiesischen Fraktion des Ordens war. Wir sind sehr gespannt.
Aveiro, im August 2021
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
10. August 2021Sintra
PT11. August 2021Obidos
PT12. August 2021Peniche
PT
Erfahrungsberichte