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Investiere bei einem Goldrausch nicht in die Goldgräber, sondern in Schaufeln.
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- IM GOLDRAUSCH | geschrieben von Magdalena
Dawson City
Wir haben uns nach gründlicher Überlegung nun dagegen entschieden, den Dempster Highway zu fahren und warten an unserem lauschigen Flussplätzchen auf Tina und Sven. Sie möchten zumindest einen kleinen Teil des Dempster Highways erkunden, um eine Idee davon zu bekommen – und um dann spontan zu entscheiden, ob sie die komplette Strecke fahren möchten. Unser gemeinsames nächstes Ziel ist Dawson City. Jeder Reisende, der schon einmal in dieser Gegend war, hat uns Dawson City ans Herz gelegt. Ich bin schon gespannt, ob das Städtchen wirklich so viel Charme besitzt, wie uns jeder erzählt hat. Für alle die noch nie etwas von Dawson City gehört haben, gibt es nachstehend eine kurze Zusammenfassung, denn es lohnt sich, etwas darüber zu wissen:
Dawson City, gelegen im Herzen des kanadischen Yukon-Territoriums, ist eine Stadt, die vor Geschichte und Abenteuer nur so strotzt. Gegründet im Jahr 1896, steht Dawson City sinnbildlich für den Klondike-Goldrausch, eine der grössten und bekanntesten Goldrausch-Episoden der Welt. Während des Höhepunkts des Goldrausches in den späten 1890er Jahren wuchs Dawson City rapide von einem kleinen Aussenposten zu einer pulsierenden Stadt mit etwa 40.000 Einwohnern an – was für damalige Verhältnisse richtig gross war und zur gleichen Zeit mit der heutigen Supercity Seattle vergleichbar war. Vancouver hatte beispielsweise im Jahr 1892 nur etwa 15.000 Einwohner – und heute etwa 2,6 Millionen. Damals waren die Strassen von Dawson City gefüllt mit abenteuerlustigen Prospektoren (Gold- bzw. Erzschürfer), geschäftigen Händlern und einflussreichen Geschäftsleuten, die alle vom Traum des grossen Goldfundes im Bonanza Creek angetrieben wurden. Nach dem grossen Rausch haben die meisten die Stadt wieder verlassen. Und heute? Da leben hier gerade mal noch rund 1.400 Einwohner.
Wir sind daher schon sehr gespannt auf die Zeitreise in die Vergangenheit des Goldrausches. Heute geht es hier glücklicherweise nicht mehr so wild zu wie früher, den sogar das “Freistehen” mit dem Wohnmobil ist nicht erlaubt (zumindest innerhalb der Stadtgrenzen). Deshalb haben wir uns entschieden, dass wir uns mit Sven eine Parzelle im Goldrush RV Park, der inmitten der Stadt liegt, teilen. Wir platzieren unsere Wohnmobile auf dem Platz und machen sogleich die «City» unsicher.
Mir gefällt das Goldgräberstädtchen auf Anhieb. Hier spürt man, auch wenn es sehr touristisch ist, wie es zur Goldgräberhochzeit gewesen sein muss. Die alten Gebäude, die teilweise nur aus schönen Fassaden hinter billigen Blechhütten bestehen und Überbleibsel, wie der Raddampfer S.S. Keno, der aus dem Jahre 1922 stammt, lassen erahnen, wie es damals hier gewesen sein muss. Der Charme und die Persönlichkeit dieser Siedlung springen sofort auf mich über und ich liebe es, durch die Strassen und Gassen zu schlendern. Wir haben richtiges Glück mit dem Wetter und geniessen die Sonne und Wärme.
Abends folgen wir einer weiteren Empfehlung von Bekannten. Nachdem wir ein leckeres BBQ in einem der hiesigen Restaurants geniessen durften, machen wir uns auf in den berühmten Saloon "Diamond Tooth Gertie's". Hier kann man in das Nachtleben der Goldrausch-Ära eintauchen. Es erwarten uns Can-Can-Tänzerinnen, eine ausgelassene Stimmung mit Musik und - das Glücksspiel darf in einer Stadt, wo sich alles ums Gold dreht, natürlich auch nicht fehlen. Ich schaue mir die Shows an und geniesse es, endlich mal wieder auszugehen. Und die Jungs probieren das grosse Geld beim Black Jack zu gewinnen. Sie haben an diesem Abend zwar nicht das grosse Geld gemacht, dafür haben sie viel an Erfahrung gewonnen. Die Bank in Dawson City ist einfach knallhart und gewinnt so gut wie jedes Spiel, da können sie nur dumm aus der Wäsche gucken. Auch wenn wir die Stadt nicht mit dem grossen Gewinn verlassen, haben wir an diesem Abend (und Nacht, auch wenn es nicht dunkel wird) trotzdem jede Menge Spass.
Im Goldrausch
Am nächsten Tag machen wir mit recht müden Augen einen kurzen Abstecher zum Visitor Center. Hier kann man gratis Goldpfannen ausleihen und sich dank eines professionellen Videos zum Goldgräber «ausbilden» lassen. So zumindest die Theorie. Ob wir wirklich Gold finden, wird sich in ein paar Stunden herausstellen. Wir machen uns auf Richtung Bonanza Creek. Bevor wir uns ans Schürfen machen, bleiben wir noch kurz bei der Dredge Nr. 4 stehen. Erbaut 1912, war sie die grösste Schwimmbaggeranlage ihrer Art Nordamerikas. Sie spielte eine zentrale Rolle im Klondike-Goldrausch und konnte täglich 22.000 Tonnen Sediment verarbeiten. Zu ihrer besten Zeit konnte sie täglich zwischen 800 und 1.000 Unzen Gold gewinnen. Dies entspricht etwa 25 bis 31 Kilogramm Gold pro Tag, abhängig von der Konzentration des Goldes im Boden. Heute ist sie ein beeindruckendes historisches Denkmal. Die Grösse dieser Dredge ist auf den Bildern schwer zu erahnen, aber dieser Bagger ist tatsächlich riesig.
Spätestens jetzt hat auch uns das Goldfieber gepackt und so machen wir uns auf zur Claim Nr. 6. Hier ist es offiziell jedem erlaubt, nach Gold zu schürfen. Das Suchen nach Gold unterliegt einem strengen Reglement, und wer auf einem Gebiet Gold schürft, das nicht öffentlich freigegeben ist, der bekommt ordentlich Probleme. Wir richten also am Claim Nr. 6 unser Lager ein, bewaffnen uns mit Schaufel und Pfanne und verbringen den Nachmittag im kalten Bonanza Creek mit Goldwaschen. Was für ein Spass! Unsere Füsse sind zwar eiskalt, aber wir können einfach nicht aufhören. Wir sammeln alles, was irgendwie nach Gold aussieht, und bestaunen am späten Nachmittag unsere Auslese. So wirklich etwas Brauchbares war leider nicht dabei. Ich bin zwar überzeugt, dass ich einen kleinen Krümel gefunden habe, aber ganz sicher bin ich mir dann doch nicht. Spass hatten wir auf jeden Fall und Rene wäre vermutlich noch den ganzen Abend mit Goldschürfen beschäftigt gewesen, hätte uns nicht der plötzlich einsetzende, starke Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Top of the World Highway
Leider nicht goldreich, aber wenigstens ausgeschlafen verlassen wir am nächsten Morgen Dawson City. Wir nehmen die kostenlose Fähre über den Yukon River und lassen uns gemütlich auf die andere Seite schippern. Dann heisst es erstmal Luft aus den Reifen lassen. Vor uns liegen nämlich rund 270 km Schotterpiste. Wir wollen zuerst über den „Top of the World Highway“ fahren, dann den Grenzübergang Poker Creek / Little Gold überqueren und somit nach Alaska einreisen. Über den Taylor Highway soll es dann weiter nach Chicken und Tok gehen. So unsere geplante Route für die nächsten Tage.
Das schöne Wetter von gestern hat sich leider verabschiedet. Die Regenwolken hängen sehr tief und leeren sich immer wieder mal. Trotz nicht optimaler Sicht können wir erahnen, wie wunderschön die Landschaft rund um uns sein muss. Wir fahren auf dem Bergrücken des Highways und sind umgeben von Bergketten und einer wunderschönen Natur. Bei einem Viewpoint lichtet sich das Wetter ein wenig und man bekommt einen schönen Rundumblick auf die atemberaubende Natur des Yukons. Als der Regen wieder einsetzt, beschliessen wir, einen Übernachtungsplatz zu suchen und wollen am nächsten Tag, wenn besseres Wetter vorhergesagt ist, den nächsten Teil des Highways fahren. Es wäre einfach zu schade, diese schöne Strecke bei schlechtem Wetter zu erkunden.
Lange müssen wir nicht nach einem geeigneten Platz suchen. Unser Lager ist schnell aufgebaut und dank unserer Markise können wir trotz Regen noch draussen sitzen. Bei dem Wetter bekommen wir alle ziemlich schnell einen „Schlechtwetterkoller“ und überlegen uns, irgendwo hinzufliegen, wo es fein warm ist und wo Sonnengarantie herrscht. Wir sind alles Sonnenkinder und können mit Kälte, Regen und schlechtem Wetter ziemlich wenig anfangen. Dankbar, dass gegen Abend dann der Regen aufhört und sich der ein oder andere Sonnenstrahl durch die dicke Nebeldecke kämpft, beschliessen wir, ein Lagerfeuer zu machen und wollen den Tag gemütlich ausklingen lassen.
Die Welt steht still
Und plötzlich steht die Welt für einige Sekunden still. Es geht alles so unglaublich schnell, wir können nichts machen. Keiner kann das Unglück verhindern, und wir sind alle starr vor Schock. Durch einen tragischen Unfall, einem kurzen, unglücklichen Moment, verliert Zola, die Hündin und treue Begleiterin von Tina und Sven, ihr Leben. Von einer Sekunde auf die andere bricht eine Welt zusammen. Wir wissen im ersten Moment nicht, was wir tun sollen. Wir – selbst mit Tränen in den Augen und erschüttert über das Unglück - können die beiden nur trösten, ihnen Mut zusprechen, sie in den Arm nehmen und an ihrer Seite stehen. Wir wissen selbst, wie schlimm es ist, wenn man seinen geliebten Hund, seinen Weggefährten, Freund und Seelenverwandten, verliert. Leider können wir ihnen den Schmerz nicht nehmen und so können wir einfach nur als Freunde für sie da sein und sie so gut es geht in ihrer Trauer unterstützen.
Liebe Zola, es war schön, dass wir dich in deinem viel zu kurzen Leben kennenlernen durften und du zu einem Teil unserer Reise und unseren Erinnerungen geworden bist. Viel zu früh musstest du diese Welt wieder verlassen. Doch in den Sternen über uns leuchtest du weiter und begleitest uns auf unserer Reise – wohin auch immer wir gehen.
Liebe Grüsse
Reiseroute
29. Juni – 01. Juli. 2024Dawson City
CA01. - 03 Juli 2024Top of the World Hwy
CA