Tiere, Küsten, Schotterpisten – Die Garden Route, Teil 2
5. Februar 2023Inseljoggen – Die Garden Route, Teil 4
26. Februar 2023Himmel und Höhle – Die Garden Route, Teil 3
Was Du auf dem Feld Deines Lebens anbaust, ist wichtiger als die Grösse des Feldes.
19. Februar 2023 - Reisetagebuch Eintrag #116
- HIMMEL UND HÖHLE | geschrieben von Magdalena
Dieses Mal führt unsere Tour von George über Wilderness nach Knysna. Dank der brütenden Hitze werden wir in der Cango Cave zu Höhlenforschern. Der Montagu Pass bringt unser Auto an seine Grenzen und die Strände und Aussichten rund um Knysna werfen uns fast aus den Socken.
Kein Strom = kein Essen
Unsere Route führt weiter von Mossel Bay, Richtung George. Wir haben uns dort wieder in ein Apartment mit Küche und allem, was benötigt wird, um sich selbst versorgen zu können, eingebucht. Auch wenn man relativ günstig in Südafrika essen gehen kann, ist es mit unserem Budget nicht drinnen, immer Essen zu gehen.
Es ist kurz vor 19:00 Uhr als wir im Apartment ankommen. Die Besitzer sind sehr nett und weisen uns gleich darauf hin, dass noch bis 21:00 Uhr Load Shedding ist. Somit haben wir keine Möglichkeit uns was zu Essen zu machen. Leider sind noch lange nicht alle Apartments auf das verhasste Load Shedding vorbereitet, und viele haben immer noch Elektroherde in den Wohnungen.
Wir sind inzwischen schon so an die Stromausfälle gewöhnt, dass wir unsere Essenszeiten an die Stunden anpassen, an denen der Strom vorhanden ist. Nur geht das nicht immer. Wir checken nochmals in der App, wie lange wir heute definitiv keinen Strom haben. Und siehe da: vor 04:00 Uhr morgens(!!) soll es keinen Strom mehr geben. Die haben doch echt nicht mehr alle Tassen im Schrank. 10 Stunden kein Strom, dass darf doch nicht wahr sein.
Es nutzt nichts, sich darüber aufzuregen. Wir fahren zum nächsten Supermarkt und holen uns dort was von der warmen Theke. Bei allen grossen Supermärkten laufen während der Stromausfälle riesige Dieselgeneratoren, damit die Lichter leuchten und sie die Regale kühl und die Theke heiss halten können. Besser kann man die Umwelt nicht verschmutzen – Gratulation an Südafrikas Stromwirtschaft!
Die Wäsche geben wir noch schnell in die Wäscherei ab, bevor es dann zurück in die dunkle Wohnung geht. Bei romantischem Kerzenschein geniessen wir dann mehr oder weniger unser gekauftes Abendessen. Bevor es ins Bett geht, duschen wir wieder mal im Dunkeln (nur mit Handytaschenlampe).
Hidden Waterfall
Am nächsten Morgen machen wir uns früh auf den Weg und fahren Richtung Wilderness. Da wollen wir zum Hidden Waterfall laufen. Mir ist für die Recherche nicht allzu viel Zeit geblieben und so habe ich mir einfach die Sehenswürdigkeiten in und rund um George herausgesucht. Schon nach den ersten Metern Richtung Wasserfall kommen uns die Zweifel, ob hier wirklich ein Wanderweg ist.
Wir kämpfen uns den Hügel rauf auf einem immer schmaler werdenden Pfad und bewegen uns gefühlt immer mehr vom Wasserfall weg als dorthin. Nach gut 15 Minuten drehen wir um. Vor uns liegen nur noch steile Felsen und Klippen. Es hat keinen Sinn mehr. Der Weg ist definitiv falsch. Wir können den Wasserfall zwar schon hören. Müssen uns aber eingestehen, dass man vermutlich nur mit dem Kanu bzw. SUP entlang des Flusses zum Wasserfall kommt.
Unten angekommen probieren wir unser Glück bei der Verleihstation. Vielleicht ist es gar nicht so teuer sich ein Kanu auszuleihen und wir können den Wasserfall doch noch sehen. Rene geht entschlossen zu der Mitarbeiterin hin und bespricht die Konditionen. Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich schon, dass es nichts wird mit der Kanutour. Die wollen doch tatsächlich umgerechnet 20 Euro haben, um das Kanu für 1 Stunde auszuleihen, um zum Wasserfall zu gelangen, der gleich ums Eck ist. Das ist uns dann doch zu viel und so lassen wir Wasserfall, Wasserfall sein und fahren zu unserem nächsten Ziel.
Map of Africa
Nach einer kurzen Fahrt über eine Schotterstrasse mit ziemlich viel Wellblech (so werden hier die Strassenverhältnisse genannt, wenn viele Spur- und Querrillen auf den Schotterstrassen sind) stehen wir am Parkplatz von der Map of Africa. Das Wetter ist heute ziemlich bewölkt und so zeichnet sich das Landschaftsbild nicht so genau ab. Trotzdem macht sie ihrem Namen alle Ehre, denn der Canyon bzw. der Fluss, der sich unten abzeichnet, sieht genauso aus wie der untere Teil von Afrika.
Abgelenkt werden wir etwas von den Paragleitern, die über unseren Köpfen fliegen. Gleich neben der Map of Africa ist der Startplatz der Gleitschirmpiloten. Wir suchen uns ein Plätzchen und sehen gespannt den Piloten zu, wie sie sich in die Lüfte schrauben. Ich sehe Rene die Sehnsucht nach dem Paragleiten förmlich an. Früher, bevor ich in sein Leben getreten bin, ist er selbst regelmässig Paragleiten gegangen.
Um das gleich klarzustellen, ich bin nicht schuld daran, dass er aufgehört hat. Nein, das war schon ein, zwei Jahre vor unserer Zeit. Es hat sich einfach nie mehr ergeben, dass er die Zeit fürs Fliegen gefunden hat. Und jedes Mal, wenn er Paragleiter in der Luft sieht, dann blutet ihm sein Herz. So kommt es mir zumindest vor.
Wir bleiben noch ein wenig bei der Startbahn und begeben uns dann langsam runter Richtung Wilderness Nationalpark. Wir fahren entlang der Schotterstrasse rund um die vielen Seen und können von einigen wenigen Punkten Vögel beim Schwimmen beobachten. Ansonsten gibt es hier nicht allzu viel zu sehen. Die Sicht auf die Seen ist meist von den Bäumen und Büschen eingeschränkt.
Irgendwann wird es uns zu langweilig und so machen wir uns auf den Weg Richtung Hauptstrasse. Zurück Richtung George wollen wir noch den Dolphins View Point mitnehmen. Von dort hat man eine Wahnsinnssicht auf den kilometerlangen Sandstrand von Wilderness.
Es ist inzwischen schon später Nachmittag, wir haben jedoch noch zwei Punkte auf unsere Liste. Zuerst steuern wir den «Sklavenbaum» im Zentrum von George an. Zufällig steht er genau bei der Touristeninformation. Nach genauerem Nachlesen kommen wir darauf, dass der Baum viel zu jung ist, um wirklich ein Sklavenbaum zu sein. Den Gerüchten zufolge sollen hier nämlich früher die Sklaven angekettet und verkauft worden sein. Tatsächlich war der mächtige Stamm, den man heute sieht, in der Sklavenzeit noch ein ganz junges, dünnes Bäumchen. Irgendwie kann die Geschichte also nicht so wirklich stimmen. Wir schiessen trotzdem ein Foto und fahren weiter zum letzten Stopp für heute.
Montagu Pass
Rene will unbedingt noch den Montagu Pass machen. Es kommt mir vor als ob er heute noch zu wenig Kilometer auf Schotterstrassen gemacht hat. Laut meinen Recherchen soll dieser Pass mit jedem Fahrzeug befahrbar sein. Teilweise ist er einspurig, aber es soll mehrere Ausweichmöglichkeiten geben.
Schnell wird uns klar, dass diese Fahrt keine leichte Spazierstrecke wird. Unser Dr. Cheapy kommt ganz schön ins Schnaufen und ziemlich bald auch an seine Grenzen. Die Strasse ist in einem schlechten Zustand und es gibt viele tiefe Auswaschungen, die von dem Regen kommen, der die letzten Tage über das Land gezogen ist.
Wir wollen aber nicht gleich aufgeben und winden uns Kurve über Kurve den Pass rauf. Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, wo man nur noch mit einem Fahrzeug mit sehr viel Bodenfreiheit weiterkommen würde. So schön die Strecke auch sein mag, für uns ist nun Schluss – denn wir wollen die Kaution unseres Mietfahrzeugs nicht aufs Spiel setzen. Wir drehen um und fahren zurück Richtung Apartment.
Cango Cave
Wir verlassen George am nächsten Tag und brechen früh morgens auf. Heute geht es über den Outeniqua Pass ca. 100 Kilometer ins Landesinnere. Wir passieren wunderschöne Gebirgslandschaften und Bergketten und sehen die ein oder andere Straussenfarm rund um Oudtshoorn.
Unser Ziel heute ist die Cango Cave. Bei extremen 41 Grad Aussentemperatur genau der richtige Zeitvertreib. Die Abkühlung in der Höhle kommt uns mehr als nur gelegen. Die Cango Caves gehören zu den grössten Tropfsteinhöhlen der Welt. Die Höhle erstreckt sich auf 4 km Länge, unterteilt in 3 Abschnitte, wovon Besucher nur ca. 1,2 km entdecken können.
Man kann zwischen der Heritage Tour und der Adventure Tour wählen. Festes Schuhwerk und leichte Kleidung ist zu empfehlen. Wanderschuhe sind nicht erforderlich. Die Adventure Tour ist nur für schlanke und fitte Leute ohne Klaustrophobie möglich. Es handelt sich hierbei um eine anspruchsvolle Tour, mit spannenden Passagen und engen Tunneln. Bei der Tour muss man kriechen, auf dem Bauch (oder Rücken) rutschen und klettern. Vermutlich fühlt man sich danach wie ein echter Höhlenforscher.
Wenn man sich nicht sicher ist, ob man die «richtigen» körperlichen Voraussetzungen hat, dann gibt es beim Eingang eine Möglichkeit auszuprobieren, ob man durch die engen Stellen der Höhle durchkommt.
Wir haben die klassische Heritage Tour gewählt. In gut einer Stunde erfährt man sehr viel über die Höhle und Ihre Geschichte. Man bekommt einen interessanten Einblick über das riesige Höhlensystem.
Draussen angekommen, wirft uns die Hitze fast um. Wir flüchten in das klimatisierte Auto und machen noch einen kurzen Abstecher auf ein Eis bei Smitswinkel. Schon bei der Fahrt durch Oudtshoorn ist uns das tolle Lokal aufgefallen.
Knysna
Da unser nächste Ziel Knysna ist, wählen wir den Weg über die Seven Pass Road. Es handelt sich hierbei über die älteste direkte Strassenverbindung zwischen George und Knysna. Wie der Name schon verrät, führt die Strasse über sieben Pässe. Dieses Mal schaffen wir die Passstrasse(n) ohne Probleme und unser kleiner Dr. GP meistert jeden Pass mit Bravour. Die Schotterstrasse ist auch kein Vergleich mit dem Montagu Pass. Diese Strasse ist wirklich für jeden Fahrzeugtyp machbar.
Nachdem wir auf halbem Weg noch ein heftiges Gewitter an uns vorbeiziehen lassen, legen wir einen kurzen Fotostopp bei der Red Bridge ein, bevor es zur Unterkunft geht.
Wir konnten die Unterkunft nur für eine Nacht buchen. Unser Plan war es, sich nach dem Abendessen auf die Suche nach einer neuen Wohnung zu machen. Da es hier in der Umgebung einiges anzusehen gibt, wollen wir Knysna als Ausgangsort nutzen und mindestens 4 Tage hierbleiben.
Aus unserem Plan wird leider nichts. Als wir ankommen entschuldigt sich die Vermieterin gleich schon bei uns, dass es keinen Strom gibt. Aufgrund des Unwetters sind auch das komplette WLAN-Netz und das Handynetz ausgefallen. So sitzen wir also bis zum nächsten Tag ohne Strom und Internet in der Wohnung fest und können nichts tun als blöd aus der Wäsche zu kucken.
Kochen können wir wieder mal nicht und Kaffee am nächsten Morgen gibt es auch keinen. Völlig genervt verlassen wir die Wohnung und wissen auf den ersten Moment nicht, was wir machen sollen.
Wir verabschieden uns von der netten Vermieterin, der alles zusammen sehr leidtut, und machen uns auf die Suchen nach einem Cafe, das WLAN hat. Von dort aus wollen wir eine neue Unterkunft suchen und uns einen Plan für die nächsten Tage erstellen.
Wir haben Glück und finden per Zufall das Trinity Premium Coffee. Leckerer Kaffee, leckere Bagels und superschnelles Internet. Unsere Nerven beruhigen sich langsam. Nun können wir endlich eine neue Unterkunft suchen, finden diese auch schnell und ab 12:00 Uhr ist dann auch wieder der Strom für alle da.
Das Wetter in Knysna war zwar etwas durchwachsen, dafür war aber unsere Zeit und unsere Erlebnisse dort um so schöner. Wir sind nach Sedgefield zum Wild Oaks Community Farmermarket gefahren. Und haben wieder mal den Markttrubel und den Livestyle der Südafrikaner genossen. Dieser Markt findet immer samstags statt und wir können ihn guten Gewissens weiterempfehlen.
Die ganzen Strände rund um Knysna durften natürlich nicht fehlen. In Buffels Bay haben wir eine Kaffeepause beim Wildside Beach gemacht. Bei Brenton sind wir entlang des Brenton Beach, fast bis nach Buffels Bay gelaufen. Beim Margaret´s View Point hat man eine Wahnsinnsaussicht auf die Lagune.
Als dann montags endlich wieder die Sonne rauskommt, machen wir uns auf dem Weg zum East Head View Point. Oben an der Sandsteinklippen angekommen, hat man eine grossartige Aussicht auf die Hafeneinfahrt. Die Royal Navy bezeichnete die Einfahrt einst als die gefährlichste Einfahrt der Welt.
Nachdem wir alles Aussichtspunkte abgelaufen sind, fahren wir wieder runter und erkunden die zwei Inseln, die in der Lagune von Knysna liegen. Von der Leisure Island hat man nochmal einen tollen Blick auf die Hafeneinfahrt und die Lagune. Mehrere Strände laden zum Baden in der herrlich ruhigen und flachen Lagune ein.
Bei Thesen Island ist nur ein kleiner Teil für Touristen geöffnet. Der Grossteil der Insel ist nur für die Bewohner reserviert. Es lohnt sich jedoch einen kurzen Blick auf die Insel zu werfen und ein wenig durch die Gassen zu schlendern.
Die Waterfront von Knysna hat uns persönlich nicht so zugesagt. Wenn man Austern essen will, ist es anscheinend DER Ort dafür. Wir sind nicht wirklich heiss auf Muscheln und Meeresfrüchte, und so lassen wir dieses Mal gerne den Genuss aus.
Nach 4 wundervollen Tagen verlassen wir Knysna und fahren Richtung Plettenberg Bay. So langsam kommen wir auch schon am Ende unserer Südafrika Reise. Aber bevor es in ein neues aufregendes Abenteuer geht. Stehen noch zwei ganz spezielle Ausflüge an. Auf diese haben wir uns von Anfang an schon sehr gefreut. Wir sind gespannt, ob sie all unsere bisherigen Highlights auf der Garden Route überhaupt noch toppen können.
Liebe Grüsse
Reiseroute
10. - 12. Jan. 2023George, Wilderness
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SA