Kalahari Car Hire – unsere Erfahrungen mit der 4×4 Autovermietung aus Namibia
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Die Dünen verändern sich mit dem Wind, aber die Wüste bleibt dieselbe.
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- DÜNEN-WUNDERLAND | geschrieben von Rene
Die roten Dünen von Sesriem
Wir erreichen unser heutiges Tagesziel Sesriem. Hier ist der Eingang zu den berühmten roten Dünen von Namibia, die nahezu jedes Zeitschriften-Titel-Cover ziert, welches über Namibia berichtet. Natürlich ist es touristisch – aber das ist der Eifelturm in Paris auch, und trotzdem geht man hin. Wie wir erfahren haben, soll es ein besonderes Erlebnis sein, wenn man zum Sonnenaufgang in den Dünen ist und das miterlebt. Doch als wir ankommen ist es schon nach Mittag, es hat mörderische 39 Grad und somit spielt sich das heute nicht mehr. Das wussten wir natürlich, und unser Plan war sowieso, die Dünen erst am nächsten Tag zu besuchen. Für heute geht es also erstmal in eine Campsite. Davon gibt es hier – wer hätte es erraten – natürlich einige. Alle buhlen um die Gunst der Touristen und wollen die Besucher der Attraktion einfangen. Mit irgendwie dreisten Mitteln, wie wir finden.
Zunächst einmal muss man unterscheiden zwischen den Campsites IM und AUSSERHALB des Namib-Naukluft-Nationalparks. Die Campsite «Oasis», ausserhalb des Parks, ist um einiges günstiger als die im Park. Gerade mal halb so teuer. Was sollte einen also dazu bewegen, eine der teuren Campsites innerhalb des Parks auszusuchen, die nach allgemeiner Ansicht zudem auch noch viel schlechter sein sollen als die Oasis? Ganz einfach: bei den Campsites IM Park darf man eine Stunde früher losfahren und hat somit die Chance, den Sonnenaufgang zu sehen. Denn die Tore in den Park öffnen erst um 06:30 Uhr, und da um 06:45 Uhr ungefähr der Sonnenaufgang ist hat man somit keine Chance, auf einer Düne zu sein. Denn die befinden sich nochmals gute 45 km und etwa 30 Minuten hinter dem Eingang. Na ja, Zufall könnte man meinen. Wir glauben eher das ist ausgemachte Sache. Natürlich wollten wir auch gerne den Sonnenaufgang sehen, aber wir wissen auch dass es so gut wie nicht machbar ist, wenn wir draussen übernachten. Sollen wir also in den sauren Apfel beissen und die hohen Preise der Campsites im Namib-Naukluft-Nationalpark bezahlen?
Wir überlegen ziemlich lange hin und her, und sind dann schlussendlich doch nicht bereit, den hohen Preis zu bezahlen. Wir bleiben also in der Oasis-Campsite und machen es uns da gemütlich. Da treffen wir zum ersten Mal Michael und Ines, ein Paar aus Niederösterreich. Zunächst gibt’s ein bisschen allgemeinen Smalltalk, aber die zwei sind uns auf Anhieb sympathisch. Sie wollen heute noch in den Nationalpark und die Wanderung am «kleinen Canyon» machen. Es ist schon Nachmittag und die Hoffnung auf ein wenig Schatten wäre da. Sie fragen uns kurzerhand, ob wir auch mitwollen, doch nach kurzer Überlegung verneinen wir und entscheiden uns stattdessen, in den Camp-Pool zu springen und uns etwas abzukühlen. Eine gute Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellt.
Wir treffen Michael und Ines am Abend wieder und sie berichten uns, dass sich die Fahrt nicht wirklich gelohnt hat. Zunächst wurde die Hoffnung auf Schatten im Canyon nicht erfüllt. Sie haben die nur 1 km kurze Wanderung zwar gemacht, aber bei der Gluthitze war es kein Vergnügen. Und zu allem Überfluss hat ein Stein von einem entgegenkommenden Auto einen gehörigen Riss in die Windschutzscheibe geschlagen. Sie sind – wie wir – auch mit einem gemieteten 4x4 im Dachzelt unterwegs. Jetzt ist guter Rat natürlich teuer. Aber für diesen Abend bleibt das nicht unser einziges Gesprächsthema. Im Gegenteil – wir unterhalten uns wunderbar mit dem jungen Paar und freuen uns sehr, wieder einmal Geschichten über das Reisen auszutauschen. Die beiden sind nicht das erste Mal in Afrika. Nein, ganz und gar nicht – sie haben hier schon ziemlich viel Zeit verbracht. Von November 2017 bis Juli 2018 waren sie in ihrem 1992er Mercedes 310D quer durch Afrika unterwegs. Und genauso heisst auch ihre Webseite: www.querdurchafrika.at. Natürlich ist das schon einige Jahre her, aber wie sie uns bestätigen, hat sie der «Afrika-Virus» seitdem nicht mehr losgelassen. Wer mehr über ihre Geschichte und die Tour durch Afrika erfahren möchte sollte unbedingt auf ihre Webseite schauen.
Wir quatschen noch bis spät in die Nacht. Die Zeit vergeht wie im Flug, und ehe wir uns versehen, ist es nach Mitternacht. Wir wollen am nächsten Tag (beziehungsweise nun am selben Tag) alle so früh wie möglich in den Namib-Naukluft-Nationalpark, um vielleicht doch noch den Sonnenaufgang zu erleben. Unser Plan: wir stehen um 6:00 Uhr am Tor, vielleicht macht er ja doch ein wenig früher auf und wir schaffen es noch. Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Die Hoffnung stirbt am nächsten Morgen um 06:01, als wir das dritte Auto in der Warteschlange vor dem Tor sind und weit und breit niemand zu sehen ist, der es öffnet. Wir machen uns erstmal gemütlich Kaffee, kochen das Wasser auf und starren auf das Wachhäuschen in der Hoffnung, dass wenigstens um 06:15 jemand kommt. Es kommt auch tatsächlich wer, aber er schreibt sich erstmal die ganzen Autokennzeichen auf und macht seine Papierliste.
Papierkrieg
Namibier LIEBEN Papierlisten! Ich weiss nicht, wie viele Papierlisten wir bis dato ausgefüllt haben und wie viele es am Ende unserer Reise sein werden. Bei jedem Furz, den man lassen möchte (sorry für die Ausdrucksweise…), muss man sich in Namibia in so eine Liste eintragen. Name, Initialen, Titel, Adresse, Nationalität, ID-Nummer, Geburtsdatum, Autokennzeichen, Telefonnummer, wo kommt man her, wo will man hin, Datum der Ankunft, Datum der Abreise, Uhrzeit, Ort, Unterschrift. In jeder Lodge, in der wir uns einbuchen, in jeden Nationalpark, in den wir gehen und jede Attraktion, die wir besuchen – überall muss man es machen. Es sind alles Fresszettel, zwar mit einem Vordruck, aber ich seh denen schon an, dass die im ganzen Leben nie mehr jemand lesen wird, sie spätestens am Abend in einen abgefressenen Ordner abgelegt werden (oder gleich in den Mülleimer wandern), der Ordner dann nach 6 Wochen in irgendeinem staubigen Regal archiviert und in 5 Jahren alles zusammen verbrannt wird. Wozu also bitte der Aufwand?? Irgendwann habe ich angefangen, nur noch Fantasienamen wie Duffy Duck oder Chuck Norris reinzuschreiben, weil es mir echt zu blöd wurde! Chuck Norris möge es mir verzeihen, denn schliesslich hat er als Kind Sandburgen gebaut, die wir heute als Sossusvlei-Dünen kennen. Und Chuck Norris durchquert die Wüste immer mit zwei Kamelen, denn die Gewichtsverteilung ist einfach besser, wenn man unter beiden Armen etwas trägt. Okay Schluss jetzt mit dem Unsinn!
Der Parkwächter kommt also wieder mal mit so einem Papierzettel an. Ich kann es mir nicht verkneifen, mit den Augen zu rollen. Brav tue ich meine Pflicht. Dann geht er zum Auto hinter uns und macht die ganze Schlange durch. Unpünktlich um 06:33 Uhr geht das Tor dann auf und – Halleluja – wir dürfen reinfahren. Etwa 14 Minuten später ist Sonnenaufgang, wir sind auf der Strasse und bis zur Düne 45 sind es immer noch 20 Minuten Fahrzeit. Also – falls sich jemand mit dem selben Gedanken spielt: vergesst es – es geht sich niemals aus. Wenn ihr den Sonnenaufgang im Namib-Naukluft-Nationalpark AUF der Düne erleben wollt, müsst ihr eine der schlechten Campsites im inneren des Parks wählen, das Doppelte bezahlen und dann «dürft» ihr eine Stunde früher losfahren. Ich will nicht sagen, dass ich frustriert bin, aber ein bisschen veräppelt komme ich mir schon vor. Hätten wir Chuck Norris dabeigehabt, hätte ER entschieden, wann die Sonne aufgeht. Okay jetzt reichts aber wirklich!
Sossusvlei, Deadvlei, Düne 45, Big Daddy – was ist das alles?
Also, all das soll unser Erlebnis im Namib-Naukluft-Nationalparks und den Sossusvlei nicht trüben. Aber was ist das denn eigentlich genau? Das war auch für uns gar nicht so einfach herauszufinden. Daher eine ganz grobe Zusammenfassung: Vom Parkeingang des Namib-Naukluft-Nationalparks bei Sesriem führt eine etwa 65 Kilometer lange, von Dünen gesäumte Asphaltstraße in Richtung Sossusvlei. Die Straße ist komplett geteert und befindet sich in einem sehr guten Zustand. Die letzten fünf Kilometer allerdings können dann nur noch zu Fuß oder mit Allradfahrzeugen zurückgelegt werden. Im namibischen Sommer (Dezember - März) wird es dort wirklich sehr heiss, Temperaturen um die 40 Grad sind keine Seltenheit.
Die ersten paar Kilometer nach dem Parkeingang bei Sesriem sind nicht sehr spektakulär, doch danach geht es los: links und rechts türmen sich die berühmten roten Sanddünen auf, die zu den höchsten der Welt zählen. Es gibt von Zeit zu Zeit Abzweigungen zu Parkplätzen, von denen aus man die Dünen besteigen kann. Eine der bekanntesten ist die "Düne 45". Sie hat ihren Namen, weil sie genau auf KM 45 (also 45 km nach Parkeingang) gelegen ist. Die Sterndüne ist optisch eine der schönsten im ganzen Sossusvlei-Gebiet, ist 80 m bis 170 m hoch und besteht aus etwa fünf Millionen Jahre altem Sand.
Fährt man noch zwanzig Kilometer weiter, kommt man an das Ende der Strasse - hier beginnt der 4x4-Abschnitt, der nur mit einem entsprechenden Geländefahrzeug befahren werden darf. Wer das nicht hat, muss sich ein "Shuttle-Taxi" nehmen, die von dem Parkplatz wegfahren und die Besucher bis zum Sossusvlei bzw. zum Deadvlei bringen. Dort befindet sich auch die «Big Daddy», die als grösste Sanddüne der Welt gehandelt wird.
Düne 45
Als wir Gewissheit darüber haben, dass wir den Sonnenaufgang NICHT auf einer Düne sehen werden, entscheiden wir uns dafür, die bekannte «Düne 45» anzusteuern. Es sind bereits einige Fahrzeuge der Besucher da, die in einer der staatlichen Unterkünfte der Namibia Wildlife Resorts (NWR) innerhalb des Parks übernachtet haben. Als wir die Düne hochklettern, kommen uns die ersten Touristen schon wieder entgegen. Wer schon einmal im Sand gewandert ist, weiss, wie anstrengend das ist. Eine Düne hochklettern ist ein wahrer Kraftakt. Zwei Schritte nach vorne, 1 ½ Schritte zurück. Für die läppischen ersten 80 Meter brauchen wir gute 20 Minuten, die staubige, trockene Luft lässt Magdalena fast hyperventilieren und die erste Flasche Wasser ist schon fast ausgetrunken, als wir oben ankommen. Natürlich klettern wir auf den höchsten Punkt, der ungefähr 170 m über dem Boden liegt. Auch wenn die Sonne schon aufgegangen ist, das Licht ist immer noch perfekt sehr schön und die Schatten zaubern eine wunderschöne Zeichnung auf die umliegenden Dünen.
Wir geniessen die schöne Aussicht ungefähr eine halbe Stunde und machen uns dann auf den Rückweg zum Auto. Wir wollen nicht zu viel Zeit verlieren, denn wir wissen, dass spätestens am 11 Uhr die Hitze hier ziemlich unerträglich wird. Wir wählen den unkonventionellen Weg und rennen die steile Seite der Düne runter. Das ist ein Riesenspass, aber wir sind von oben bis unten voll mit dem feinen Sand, und auch zwei Wochen später finden wir den immer noch in allen möglichen Stellen, in unserer Kleidung und natürlich auch im Auto. Trotzdem war es lustig.
Wir fahren weiter zum Sossusvlei-Gebiet. Natürlich ist für unseren «Maxwell» die 4x4-Strecke durch den Sand überhaupt kein Problem, und so können wir die letzten 5 Kilometer der Strecke mal das Tiefsandfahren üben. Magdalena ist wie üblich recht unentspannt, aber vollkommen zu Unrecht. Es geht alles gut, wir bleiben nicht stecken und kommen am hinteren Parkplatz an. Jetzt ist nochmals wandern angesagt, denn das berühmte «Deadvlei» befindet sich gute eineinhalb Kilometer entfernt. Es ist schon ganz praktisch, wenn man eine Kopfbedeckung dabeihat, denn es knallt jetzt um 9 Uhr doch schon recht ordentlich vom Himmel.
Deadvlei
Das Deadvlei ist eigentlich die trockene Endsenke eines nicht mehr vorhandenen Wüstenflusses. Die Pfanne ist von Dünen umschlossen, die Oberfläche des Senkengrundes wird überwiegend von einer weissen, rissigen Ton-Schicht gebildet. Namensgebend für das Deadvlei sind die abgestorbenen Kameldornbäume. Wegen der extremen Trockenheit verrotten sie nur sehr langsam und sind bis heute erhalten. Karbondatierungen haben gezeigt, dass die "Baumleichen" etwa rund 850 Jahre alt sind, und vermutlich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts abgestorben sind. Das würde bedeuten, dass der Tsauchab vor etwa 600 Jahren öfter Wasser geführt haben und es seinerzeit feuchter gewesen sein muss.
Die Szene wirkt auf uns wieder einmal wie aus einem Endzeit-Action/Horrorblockbuster. Die Landschaft in der Senke und die toten Bäume ist wieder einmal ein Naturbild, das wir so bisher noch nie gesehen haben. Der perfekte Ort für Fotos – einfach, weil es so ungewöhnlich surreal ist. Alles zusammen flankiert von der «Big Daddy» - im Hintergrund türmt sich die grösste Sanddüne der Welt auf. Die Big Daddy erreicht eine Höhe von 380 m und ist Teil des UNESCO-Welterbes „Namib-Sandmeer“. Natürlich kann man auch die ersteigen, aber angesichts der Tatsache, dass das Thermometer die 30 Gradmarke bereits überschritten hat (und das war noch nicht das heutige Ende) UND die durchschnittliche Wanderzeit mit ungefähr 2 Stunden angesetzt wird, verzichten wir darauf. Wir bewundern sie lieber von unten, machen unzählige Fotos und stellen auch hier im Nachhinein wieder fest, dass sie auf den Bildern längst nicht so mächtig wirkt, wie es tatsächlich war. Schade – aber wir behalten es im Kopf.
Auf unserem Rückweg treffen wir Michael und Ines wieder. Sie sind heute früh etwas später losgefahren. Sie wollen noch ein paar Fotos vom Deadvlei schiessen. Wir setzen uns derweil auf eine der Bänke im Schatten an dem Parkplatz, wo wir unser Auto abgestellt haben und warten dort auf sie. Wenig später gesellen sie sich zu uns und wir geniessen zusammen unser spätes Frühstück.
Das Thermometer zeigt bald 36 Grad an, und gegen Mittag verlassen wir das Sossusvlei und den Namib-Naukluft-Nationalpark auch wieder. Wir beschliessen, dass wir gemeinsam mit Ines und Michael zunächst bis Solitaire fahren, wo es laut einigen Angaben den «Besten Apfelkuchen Namibias» geben soll. Das wollen wir natürlich selbst testen und beurteilen.
Liebe Grüsse
Reiseroute
01.- 02. Feb. 2023Sesriem
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