The Texas Horror Picture Show
9. Juli 2023Ollie on the Rocks
30. Juli 2023Diebe – Dinos und die Rockys
Egal wie sauer du bist, Dinos sind Saurier.
23. Juli 2023 - Reisetagebuch Eintrag #131
- DIEBE - DINOS UND DIE ROCKYS | geschrieben von Magdalena
Durchatmen
Keine 150 Meilen von der Cadillac Ranch in Amarillo entfernt finden wir endlich unsere lang ersehnte Abkühlung und ein wirklich traumhaftes Plätzchen. Wir konnten Online noch einen der letzten Stellplätze am Clayton Lake State Park ergattern. Zum ersten Mal seit zwei Wochen können wir mal wieder so richtig durchatmen. Die Luft ist frisch und die Temperaturen sind bei angenehmen 29 Grad. Wir packen gleich unsere Stühle aus und setzten uns gemütlich mit einer Tasse Kaffee raus und geniessen den Ausblick auf den Clayton Lake.
Es ist kaum zu glauben, dass gerade mal 2 Stunden entfernt ein komplett anderes Klima herrscht. Eventuell liegt es auch daran, dass wir nun auf 1580 Meter Höhe sind, einen neuen Bundesstaat und eine neue Zeitzone bereisen. Wir sind einfach Mega Happy und beschliessen nach einer kühlen Nacht früh morgens bei dem Ranger nachzufragen, ob wir unseren Aufenthalt verlängern können. Es tat so gut, nach über 2 Wochen ohne Klimaanlage und Lärm schlafen zu können. Wir wollen diese Traumlage nutzen, um die nächsten Tage zu planen, einfach mal das Camperleben geniessen und uns vor allem auf die Spuren der Dinosaurier machen.
Achtung Dinosaurier
Beim Clayton Lake State Park and Dinosaur Trackways in New Mexico, da wo zufällig auch gerade unser Stellplatz ist, gibt es einige der besterhaltenen Dinosaurier Spuren weltweit. Über 500 Spuren von 5 verschiedenen Arten wurden hier gefunden. Natürlich wollen wir das mit unseren eigenen Augen sehen. Wir verlasen unseren Camper und laufen zu der Attraktion.
Kaum zu glauben, dass wirklich einige Leute hier zu faul sind, um zu laufen und mit den Campern von ihrem Stellplatz zum Parkplatz fahren, um dann die Spuren besichtigen zu können. Wir reden hier von einer Distanz von 500 Metern. Uns ist in den letzten Wochen schon aufgefallen, dass die Amerikaner teilweise ein ziemlich bequemes Volk sind. Wenn man nicht unbedingt laufen muss und es eine Strasse gibt, fahren sie lieber als sich mal ihre Füsse zu vertreten. Auch ist uns aufgefallen, dass sie immer in den Wohnmobilen, bzw. Wohnwagen bleiben und sich nicht raus setzen um die Umgebung zu geniessen. Für uns ist das total komisch und wir können das irgendwie nicht ganz nachvollziehen. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wahrscheinlich denken sich die Amis eh schon, was wir den für komische Vögel sind, die immer draussen vor dem Wohnmobil sitzen und einfach nur in die Natur starren. Die fragen sich sicherlich, ob wir nicht ganz bei Trost sind.
Nun aber zurück zu den Dinos. Wir laufen den 310 Meter langen Weg entlang des Sees und können den abgesperrten Bereich schon von Weitem sehen. Die haben sich echt Mühe gegeben. Bei einer Aussichtsplattform ist alles bestens mit Plakaten beschrieben. Wie damals der Ort entdeckt wurde und was die Forscher hier alles gefunden haben.
Im Jahre 1982 wurde durch ein Hochwasser die oberste Bodenschicht des 46 m breiten Überlastungsüberlaufes des Clayton Lakes weggeschwemmt. Dabei wurde eine Gesteinsschicht der Dakota-Group mit rund 500 Dinosaurier-Trittsiegeln freigelegt. Hätte es dieses Hochwasser nicht gegeben, dann hätte man diese Spuren nie entdeckt.
Wir begeben uns eine Etage tiefer und laufen den schön angelegten Weg ab. Auch hier sind wieder Infotafeln mit detaillierten Beschreibungen zu finden und es wird alles genauestens erklärt: Welche Spuren man vor sich sieht und vor allem, welche Art von Dinosaurier diese Spur hinterlassen hat. Wir sind ganz fasziniert und hätten nie damit gerechnet, einmal so gut erhaltene Fussabdrücke von den Urzeitriesen zu sehen. Die letzten Dinosaurierspuren haben wir in Kroatien gesehen. Ich war mir damals aber ehrlich gesagt nicht sicher, ob die echt waren oder ob sich da jemand wohl ein Touristennepp hat einfallen lassen.
Wir halten uns sicherlich eine Stunde in dem Gelände auf, bis wir schon von weitem eine ganze Bande Kids hören können. Der Park Ranger hat uns schon vorgewarnt, dass später noch eine grosse Gruppe an Kindern in den Park kommen wird. Für uns ist es das Zeichen, Platz zu machen und uns wieder auf unseren schönen Stellplatz zurückzuziehen.
No Signal
Zurück an unserem Platz fällt uns auf, dass die Netzabdeckung hier nicht wirklich vorhanden ist. Um genau zu sein, es ist absolut gar kein Netz verfügbar. Wir kommen auf die Idee, dass es vielleicht daran liegen könnte, da wir unterhalb eines Canyons sind. Kurzerhand beschliessen wir, auf den Canyon rauf zu laufen und wollen beim schönen Aussichtspunkt unser Glück versuchen. Kaum oben angekommen, geben unsere Handys die ersten Laute von sich. Glück gehabt, nicht viel, aber zumindest 2 von 4 Strichen gibt das Signal her.
Wir geben erstmal ein Lebenszeichen an unsere Familien ab und machen uns danach etwas im world wide web über unser nächstes Reiseziel schlau. Der bevorstehende Independence Day liegt uns etwas im Magen. Wir haben gehört, dass da ganz Amerika auf dem Weg ist und überall die Hölle los sein soll. Sollen wir es riskieren, weiter in den Norden zu fahren und den Stellplatz wechseln oder wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen und die Tage hier bei diesem superschönen Plätzchen warten und uns dann nach dem 4. Juli wieder auf die Weiterreise machen?
Wir sind uns einig: Lebensmittel sind noch genug vorhanden und schöner und billiger werden wir vermutlich nicht so schnell wieder ein Plätzchen finden. Wir recherchieren noch ein wenig weiter, schauen online nach, wie die Auslastung auf unserem Platz ist und beschliessen nach 2 Stunden zurück auf unseren Platz zu gehen.
Banditen in Amerika
Als wir wieder am Platz ankommen trauen wir unseren Augen kaum. Wir haben beide sofort ein Déjà-vu. Längst verdrängte Gefühle kommen wieder hoch. Ist das gerade echt wahr? Wurden uns hier, auf unserem Stellplatz unsere nagelneuen, bequemen und teuren Stühle gestohlen, während wir weg waren? Wir wollen es nicht glauben, wir laufen das Gelände ab, schauen über die Kante runter zum See und drehen uns im Kreis. Aber auch nach 15 Minuten Suchen finden wir keine Stühle.
Es ist also wieder mal passiert. Im April 2022 wurden uns in Spanien unsere Klappfahrräder gestohlen und nun, ein Jahr später, wurden wir wieder beklaut!! Diesmal mussten unsere Stühle daran glauben. Klar, irgendwie sind wir selbst schuld. Warum lassen wir auch unsere Stühle auf einer reservierten Campsite zurück? Wir glauben halt immer an das Gute im Menschen und uns wäre im Traum nie eingefallen, dass es hier am Platz Langfinger geben könnte, die einfach Sachen mitgehen lassen.
Wir haben noch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Vielleicht hat ja einer der Ranger die Stühle mitgenommen, weil er dachte, wir sind schon abgereist. Wir machen uns gleich auf zum Büro und teilen dem Ranger unser Leid mit. Er schüttelt aber gleich den Kopf und fragt noch bei seinen Kollegen nach aber auch die haben unsere Stühle weder mitgenommen noch wäre ihnen etwas aufgefallen. Sie sind jedoch so entsetzt von dem, was uns geschehen ist, dass sie sich gleich auf den Weg machen und das grosse Gelände abfahren und sich umschauen wollen.
Doch unsere Hoffnung ist nun ganz zerstört. Die Stühle sind weg und wir werden sie nie mehr wiedersehen. Wir verlassen das Büro und fahren zurück zu unserem Platz. Der Tag ist jetzt gelaufen. Unsere Stimmung ist auf dem Tiefpunkt und wir würden am liebsten alles zusammenpacken und weit, weit wegfahren. Wie konnten wir nur so dumm sein, wir könnten uns in den Allerwertesten beissen. Doch all das warum, wieso und weshalb nutzt nichts. Es bringt uns unsere Stühle jetzt auch nicht mehr zurück.
Ich werde nie in meinem Leben solche Leute verstehen, die das Eigentum anderer stehlen. Ich bin normalerweise, zumindest meistens, ein friedlebender Mensch, aber wenn ich mal so einen Abschaum in die Finger bekomme, dann Gnade ihnen Gott. Ich darf gar nicht laut aussprechen, was ich mit dieser Person machen würde.
Dispersed Campground
Wir haben dann noch eine Nacht auf dem Campingplatz verbracht, aber das tolle und entspannte Gefühl war dahin. Für uns war nun klar, dass wir die Zelte abbrechen und weiter Richtung Norden fahren wollen. Bevor es jedoch zu unserem neuen Ziel geht, wollen wir mal was ausprobieren. Wir haben schon von einigen gehört, dass man in den USA auch „Wildcampen“ kann. In National Forest oder Bureau of Land Management gibt es die Möglichkeit legal auf diesem Land zu übernachten. Es kann sich dabei um eine einfache Wiese, ein Wanderparkplatz, eine Ausbuchtung auf einer abgelegenen Strasse oder ab und zu ein staatlicher Campingplatz handeln.
Es ist nicht ganz so leicht, diese Plätze zu finden, aber mit den gewissen Internetseiten und Apps findet man eigentlich sogar noch ziemlich viele solcher Plätze. Man darf sich auf diesen Plätzen aber keine Infrastruktur erwarten. Weder Ver-, noch Entsorgung sind hier vorhanden, keine Mülleimer oder sonstige Annehmlichkeiten. Auf solchen Plätzen steht man oft alleine und meist mitten in der Natur.
Das klingt ganz nach unserem Geschmack. Wir haben sehr oft in Europa freigestanden und müssen sagen, dass es meistens die schönsten Plätze waren. Wir packen unsere Sachen zusammen und steuern erstmal den nächstgelegenen Walmart an. Irgendwie schaffen wir es nie unter 2 Stunden aus diesem riesigen Geschäft zu kommen. Bis man hier durch alle Regale durch ist, all seine Sachen gefunden hat und natürlich auch geschaut hat, was man dann noch alles brauchen könnte oder auch nicht. Bequeme Stühle habe wir leider keine gefunden. Somit müssen die 8 Dollar Klappstühle nun erstmal reichen, bis wir vielleicht mal wieder die Möglichkeit haben, uns welche per Amazon zu bestellen.
Am späten Nachmittag kommen wir dann an unserem Dispersed Campground an. Es handelt sich hierbei um ein kleines Landstück, das neben einer Forststrasse liegt. Der Highway ist weit genug entfernt und die Aussicht auf das weitreichende Land ist auch nicht ohne. Ok zugegeben, so toll wie es sich jetzt anhört war es zu Anfang nicht ganz. Wir sind 4x die Strasse auf und ab gefahren, um eine halbwegs gerade Stelle zu finden, bei der wir auf das Land fahren konnten. Es hat sich ein ziemlich grosser Graben an der Strasse entlang gezogen. Als wir dann endlich auf der Wiese waren, mussten wir den vielen Kakteen ausweichen. Von "Gerade Stehen" war erstmal gar keine Rede. Gut haben wir jetzt ein funktionierendes Leveling System, das uns nun sauber ausrichtet. Und als wir dann alles fertig eingestellt hatten, kommt der Wind. Wir und Ollie wurden ziemlich durchgeschüttelt. Ich habe die ersten 2 Stunden immer nur den Wetterbericht studiert. Wenn es heute noch Regen geben sollte, dann hätten wir ein riesiges Problem. Der Untergrund, auf dem wir stehen, würde sich in kürzester Zeit in eine riesengrosse Matschfläche verwandeln und ein Rauskommen mit dem nicht allzu leichten Ollie, wäre schier unmöglich.
Ihr könnt euch vorstellen, wie genervt Rene von meiner Paranoia ist. So ganz einfach war der Start mit unserem ersten Wildcampen nicht. Ich kann aber eure Nerven beruhigen. Der Wind hat irgendwann aufgehört. Regen ist auch keiner gekommen und wir verbringen eine wirklich ruhige und schöne Nacht auf diesem Platz.
Indepence Day
Am nächsten Morgen stehen wir mit dem Sonnenaufgang auf und machen einiges an Strecke. Es ist der 3. Juli, also ein Tag vor dem Independence Day. Unsere Campsite, die wir ansteuern hat „first come first serve“ (Wer zuerst kommt, malt zuerst). Um 10:00 Uhr ist Check-out und Check-in zugleich. Wir hoffen, dass wir noch ein Plätzchen ergattern können.
Wir biegen zum Campground in Longmont ein und sehen schon eine Schlange von Campern an der Entsorgung stehen. Oje, ob das wohl was wird mit einem freien Plätzchen? Auf den ersten Blick schaut der Platz rappelvoll aus, doch etwas weiter hinten findet sich für Ollie noch ein Plätzchen. Da die Rezeption wegen des bevorstehenden Unabhängigkeitstag geschlossen hat, müssen wir den Check-in am Automaten machen. Nach dem zweiten Versuch funktioniert es dann auch mit dem freien Platz. Die erste Seite, die wir angesteuert haben, war natürlich schon reserviert. Happy über den freien Platz sind wir jetzt entspannt und können beruhigt in den Independence Day starten.
Der 4. Juli geht total spurlos an uns vorbei. Es regnet mehr oder weniger den ganzen Tag. Das Internet am Platz ist bescheiden, so können wir nicht wirklich viel machen. Das Wetter wird nicht besser: es ist nass und kalt. Wir sind zwar gerade an dem Ort wo es 300 Tage nur Sonne und das beste Wetter hat, aber wie sollte es anders sein, dass wir gerade dann hier sind, wenn es regnet. Wir beschliessen uns für den nächsten Tag in ein Internet-Cafe zurückzuziehen. Draussen kann man eh nichts machen, der Stellplatz steht halb unter Wasser und wir haben eine wichtige Mission zu erfüllen.
Täglich um exakt 17:00 Uhr hat man für einen kurzen Zeitpunkt die Möglichkeit, für den nächsten Tag die heissbegehrten „Time Slot Tickets“ für den Rocky Mountain Nationalpark zu ergattern. Ob das Glück auf unserer Seite ist und wir den wohl begehrtesten Nationalpark der USA besuchen können, erfahrt ihr im nächsten Bericht.
Liebe Grüsse
Reiseroute
28. Juni – 03. Juli 2023Clayton Lake State Park
US03. – 04. Juli 2023Walsenburg
US04. – 07. Juli 2023Longmont
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