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Derjenige, der etwas zerbricht, um herauszufinden, was es ist, hat den Pfad der Weisheit verlassen.
04. Juli 2021
- DER PFAD DER KÖNIGE | geschrieben von Rene
Malaga, Fuengirola
Wir verbringen einige Tage an einem SEHR alternativen Stellplatz etwas ausserhalb von Fuengirola, westlich von Malaga. Genauer gesagt sind wir uns nicht ganz sicher, ob es überhaupt ein Stellplatz ist. Sieht eher nach einer Schwarzpartie aus. Aber na ja – hier in Spanien ist das sowieso ein bisschen Grauzone. Es ist so: PARKEN darf man überall – und wenn es nicht gerade ein Naturschutzgebiet oder Privatgelände ist, darf man auch über Nacht bleiben. Und «dürfen» heisst, dass die Guardia Civil einfach nichts sagt, wenn ein Wohnmobil ein paar Tage am gleichen Platz steht. Was man nicht darf ist «Campingverhalten». Campingkunde für jedermann: unter «Campingverhalten» versteht man alles, was man mit einem «normalen» PKW nicht machen würde – also Stühle und Tische raus, Markise ausfahren, Wäscheleine spannen, Keile unters Auto zum Geradestehen, usw. Gut – aber zurück zu unserem alternativen Stellplatz. Es handelt sich mehr oder minder um eine ziemlich ausgetrocknete Wiese, mehr Sand und Staub als Gras. Und eine Handvoll Dauercamper in zusammengerosteten Bussen, Containern oder was sich sonst für eine Behelfsübernachtung anbietet. Ein Typ der dort lebt schläft angeblich seit mehreren Monaten in seinem Zelt (in der prallen Hitze wohlgemerkt). Er hat einen Dachschaden. Täglich um 14 Uhr fängt er an zu singen, führt gerne Selbstgespräche und läuft prinzipiell ziellos ohne T-Shirt herum. Ein netter Ire in einem roten String-Tanga (sonst hat er nichts an) begrüsst uns sehr freundlich und erklärt uns die Sitten und Gebräuche auf dem Platz. Im ersten Moment sind wir irgendwie etwas baff, schauen uns fragend an und überlegen uns, ob wir doch lieber weiterfahren sollen. Wir bleiben. Wir stellen uns ziemlich in die Mitte des Geländes und fallen mit unserer fast nagelneuen Frida hier auf wie ein roter Hund mit Keuchhusten im Gemüsegarten. Wir erwarten, dass jede Sekunde einer der Eingeborenen zu uns kommt und etwas anfassen möchte, das nicht verrostet oder vermodert ist. Aber nichts dergleichen passiert. Im Gegenteil: wir haben hier unsere selige Ruhe, unsere neuen Nachbarn grüssen alle freundlich – manchmal auch dreimal hintereinander. Der Ire kommt zweimal am Tag vorbei und führt uns seine neueste, ganz spezielle Sommerkollektion vor und wir bekommen sogar noch einige Tips für Stellplätze in Portugal. Wir sind zufrieden und nutzen die Zeit, um unsere Berichte aufzuarbeiten, unsere Wäsche zu machen und die Gegend zu erkunden. Der Strand ist nur etwa einen Kilometer entfernt und dort geniessen wir in den nächsten Tagen die andalusische Nachmittagssonne.Wir bereiten uns auf unser nächstes Ziel vor: der «Caminito del Rey» - oder zu Deutsch der «Königspfad» in der Nähe von Ardales. Der Weg führt in etwa 100 bis 150 Meter Höhe an steil aufragenden Wänden durch zwei tiefe, schmale, etwa 200 Meter hohe Schluchten. Der Weg selbst wurde erst 2015 für die breite Öffentlichkeit freigegeben, nachdem er ausgiebig saniert und gesichert wurde. Davor wurde er lange Zeit als der «gefährlichste Weg der Welt» bezeichnet, an dem auch bereits einige Menschen ihr Leben verloren. Wir merken schnell, dass es nur noch mit grenzenloser Unvorsichtigkeit und Dummheit möglich ist, hier sein Leben zu lassen: alles ist abgesichert und gut begehbar. Einzig und allein die schwindelerregenden Höhen sind vielleicht nicht jedermanns Sache. Für uns war es allerdings kein Problem und so konnten wir den Caminito anstandslos meistern. Die Besucher werden nur nach Voranmeldung und nur Gruppenweise auf die Reise geschickt. Wie so üblich sind wir die Langsamsten, weil wir halt alles genau anschauen müssen und gerne geniessen. Aber das macht nichts – einmal auf dem Weg kann man sich so viel Zeit lassen wie man möchte. Inzwischen hat uns auch die Gruppe Pensionisten mit den roten Köpfen überholt, die eine Stunde nach uns gestartet sind. Egal – wir haben ja Zeit.
Wir sind von zwei Dingen überrascht: Erstens die Schönheit der Natur, der Anblick der massiven Felsformationen und der tiefen, märchenhaften Schluchten, die wir auf den Stegen überqueren – ein echtes Erlebnis, das unsere Bilder nicht annähernd so gut wiedergeben können, wie wir es wirklich erlebt haben. Und Zweitens: wie schnell die angeblichen 5 km Wanderweg vorbei sind. Es geht uns – trotz Schneckentempo – fast zu schnell, dass wir am Ende des Weges sind und in den Shuttlebus einsteigen, der uns wieder zum Ausgangspunkt zurückbringt. Aber es wartet noch ein besonderer Leckerbissen auf uns: wir parken an einem Stausee, gerade mal ein paar Meter vom Ufer entfernt. Das Wasser ist glasklar, blitzsauber und nach der Tour eine mehr als willkommene Abkühlung. Wir teilen uns den See nur mit ein paar wenigen Badegästen. Das Wasser ist so herrlich, dass wir an diesem Tag sicher noch fünf Mal reinspringen. Auch wenn das Reisen mit Wohnmobil oder Van so einige Entbehrungen einfordert, so viel phantastische und aufregende Erlebnisse hält es auch bereit. Wir verbringen zwei Nächte mitten in der Natur (Parken, ohne Campingverhalten) und erfreuen uns über den sensationellen Anblick über den See und den Canyon. Das wäre ein Ort zum Bleiben…
Aber unser Zeitplan sagt uns was anderes – nämlich, dass wir nun schon wieder zwei ganze Monate auf dem Festland sind und während dieser Zeit gerade mal einen Teil der Südküste Spaniens «geschafft» haben. Aber – wie wir auch wissen – sind Pläne für die Katz, und wir wollen die Zeit einfach geniessen. Wir stellen fest, dass es uns hier in Spanien einfach so gut gefällt, dass wir gar nicht schneller reisen wollen. Jeder Tag und jeder Ort haben so vieles zu bieten, das wir gerne für uns mitnehmen wollen. Ein Ort wie Ronda beispielsweise – unser nächstes Ziel.
Ronda, im Juni 2021
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
15. Juni - 17. Juni 2021Ardales
ESP
Erfahrungsberichte
Hi Rene,
The trip looks really cool. I enjoy reading the posts.
Cheers,
Mihai
Hi Mihai, sooo happy to see your comment and that you read our blog! 😍 Wish you all the best my friend. Take care! I’ll create a special-post in English soon for you 🙂 Cheers and greetz to you and your family!