Buntes Kapstadt: Wein, Strand und Gesang
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„Die Leute müssen verstehen, dass die Natur wichtig und wertvoll und wunderschön und eine pure Freude ist.“
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- BILDERBUCHLAND | geschrieben von Rene
Einer der heissesten Tage in Kapstadt steht uns bevor. Trotzdem müssen wir Filmmaterial sammeln und besuchen die schöne Umgebung der Metropole. Alle Szenen sind im Kasten und die Schneidearbeit geht los. Zum Projektabschluss gibt’s für unsere Hosts eine Überraschung.
Hitzeschlacht
Der letzte Tag bricht an, bevor wir anfangen das Material zu sortieren und den Film zu schneiden. Heute steht uns eine wahre Hitzeschlacht bevor. 40 Grad sind vorhergesagt. Den Vormittag nutzen wir, um im «Postcard Cafe» zu frühstücken. Auf der zugehörigen Weinfarm gibt es ein sehr schickes Restaurant, und wir sind von Hanna zum Frühstück eingeladen. Wir staunen nicht schlecht – denn das Restaurant hat den Namen «Postcard Cafe» mehr als verdient. Wir sitzen direkt am kleinen See, Aussicht auf die Berge und die kleine Insel, die mit einem Steg verbunden ist. Das laue Lüftchen zur frühen Morgenstunde ist grandios und wir fühlen uns wie in einem kitschigen Hollywood-Movie. Wir geniessen das leckere Frühstück, bevor es dann daran geht, das letzte Mal Filmmaterial zu sammeln. Natürlich darf die Weinfarm nicht fehlen, ebenso wenig wie Stellenbosch, das hier grad um die Ecke liegt. Heute ist eigenartigerweise viel mehr los als beim letzten Mal, als wir hier waren. Alle Restaurants sind voll oder gut gefüllt. Man merkt, dass die Ferienzeit begonnen hat.
Die nächste Weinfarm liegt etwas in den Bergen. Der perfekte Ort, um nochmals mit der Drohne über die Weinhügel zu fliegen und ein paar Eindrücke einzusammeln. Es ist schon unglaublich, wie viele Weinreben hier gepflanzt sind. Fast jeder Hügel, jeder Quadratmeter Boden ist hier ausgenutzt und mit Trauben bepflanzt. Diese Region ist besonders bekannt für guten Wein – nicht zuletzt, weil hier die Temperaturen im Schnitt um 3 – 5 Grad höher sind als in Kapstadt oder den umliegenden Gemeinden. Das merken auch wir: wir ächzen langsam, aber sicher aufgrund den immer höher werdenden Temperaturen. 38 Grad zeigt das Quecksilber mittlerweile an. Jeder Schatten wird ausgenutzt, um nicht in der prallen Sonne zu stehen. Heute wäre ein Strandtag perfekt. Leider haben wir keine Zeit dafür. Und auch in den nächsten Tagen soll es ziemlich heiss werden.
Den Tagesabschluss macht Babylonstoren – eine «Premium»-Weinfarm mit einem wirklich wunderschönen Garten dabei. Dort wird neben Wein allerlei Obst und Gemüse angebaut, nach dem Prinzip einer Selbstversorger-/Öko-Farm. Auch das Museum, das wir ganz am Schluss unserer Tour durch das Weingut besuchen, ist sehr spannend und zeigt einen kleinen Einblick in die Kunst des Weinanbaus. Auch wenn die uns die Hitze heute wirklich an die Grenzen gebracht hat, war es ein sehr spannender und ereignisreicher Tag.
aaaand …Cut!
Nun beginnt leider der etwas unangenehmere Teil. In den kommenden sieben Tagen ist ausschliesslich das Aussortieren und Zusammenschneiden des Videomaterials angesagt. Das bedeutet für uns: wir sind den ganzen Tag in unserer Unterkunft bei John und Hanna, die Sonne knallt unerbittlich auf das Dach und heizt den Dachboden, auf dem wir unser «Büro» eingerichtet haben, auf Saunatemperaturen auf. Spätestens ab Mittag brummt uns jeden Tag der Schädel. Aber wir müssen bis zum 16. fertig werden – so lautet die Vereinbarung. Also müssen wir da durch.
Über diese Zeit gibt es nicht besonders viel zu berichten. Zum Glück ist ein Tag dabei, an dem es nicht so heiss ist. Ansonsten haben wir am Abend viereckige Augen. Aber das Material, das wir gesammelt haben, ist fantastisch. So fantastisch, dass es wirklich sehr schwer fällt – denn der Film soll eigentlich nur eine Minute lang werden. Vielleicht 1:30. Aber das ist einfach unmöglich. Es wäre unendlich schade für die ganze Mühe, die wir uns gegeben haben. Wir müssten so viele Szenen streichen, dass etwa die Hälfte unseres Aufenthalts keinen Sinn gemacht hätte. Ich entscheide mich dazu, das Video auf die Länge des Musikstücks auszuweiten, welches etwa 2 Minuten lang ist. Und wie sich später herausstellt war es die richtige Entscheidung, denn selbst diese Zeit ist beim fertigen Produkt unglaublich schnell vorbei.
Schlussendlich habe ich beim Schneiden so viel Spass, dass ich sogar zwei Videos anfertige. Ein Video als ursprünglich geplanter Imagefilm – in dem ein guter Quer-Überblick über alle Angebote und Pakete des Reiseunternehmens enthalten sind. Und das zweite Video beinhaltet die Details über die Angebote in Hoedspruit – dem «Busch». So konnte ich zumindest einen Teil des wunderschönen Materials, welches es nicht in den Imagefilm geschafft hat, zumindest in das zweite Video einbinden.
Als kleine Draufgabe «produziere» ich noch ein weiteres Video. Ich kann mir den Spass einfach nicht verkneifen: mein Videoschnittprogramm hat eine Funktion, in dem es ein Video nach «künstlicher Intelligenz» vollkommen selbstständig zusammenschneidet. Man muss nur die entsprechenden Clips auswählen und das Programm macht eigenständig ein Video daraus. Naturgemäss ist das wie zu erwarten die reinste Katastrophe. Ich ziehe wahllos ein paar Szenen aus unserem Sortiment, fertige das Video nach der beschriebenen Automatik an, lege als Krönung einen wirklich grauenhaften, altbackenen Song darüber und voila: das Endprodukt ist Erwartungsgemäss eine absolute Katastrophe.
Voller Stolz verkünde ich an dem Abend, dass ich mit dem Video fertig bin. Alle sind komplett aus dem Häuschen! Es ist Grillabend, alle sind versammelt – und natürlich will jeder das Meisterwerk sehen. Das ist die perfekte Gelegenheit.
Der grosse Moment
Wir versammeln uns nach dem Abendessen alle im gemütlichen Wohnzimmer von Sanet’s Wohnung. Alle sind da und gespannt. Ich schliesse meinen PC mit dem Fernseher zusammen, mach eine grossgestige Ankündigung und erzähle, dass nun der grosse Moment gekommen ist. Ein bisschen peinlich ist es mir schon irgendwie, denn auch Johns Vater Nigel und sein Geschäftspartner sind zufällig auf Besuch und mit von der Partie. Aber gut – ich ringe mich durch, obwohl Magdalena meint, dass sie nicht weiss, wie gut sie wirklich Spass verstehen. Egal: Spass-Katastrophen-Film vorbereitet – und FILM AB!
Die Reaktionen in den Gesichtern meines Publikums sprechen Bände. Die Ausdrücke nach den ersten paar Sekunden, als alle die willkürlich ausgewählten Szenen, die schrecklichen Übergänge und den furchtbaren Song hören, sind unbezahlbar. Aber ich lasse sie leiden! Magdalena schämt sich zu Tode und geht erstmal ein paar Schritte zurück. Ich muss mich wirklich zusammenreissen. Nach gut 2 Minuten beende ich die Tortur mit den Worten: «Das wars, ich hoffe es gefällt euch!».
Betretenes Schweigen. Keiner möchte etwas sagen. Ich sehe John nach Luft schnappen, Nigels Gesichtszüge sind etwas entgleist. Hanna schaut zunächst starr zum Fernseher und meldet sich als erstes zu Wort. Sie meint, dass sie das Material jetzt das allererste Mal zu Gesicht bekommen hat, und dass es wirklich «interessant» sei. Mehr kommt ihr vorerst nicht über die Lippen. Ich versuche krampfhaft, nicht laut loszulachen. Nach einer kurzen Pause rafft John sich auf: «Das ist nicht das Video» sagt er schliesslich zaghaft und mit einem grossen Fragezeichen im Gesicht. Nun kann ich mir ein breites Grinsen nicht mehr verkneifen. Er schaut mich an und wiederholt, dieses Mal bestimmt und nachdrücklich: «Das ist nicht das richtige Video!! Ich glaub das nicht» sagt er dann, fängt an zu lachen und er spricht das aus, was alle anderen gehofft haben.
Jetzt muss ich auch lachen und bestätige: ja okay, das war nicht das Video!! Allen fällt ein Stein vom Herzen. Jetzt muss ich aber liefern. Okay – die Stunde der Wahrheit: nun das echte Video. Ich suche es raus und streame es auf den Grossbild-TV im Wohnzimmer. Jetzt bekomm ich ein bisschen Schiss, denn wenn nach dem Film nochmals jemand sagt, dass das nicht das richtige Video ist, bin ich – gelinde gesagt – am Arsch. Aber das passiert nicht – im Gegenteil: alle sind buchstäblich aus dem Häuschen. Mit Beifall und Jubel wird der fertige Imagefilm aufgenommen und ich bin froh, dass es bei allen so gut angekommen ist.
Mit freundlicher Genehmigung von Tatt’s Tours Africa dürfen wir diesen fertigen Imagefilm auf unserer Webseite teilen und den Lesern unser produziertes Werk zeigen:
Als Draufgabe kann ich nun verkünden, dass ich noch einen zweiten (bzw. in diesem Fall einen dritten) Film vorbereitet habe, nämlich die Details zum Angebot im Busch, bei dem es vorzugsweise um die Safaris, Busch-Walks und die Panoramaroute ging. Und auch dieses Video kommt hervorragend an und wir dürfen es auf unserer Webseite zeigen:
Wir sind unendlich froh, dass wir einen guten Job gemacht haben und dass alle so begeistert waren. Sanet ihrerseits findet alles super – der Spassfilm hat ihr ebenfalls sehr gut gefallen, sie findet nichts Verwerfliches daran und sie möchte gerne eine Kopie davon auf ihren Laptop speichern. Was soll ich sagen? Sanet ist die Beste! Wir lachen uns kaputt.
Nachdem wir wider Erwarten nun einen Tag früher als geplant fertig geworden sind, können wir den letzten Tag, den wir bei Hanna und John wohnen dürfen, mit Freizeit verbringen. Das lassen wir uns nicht entgehen und wir verbringen den Grossteil des Tages an der Waterfront, der Teil der Stadt, der für uns am meisten nach «Zentrum» wirkt. Anna begleitet uns zunächst und macht an diesem Tag eine Hop-On-Hop-Off-Bustour durch Kapstadt, während wir am Pier umherschlendern, das schöne Wetter und unseren freien Tag geniessen.
Liebe Grüsse
Reiseroute
30. Nov. - 28. Dez. 2022Kapstadt
ZA