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Nicht jede Wolk' erzeugt ein Ungewitter.
31. Dezember 2021 - Reisetagebuch Eintrag #73
- BANANENKRIEG - VALLADOLID UND CHICHEN ITZA | geschrieben von Rene
Valladolid wurde im 16. Jahrhundert gegründet und nach der damaligen spanischen Hauptstadt benannt. Dorthin führt uns unsere Reise. Wir schaffen es endlich in eine der sagenumwobenen Cenotes und unternehmen einen Ausflug in die wohl bekannteste Pyramide Mexicos: Chichén Itzá. Dort nervt uns das Marktgeschrei und wir müssen unsere Bananen verteidigen. Wir werden von einem Gewitter fast weggespült und erleben einen mexikanischen Weihnachtskarneval.
Valladolid
Mit einem Colectivo machen wir uns auf den Weg in das rund 2 Stunden entfernte Valladolid. Wer bei unserem Blog-Eintrag Im Angesicht der Mayas gut aufgepasst hat, dem dürfte der Name noch bekannt vorkommen. Es war eines der Städte, die die Spanier im 16. Jahrhundert im Kampf um die Eroberung der Halbinsel errichtet haben. Schon bei der Einfahrt durch die Vororte nach Valladolid ist der spanische Einfluss unverkennbar. An dieser Stelle möchte ich mal ganz ehrlich sein: die mexikanischen Dörfer, die wir bisher auf unserer Reiseroute passiert haben, sind leider ganz und gar nicht reizvoll. Es handelt sich zumeist um unverzierte, langweilige rechteckige Bauwerke in Hüttenform, die einfach in einer Reihe nebeneinanderstehen. Einheitsbrei, alles gleich langweilig und unspektakulär. Kein Charm und keine Romantik, eher lieblos hingestellt, einem einzigen Zweck zu dienen: ein Dach über dem Kopf zu bieten. Natürlich ist dieses Empfinden rein subjektiv, und sicher wird nicht jeder diese Meinung teilen. Zumal wir bislang nur einen winzigen Ausschnitt dieses grossen Landes gesehen haben. Doch umso überraschter und begeisterter bin ich, als wir in Valladolid einige im spanischen Baustil angehauchte Häuserzeilen sehen. Hübschere Vorgärten, Blumenkästen an den Balkonen, Zierelemente an den Häusern und ein wunderbarer, begrünter Stadtpark im Zentrum.Unsere Unterkunft ist gerade mal ein paarhundert Meter vom Zentrum entfernt. Die perfekte Ausgangslage um die kleine Stadt zu erkunden. Gleich am ersten Abend – mangels essbarer Vorräte – gönnen wir uns wieder einmal ein Restaurant. Auf Tripadvisor werden wir fündig und nicht enttäuscht: das Restaurant El Sazón de Valladolid bietet tatsächlich etwas Abwechslung von der etwas eintönigen mexikanischen Küche. Die Gerichte hier tragen zumeist wieder einmal Namen, die wir nicht ansatzweise kennen. Also machen wir eine Bestellung ins Blaue und werden nicht enttäuscht, das Essen ist tatsächlich hervorragend – und zu unserer Überraschung wirklich günstig. Im Anschluss unternehmen wir einen kleinen Stadtspaziergang und sind vom Flair und der Architektonik wirklich mehr als begeistert. Valladolid stellt tatsächlich eine Abwechslung in der sonst so monotonen Gebäudekultur in Mexico dar.
Dass es auf der Halbinsel von Yucatan mehr als 10.000 Cenoten gibt, haben wir auch im Blog-Eintrag Im Angesicht der Mayas erwähnt. Daher wollen wir nun endlich unsere Chance wahrnehmen und planen einen Ausflug zu einer der Wasserlöcher. Glücklicherweise ist die Auswahl an Cenotes schier unerschöpflich. Und auch bedauerlicherweise – denn je grösser die Auswahl, umso schwerer die Entscheidung. Nach gefühlten Stunden der gemeinsamen Beratung fällt unsere Wahl auf eine der beliebtesten Cenotes der Region: die Cenote Xkeken. Da bieten sich uns gleich zwei Vorteile: zum einen ist sie gerade mal rund 7 km von unserem Standort entfernt, und zweitens gibt es auf dem Gelände gleich noch eine weitere, die besichtigt (und beschwommen) werden kann. In unserem süssen kleinen Hostel Casa Xtakay können wir für ein paar Pesos Fahrräder ausleihen. Gemeinsam machen wir uns früh morgens auf den Weg, und nach gut 45 Minuten haben wir die Strecke hinter uns gebracht. Endlich – unsere erste Cenote! Für schlappe 125 Pesos (rund 5 EUR) können wir also heute zwei der sagenumwobenen Wasserspeicher sehen. In dem glasklaren Wasser darf auch geschwommen werden, was aber nur mit Schwimmweste erlaubt ist. Heute sollen endlich unsere Taucherbrillen und Schnorchel zum Einsatz kommen, die wir vor einigen Wochen in Playa del Carmen gekauft haben. Bislang hat sich noch keine wirklich schöne Möglichkeit geboten – und die Hoffnung auf einen sinnvollen Einsatz ist gross.
Die Cenote Xkeken ist dann tatsächlich ein wirklich beeindruckender und nahezu mystischer Ort. Über ein paar Stufen gelangt man unter die Erde und ist tatsächlich erstaunt, was sich da drunter verbirgt. Die jahrtausendalte Tropfsteinhöhle mit der kleinen Öffnung, durch die das Tageslicht fällt, wirkt wie ein verzauberter Ort in einem Märchenwald. Die Stalaktiten und die Wurzeln der Bäume hängen von der Decke herunter, und das erfrischende, glasklare Wasser spiegelt diese unwirkliche Szene verkehrt wider. Der Sprung ins erfrischende Nass ist herrlich, und in aller Ruhe und dank der wenigen Gäste können wir den Moment der Stille geniessen – auf dem Rücken treibend mit Blick nach oben, wo die meterlangen Baumwurzeln zum Greifen nahe sind. Ein wirklich bewegender Moment. Unsere Taucherbrillen sind aber wieder einmal buchstäblich für die Fische. Zu sehen gibt es unter Wasser so gut wie nichts – das Wasser ist so klar, dass man es auch ohne Brille sieht.
Auch die zweite Cenote, die sich auf demselben Gelände befindet, beeindruckt uns nicht weniger. Die Cenote Samula hat eine etwas grössere Öffnung an der Decke und lässt somit etwas mehr Licht in die Höhle fallen. Einziger Wehrmutstropfen: das Tragen von Schwimmwesten ist Pflicht, die müssen auf dem Gelände ausgeliehen werden – und obwohl die eine Cenote von der anderen gerade mal 5 Minuten entfernt ist und man das Gelände nicht verlässt, muss man die Gebühr zwei Mal bezahlen, wenn man in beiden schwimmen möchte. Das fällt aus meiner Sicht unter Abzocke und ist wirklich nicht nötig.
Dennoch hat es sich für uns mehr als gelohnt, und endlich können wir die Challenge «Cenote besuchen» von unserer Liste streichen. Mit unseren Bikes fahren wir dann noch etwas weiter in die umliegenden Ortschaften – doch auch hier bestätigt sich nur das Bild, das wir ohnehin schon hatten: man kann, muss aber nicht. Es gibt einfach nichts zu sehen.
Als wir nach Valladolid zurückkommen, fahren wir an einer Bäckerei vorbei. Da müssen wir natürlich stehenbleiben. Die Backwaren sehen alle wunderbar einladend aus, und so decken wir uns mit ein wenig Süsskram ein, den wir kurz darauf bei Kaffee in unserer Unterkunft vernichten wollen. Generell ist es aber unglaublich schwer, vernünftiges Brot in Mexico zu finden. Na gut – fairerweise muss man sagen, dass die Geschmäcker verschieden sind. Vielleicht mögen die Einheimischen das – wie ich es nenne – «Gummibrot». Ich könnte allerdings gerne darauf verzichten. Alles, was man hier bekommt, kann man ohne grosse Anstrengung auf die Grösse einer Murmel zusammendrücken. Egal, wie gross das Brot, Baguette oder was auch immer im Einkaufskorb landet, ist. Das scheint wohl in Nordamerika überall so zu sein. Ein Brot mit einer echten, krossen Kruste sucht man hier vergeblich. Alles hier schmeckt wie eine Mischung aus Toastbrot und Zopf – und hat die Konsistenz von Marshmallows. Da freue ich mich schon wirklich wieder sehr auf ein leckeres, knuspriges Baguette oder Chiabatta-Brot, wenn wir zurück in Europa sind.
Chichén Itzá
Nun steht noch ein grosses Highlight an: die weltberühmte Maya-Ruinenstätte Chichén Itzá. Für uns eigentlich ein «Must-Do». Gut, wir wissen natürlich, dass der Ort eines der Top-Touristenziele in Mexico ist. Und natürlich haben wir auch Reisende getroffen die uns erzählt haben, Chichén Itzá wäre den hohen Eintrittspreis von 533 Pesos (rund 23 EUR pro Person – Stand Ende 2021) nicht wert. Das mag vielleicht sein. Aber wer in Paris ist, sieht sich den Eiffelturm an, wer in New York ist geht auf die Freiheitsstatue und eines der Wahrzeichen von Mexico ist eben die berühmte Pyramide. Ob es den Eintrittspreis wert ist, sei dahingestellt.Von Valladolid kommt man sehr bequem in etwa 45 Minuten mit einem der Colectivos oder einem der vielen Busse zur Ruinenstättte – Kostenpunkt rund 40 Pesos (etwa 1,80 EUR pro Person/Strecke), die Busse verkehren regelmässig etwa im Halbstundentakt. Man muss hier also wirklich keine Tour buchen und dafür unnötiges Geld ausgeben. Den Eintrittspreis von 533 Pesos für Chichén Itzá sollte man in bar vorrätig haben. Wer mit Karte bezahlen möchte, muss nochmals 80 Pesos pro Ticket draufzahlen (etwa 3,50 EUR). Doch wenigstens gibt es einen Bankomaten – aber auch hier zahlt man eine Abhebegebühr, und natürlich darf man sich anschliessend wieder hinten an der Schlange anstellen. Eigentlich unglaublich, denn wie Kartenzahlung in den meisten Ländern von Europa problemlos möglich und sogar bevorzugt erwünscht ist, so ist es in Mexico fast schon exotisch und unerwünscht. Hier zählt nur Bargeld. Darauf sollte man sich also gleich von vornherein einstellen. Und auch das ist mühsam, denn die meisten Bankomaten erheben eine nicht gerade kleine Gebühr für die Abhebung von Bargeld. Wir haben aus unseren ersten Wochen gelernt und haben glücklicherweise genügend Barmittel dabei. Die vier deutschen Touristen am Nachbarschalter müssen leider in den sauren Apfel beissen und dürfen 320 Pesos (satte 14 EUR!) an «Kartengebühr» zusätzlich zum Eintrittsgeld berappen. Das haben sie sich sicher anders vorgestellt.
Am Eingang bietet sich uns ein Paradebeispiel von Arbeitsbeschaffung in Mexico. Zunächst haben wir also unsere Tickets am Ticketschalter gekauft. Ka-Ching. Mit den auf Papier ausgedruckten Tickets geht es dann zum Eingang, der 20 m entfernt ist. Hier steht einer, der die Tickets abscannt. Jetzt kommts: 2 m dahinter steht eine weitere Person, die das 3 Sekunden davor abgescannte Ticket dann abreisst. Und nochmals 2 m dahinter steht nochmal jemand, die die Taschen auf verbotene Gegenstände kontrolliert. Und jetzt aufgepasst: das ganze läuft auf 5 Reihen gleichzeitig! Somit beschäftigen sie schon fast ein halbes Dorf alleine mit dem Ticketverkauf und der Eingangskontrolle der Ruine. Hut ab.
Da wir uns an diesem Tag gerne Zeit lassen wollen, um das Gelände ausgiebig zu erkunden, haben wir uns einen kleinen Snack eingepackt: 3 Bananen als «Erste-Hilfe-Paket», wenn uns der Hunger plagt. Der vorhin erwähnte Kontrolleur schaut also in unseren Rucksack und meint umgehend achselzuckend, dass es nicht erlaubt ist, Essen mitzubringen. Okay, jetzt bin ich echt genervt. Er meint, wir können es entweder gleich essen oder da drüben (und zeigt auf eine Ecke mit einem Mülleimer) entsorgen. Während ich noch überlege, ob ich die Bananen jetzt demonstrativ alle vor ihm runterdrücken soll, obwohl ich eine Stunde davor gefrühstückt habe, oder ob wir das gute Essen tatsächlich in die Tonne werfen sollen, zieht mich Magdalena geistesgegenwärtig zum Mülleimer. Sie will die Bananen also wegwerfen. So kenne ich sie gar nicht. Sie schaut mich an und sagt, ich soll mich einfach umdrehen und keine Fragen stellen. Sie kramt etwas am Rucksack herum und wirft schlussendlich ein leeres Taschentuch in den Mülleimer. Dann schubst sie mich weiter und wir gliedern uns einfach wieder in den Besucherstrom ein. Ich schau sie an und sie sagt zu mir: «die müssen ja nicht alles wissen». Jawohl – das ist meine Frau!
Chichén Itzá ist eine der bedeutendsten Ruinenstätten auf der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Die meisten Bauten im Zentrum der rund 1.500 Hektar grossen Fläche wird von religiös-politischen Monumenten eingenommen. Die grosse, weitestgehend erhaltene Stufenpyramide des Kukulcán ist der Publikumsmagnet schlechthin und ist kurz nach dem Eingangsbereich unübersehbar sozusagen direkt im Zentrum angesiedelt. Das dreißig Meter hohe Bauwerk hat vier Treppen auf allen Seiten. Forscher gehen davon aus, dass die Anzahl der Treppenstufen die Länge des Jahres der Mayas repräsentiert. Alle vier Seitentreppen hatten 91 Stufen, zuzüglich der Stufe vor dem Tempel ergäbe die Summe genau die Zahl der Tage im Jahr der Maya.
Eine weitere Besonderheit kann die Pyramide von Kukulcan verbuchen: Zweimal im Jahr, zur Tagundnachtgleiche - und einige Zeit davor und danach - versinkt bei Sonnenuntergang eine Seite der Pyramide fast vollständig im Schatten. Dann wird nur noch die Treppe von der Sonne angestrahlt und die Stufen der Pyramide werden auf die projiziert. Dieses aus Licht bestehende Band vereint sich für kurze Zeit mit einem Schlangenkopf am Fuß der Pyramide und stellt so eine gefiederte Schlange dar. Ob dieser Effekt von den Maya allerdings gleich interpretiert wurde oder überhaupt wahrgenommen wurde, ist ungeklärt. Demzufolge natürlich auch die Tatsache, dass dies beim Bau der Pyramide beabsichtigt war.
Im direkten Umkreis zur Pyramide befinden sich Ruinen von Häusern der Oberschicht. Die Stadt hatte zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert wohl eine überregionale Bedeutung. Nach Teotihuacán zieht Chichén Itzá die meisten Besucher pro Jahr an. 1988 wurde es zum Weltkulturerbe erklärt.
Neben all diesen geschichtlichen Fakten hat uns die Ruinenstätte auch persönlich sehr beeindruckt. Für mich ist die Pyramide von Kukulcan eine der schönsten Bauwerke, die ich bisher gesehen habe. Es ist schwer zu erklären, aber an dieser Pyramide stimmt einfach alles. Der Schnitt, die Form, die Erscheinung. Etwas so Stimmiges habe ich selten gesehen. Ich kann mich kaum sattsehen und mache von jeder erdenklichen Position wieder einmal viel zu viele Fotos. Man sollte allerdings auch die restlichen Bauwerke in der Stätte nicht verschmähen. Wir brauchen fast einen ganzen Tag, um das weitläufige Gelände zu erkunden, und finden wirklich noch einige sehr beeindruckende Bauwerke, wie beispielsweise das Observatorium, der Kriegertempel oder das Hohenpriestergrab, und natürlich gibt es auch hier – wie soll es anders sein – sogar zwei Cenotes. Die sind beide allerdings wenig einladend und man kann nicht darin schwimmen. Was ich ehrlichgesagt auch nicht gewollt hätte.
Einzig und allein die «Schaubuden-Atmosphäre» ist etwas störend, und aus meiner Sicht dieser imposanten Stätte nicht würdig. An jeder Ecke und jedem Durchgang stehen die Ramschverkäufer, die ihre Waren an den Mann oder Frau bringen wollen. Und das leider sehr lautstark. Jeder möchte den anderen im Schreien übertrumpfen. Mit allem möglichen krachmachendem Equipment und Marktgejohle wird versucht, den Besucher auf sich aufmerksam zu machen. Ich begreife es nicht, und manchmal frage ich mich, ob ich einfach zu dumm dafür bin, es zu verstehen. Aber ausnahmslos JEDER verkauft an seinem Stand nahezu exakt das Gleiche, was die anderen verkaufen. Jeder Stand ist quasi eine Kopie seines Nachbarn. Und wenn ich schon bei den ersten 30 Ständen nichts gekauft habe, warum sollte ich dann genau am 31sten Stand etwas kaufen das ich davor schon nicht haben wollte?? Ich werde einfach nicht schlau daraus. Statt mir etwas Eigenes, Individuelles einfallen zu lassen (Stichwort «Alleinstellungsmerkmal») und weil ich nicht selbst nachdenken möchte, verkaufe ich einfach das, was die anderen auch verkaufen. Was zum Geier ist denn das für eine Logik?? Bitte – das ist einfach nur dämlich. Aber na ja, ich muss ja nicht davon leben.
Ich persönlich würde diese Marktschreier aus diesem ehrenvollen Platz nach draussen verbannen, damit man drinnen die Ruhe und Atmosphäre uneingeschränkt geniessen kann und nicht dauernd das Gefühl hat man wäre auf dem Oktoberfest. Dennoch: der Tag war ein sehr schönes Erlebnis, und ziemlich geschlaucht erreichen wir am späten Nachmittag unsere Unterkunft.
Ein paar Tage vor Weihnachten bekommen wir ein bisschen die Stimmmung in der Stadt mit. Wie bei einem Karneval fahren geschmückte Autos und Lastwägen durch die Strassen, mit lauter Musik und hupend. Die Autos sind mit Lichterketten geschmückt und die Insassen alle verkleidet. Was für ein Anblick! Auch in den zwei grossen Parks, die Valladolid zu bieten hat, läuft das Weihnachtsprogramm auf Hochtouren. Wirklich genial sind die Trommler, die wir schon aus weiter Ferne hören. Es erinnert uns ein wenig an die bei uns so berüchtigte «Guggamusik», allerdings nur mit Trommeln und sonst keinen anderen Instrumenten. Trotzdem – ein bisschen Heimat ist dabei.
Leider sind die Tage in Valladolid nun auch schon wieder vorbei. Am letzten Abend gehen wir noch einmal in das Restaurant, in dem wir am ersten Tag waren. Es war wieder sehr lecker, doch kurz vor dem Heimweg werden wir von einem Gewitter überrascht. Der Platzregen dauert schlussendlich mehrere Stunden an. Selbst 10 Sekunden ohne Dach und man wäre komplett durchnässt. Wir warten zunächst ein paar Minuten im Schutz des Restaurants ab, und entscheiden uns dann schlussendlich dafür, ein Taxi zu rufen. Es hätte keinen Sinn und unsere Klamotten wären niemals bis zum nächsten Morgen trocken geworden. Auf der Strasse zeigt sich dann das wahre Ausmass des Gewitters: die Strassen stehen knietief unter Wasser, die Autos können nur noch Schritttempo fahren und alles säuft ab. Die Scheibenwischer unseres Taxis schaffen es selbst auf der höchsten Stufe nicht, die Scheiben für eine einigermassen vernünftige Sicht freizumachen. Wir sind unendlich froh, dass wir nicht gelaufen sind.
Zuvor hatten wir allerdings noch eine Aufgabe zu meistern, die auch nicht gerade einfach war. Denn: Weihnachten steht vor der Türe. Während sich andere darüber sorgen machen, was sie ihren Liebsten schenken möchten, stellt sich uns drei viel mehr die Frage, wo wir die Feiertage verbringen. Eine passende und leistbare Unterkunft über die Weihnachtstage zu finden ist alles andere als leicht. Und wir wollten uns auch gerne irgendwo niederlassen, wo doch ein wenig Leben ist. Nicht die grosse Halli-Galli-Party, nein. Das brauchen wir gar nicht. Aber die Feiertage in einer einsamen Hütte zu verbringen ohne jegliche Möglichkeit der Beschäftigung oder sozialen Anschlüssen wollten wir auch nicht. Und so entscheiden wir uns für eine eigentlich sehr ungewöhnliche Variante: wir fahren wieder nach Bacalar.
Das kleine Dorf an der malerischen Süsswasserbucht hat uns sehr gut gefallen. Aus diesem Grund kehren wir dorthin zurück und wollen dann, wenn der ganze Weihnachtszauber vorbei ist und die Preise wieder ein annehmbares Mass erreichen, von Bacalar aus Richtung Westküste starten und den Rest des Landes kennenlernen.
Bacalar erreichen wir am 21. Dezember. Wir beziehen unsere Unterkunft, die die nächsten 2 Wochen unser Zuhause sein wird. Wir kennen die Gegend zum Glück bereits und finden uns natürlich gleich wieder zurecht. Wir rätseln noch ein wenig, was wir am Weihnachtsabend machen sollen – da begegnet uns die Antwort auf unsere Frage am städtischen Gemüsemarkt: Sandra, die Besitzerin des Hotelito K´uyche´, in dem wir 3 Wochen davor untergekommen sind, läuft uns über den Weg und begrüsst uns herzlich. Eigentlich wollten wir wieder zu ihr, aber leider war sie über die Feiertage schon komplett ausgebucht. Wir stehen achselzuckend vor ihr, als sie uns fragt was wir denn am Weihnachtsabend machen werden. Daraufhin lädt sie uns ganz spontan zur Weihnachtsfeier bei sich zuhause ein. Einfach so. Ja, auch das ist Mexico. Wir sind komplett von den Socken ob dieser unerwarteten Einladung. Wir können es gar nicht glauben und wir sagen natürlich gerne zu.
Tags darauf dürfen wir dann mit Sandra und ihrer Familie eine angenehme, sehr ruhige Weihnachtsfeier mit superleckerem Essen und gemütlichen Gesprächen geniessen. Wir sind immer noch gerührt über alles, und ohne eine Gegenleistung zu erwarten lernen wir Onkel, Tanten, Schwiegermamas und Kinder kennen. Und als Geschenk erhalten wir sogar noch eine eigens produzierte Tasse mit dem K´uyche´-Logo und allerlei Süssigkeiten drinnen. Wir sind wirklich gerührt von der ganzen Aktion und freuen uns sehr über den gelungenen Abend.
Wie erwähnt verbringen wir die nächsten Tage auch noch in Bacalar. Wir lassen das aktuelle Jahr ausklingen und hoffen, dass das kommende mindestens genauso spannend wird, aber vielleicht mit weniger Einschränkungen und Restriktionen. Denn wir haben noch viel vor, im dritten Jahr unserer Weltreise!
Bacalar, im Dezember 2021
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
16. - 21. Dezember 2021Valladolid
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Erfahrungsberichte