Baum mit Herz – der lange Weg zum Riff
17. November 2024Australien: Sonne, Regen, Wind und Tiere
5. Januar 2025Australiens laute Wildnis
In der Wildnis bin ich VIP – "Very Important Pfadfinder".
25. Dezember 2024 - Reisetagebuch Eintrag #172
- AUSTRALIENS LAUTE WILDNIS | geschrieben von Magdalena
Strandwallaby
Bevor ich euch berichte, was wir in Australien die letzten Wochen alles erlebt haben, will ich mich unbedingt bei Rene bedanken. Einige die mich kennen wissen vielleicht, dass ich nie nach Australien wollte. Ich hatte, (und habe es immer noch) so Angst von all den Tieren, die mich hier beissen, fressen und umbringen wollen. Das war der Grund, warum ich nie nach Australien reisen wollte. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was ich für Horrorvorstellungen von diesem Land hatte. Überall lauern hier Spinnen, Schlangen, Quallen, Haie und Krokodile rennen dir sogar am Land nach und frag mich nicht, was noch alles für lächerliche Vorstellungen sich in meinem Kopf abgespielt haben. Für mich war immer klar, dass ich hier nie herkommen möchte. Umso dankbarer bin ich, dass Rene es irgendwie geschafft hat, mich doch nach Australien zu bringen. Vielen Dank mein Schatz, dass wir dieses wunderschöne Land zusammen bereisen können und ich mich davon überzeugen konnte, dass mich hier doch nicht alles umbringen will. Oder wir bis jetzt einfach immer Glück hatten und noch keine schlimme Erfahrung mit all diesen giftigen und tödlichen Tierchen hatten.
So, jetzt aber zurück zu unserer Reise und unseren Abenteuern, die wir die Letzten Wochen seit wir Airlie Beach verlassen haben, erlebt haben. Bis dato haben wir gerade mal ein einziges lebendiges Känguru und ein einziges Wallaby in Australien gesehen. Leider haben wir schon sehr, sehr viele tote Tiere am Strassenrand gesehen. Da vergeht einem fast das Fahren auf den australischen Strassen. Wir sind der Meinung, dass sich das ganz schnell ändern muss und steuern darum den Cape Hillsborough National Park an. Hier soll es angeblich Wallabys geben. Zuerst fahren wir zu dem Strand, an dem jeden Morgen eine Familie von diesen süssen kleinen, hüpfenden Tierchen leben soll. Heute werden wir vermutlich keine Chance mehr auf eine Sichtung der nachtaktiven Tiere haben, aber morgen früh bei Sonnenaufgang soll es dann so weit sein. Wir wollen den Nationalpark in der Zwischenzeit etwas erkunden und haben uns eine schöne Route zum Wandern herausgesucht. Rene hat heute keine Lust und so lass ich ihn mit einem Stuhl und Verpflegung zurück am Strand und mach mich alleine auf den Weg, um den 5,4 Kilometer langen Andrew Point Track zu bewältigen. Die ersten Meter haben es ganz schön in sich und gehen steil bergauf, aber für die Aussicht, die mir am ersten Lookout geboten wird, hat sich die Anstrengung mehr als gelohnt. Die Wanderung an sich ist grossartig, es geht auf und ab, ein Lookout ist schöner als der andere und wieder einmal bin ich vollkommen fasziniert von dieser wunderschönen Landschaft.
Der Rückweg verläuft dann über den Strand. Zu meinem Glück hat die Ebbe inzwischen eingesetzt und so komme ich fast ganz trocken zurück an den Ausgangspunkt, an dem auch schon Rene auf mich wartet. Normalerweise machen wir immer alles zusammen, aber es hat auch mal ganz gutgetan, etwas Zeit für sich allein zu haben. Als ich Rene jedoch die wunderschönen Aufnahmen zeige, nehme ich ganz leicht einen neidischen Ausdruck in seinem Gesicht wahr. Ich glaube er hat es etwas bereut, dass er nicht mitgegangen ist.
Da es im Nationalpark nicht erlaubt ist zu übernachten, haben wir uns entschieden unser Nachtquartier etwas ausserhalb in einem verschlafenen Dörfchen aufzuschlagen. Es gibt praktischerweise wieder eine BBQ-Area mit Sitzgelegenheit und da hier so gut wie nichts los ist, scheint alles darauf hinzudeuten, dass wir eine ruhige Nacht haben werden. Die brauchen wir auch, den um 4 Uhr klingelt unser Wecker, da knapp vor 5 Uhr bereits Sonnenaufgang ist. Leider haben wir die Rechnung nicht mit meinen bis dahin geliebten “Thick knee” Vögel gemacht. Die Vogelkolonie, die hier im Park ansässig ist, hat sich diese Nacht ziemlich viel zu sagen – oder besser gesagt zu schreien - und gibt keine Minute Ruhe. Wir können trotz Ohropax kaum schlafen und schälen uns ziemlich gerädert aus dem Bett, als um 4 Uhr der Wecker klingelt. Die Thick knee Vögel sind diese Nacht auf meiner Skala der beliebtesten Vögel ziemlich weit nach unten gerutscht. Wir packen unsere Sachen zusammen und brechen auf Richtung Nationalpark.
Wir parken den Camper und machen uns gleich auf in Richtung Strand. Da können wir sie schon sehen - eine Gruppe von fünf Wallabys hat sich am Strand versammelt und isst genüsslich die Leckereien, die ihnen der Ranger mitgebracht hat. Wir erfahren einiges Wissenswertes über die süssen Tierchen und probieren den Moment so gut es geht in uns aufzusaugen. Die Sonne geht langsam am Horizont auf und es wird immer heller. Es ist wie eine Szene aus einem kitschigen Film. Die Wallabys als Hauptdarsteller und wir als neugierige Zuschauer, die Teil dieser schönen Inszenierung sind.
Hitzeschlacht
Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir den Nationalpark wieder und fahren Richtung Mackay Harbour. Hier habe ich damals das Herz im Baum gefunden, dass wir in unserem letzten Bericht erwähnt haben. Wir dachten uns, dass es für einen Zwischenstopp auf den Weg in den Süden perfekt ist. Aktuell befinden wir uns in einer Hitzewelle, und Temperaturen zwischen 30 und 35 Grad sind an der Tagesordnung. Spontan entscheide ich, nach öffentlichen Schwimmbädern zu Googlen und bin nicht sonderlich überrascht, dass Mackay eines hat. Umso überraschter sind wir aber, als sich herausstellt, dass das wunderschöne Schwimmbad mitten in der Stadt gratis ist und obendrauf die Parkplätze auch noch kostenlos sind. Es ist unglaublich, was Australien seinen Bürgern alles bietet – von kostenlosen Parks, BBQ-Areas über unzählige Freizeitaktivitäten bis hin zu absolut wunderschönen Schwimmbädern ohne Eintritt. Ja, man kann mit Steuergeldern wohl tatsächlich auch etwas für die Bevölkerung tun, dass sie glücklich macht. Da könnten wir in unserem alten Heimatland lange danach suchen. Wir verbringen somit einen gemütlichen, ruhigen Nachmittag im Schwimmbad und erholen uns von der schlaflosen Nacht.
Unser nächstes Ziel haben wir uns etwas anders vorgestellt. Wir wollten Rockhampton und die Umgebung erkunden. Doch das Thermometer zeigt um 10 Uhr vormittags schon satte 40 Grad und es ist absolut windstill. Da vergeht uns die Lust am Erkunden. Wir flüchten in den Botanischen Garten, setzen uns unter einen grossen Baum in den Schatten und geniessen jeden noch so kleinen Windstoss. Da verweilen wir die nächsten Stunden und baden in unserem eigenen Schweiss. 40 Grad, windstill und 80% Luftfeuchtigkeit ist keine gute Mischung. Wir warten bis kurz vor Sonnenuntergang, suchen dann die nächstbeste öffentliche Dusche (kostenlos, wohlgemerkt) auf und fahren zu unserem Schlafplatz. Als wir uns um 23 Uhr zum Schlafen legen, hat es immer noch 30 Grad. Bei dieser Hitze vergeht einem die Lust auf alles. Wir reisen schon zu lange, um auf Biegen und Brechen jeden Plan durchzusetzen. Wir beschliessen noch in derselben Nacht, dass wir am nächsten Morgen um 06:00 Uhr in den Botanischen Garten fahren, diesen dann erkunden, weil er wirklich sehr vielversprechend ausgeschaut hat, und werden dann Richtung Küste fahren. Da soll es laut Wetterbericht zumindest 10 Grad weniger haben und die Luftfeuchtigkeit soll auch nicht so hoch sein. Wir setzen den neuen Plan fast perfekt um. Etwas mehr Zeit als geplant brauchen wir im Botanischen Garten beim integrierten Zoo. Hier erfahren wir wieder viel Wissenswertes über die heimischen Tiere und wie wichtig der Tierschutz in Australien ist. Am frühen Nachmittag kommen wir dann endlich an der Küste an und geniessen die angenehme Meeresbrise, die einem hier um die Nase weht.
Back to nature
Etwas Geschichte gehört bei uns auch immer zum Reisen dazu. Darum heisst unser nächstes Ziel 1770. Die Orte Agnes Water und 1770 (jep, der Ort heisst wirklich so) entführen uns in die Anfänge europäischer Entdeckungen Australiens. Am 24. Mai 1770 betrat James Cook und die Besatzung der Endeavour erstmals die Küste von Queensland – eine historische Verbindung, die der Ort 1770 stolz trägt. Wir wandern zum James Cook Memorial und erkunden die wunderschöne Küste mit den traumhaften Stränden, wie einst Herr Cook persönlich. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und es macht den Anschein, dass alles etwas Naturverbundener ist.
Für diesen besonderen Ort haben wir uns einen spezielleren Campingplatz ausgesucht. Bei den Recherchen über ein Land stosse ich oft auf Übernachtungsvorschläge, nur passen die wenigsten in unser Budget. Das war dieses Mal anders und darum wollten wir mal etwas Spezielleres ausprobieren. Wildcampen ist hier im Umkreis von 100 km strikt verboten und darum mussten wir sowieso in einen Campingplatz gehen. Wir haben uns zwei Nächte im „Grass Trees - 1770 Eco Camp“ bei Agnes Water eingebucht. Hier wurde ein kleines Paradies für Camper und “Glamping” begeisterte geschaffen. Hoch oben auf einem Hügel mit bestem Blick auf das Meer und das Buschland gibt es ein kleines Camp, das keine Wünsche offenlässt. Es gibt ein Yoga-Deck, einen Pool, eine Aussenküche mit Pizzaofen, schöne Sanitäranlagen und die Stellplätze sind grandios in die Natur integriert. Es könnte in dieser Wohlfühloase so schön sein... Nach der Wanderei und dem ganzen Sightseeing freuen wir uns schon den ganzen Tag auf eine Abkühlung im Pool. Dieser ist in Richtung Sonnenuntergang ausgerichtet und somit perfekt gelegen, um den heutigen Tag im Pool ausklingen zulassen und zuzusehen, wie die Sonne im Hinterland untergeht. Unser Plan wäre auch voll aufgegangen, wenn da nicht etwa 10 kreischende und springende Kids den kleinen Pool komplett für sich beschlagnahmt hätten. Den Erwachsenen war es ziemlich scheissegal, dass uns ihre Kinder quasi vors Gesicht gehüpft sind und wir von allen Richtungen aufpassen mussten, dass uns niemand auf den Kopf springt. Erst als wir ziemlich sauer den Pool verlassen haben und obendrein die Organisatorin von der Mediationsstunde – die gerade nebenan stattgefunden hat - höflichst die Eltern gebeten hat ihre Kinder etwas zu zügeln, kehrt mal für 2 Minuten etwas Ruhe ein. Aber unser Abend und der Sonnenuntergang ist wortwörtlich ins Wasser gefallen. So schön das Camp auch war, durch die vielen schreienden Kinder und das doch sehr naturbelassene Umfeld (unendlich viele Spinnen) bin ich nicht ganz so traurig, als wir nach zwei Nächten wieder abreisen.
Hilferufe
In Hervey Bay, unserem nächsten Ziel, treffen wir wieder auf Ole und Kathi. Wir haben die zwei in Airlie Beach auf dem Campingplatz kennengelernt und uns auf Anhieb sehr gut verstanden. Als wir erfahren, dass sie zufälligerweise auch gerade in Hervey Bay sind, haben wir spontan entschieden, uns im gleichen Campinglatz einzubuchen. Da man erst ab 14:00 Uhr auf den Platz darf und ich wieder einmal Wäsche waschen muss, ist der erste Tag so gut wie gelaufen. Wir gehen noch in den Pool, um uns abzukühlen (dieses Mal ohne Kinder) und geniessen einen gemütlichen Abend mit Ole und Kathi. Wir staunen nicht schlecht, als immer wieder riesige schwarze “Flecken” über uns fliegen. Wir erfahren später, dass es sich um Flying Foxes (Fledermäuse bzw. Flughunde) handelt. Sie wiegen durchschnittlich nur etwa 300–600 g, können aber bis zu 1000 g schwer werden und eine Flügelspannweite von bis zu 1 Meter erreichen. In Australien sind die Tiere einfach etwas aussergewöhnlicher als in Europa.
Am nächsten Tag erkunden wir etwas die Umgebung und laufen den 800 Meter langen Pier in Urangan entlang. Anschliessend machen wir uns in Point Vernon auf die Suche nach Rockpools. Kathi meint irgendwo gelesen zu haben, dass es hier Rockpools geben soll. Wir können weder auf Google Maps noch auf einer anderen Karte die Pools finden. So schnell wollen wir aber nicht aufgeben. Gemeinsam machen wir uns auf in Richtung „The Gables“. Hier sollen die Pools angeblich sein. Wir parken unsere Camper am Parkplatz und erkunden den Strand, an dem die Pools sein sollen. Kaum sind wir losgelaufen, läuft uns eine etwas zwielichtige Gestalt nach und ruft die ganze Zeit nach uns.
Im ersten Moment haben wir keine Ahnung, was er von uns will, und hören ihm nur mit einem Ohr zu. Als er nicht aufgibt, nach uns zu rufen, bleiben wir stehen. Er sieht etwas schmuddelig aus, hat einen ziemlich starken australischen Akzent und wir tun uns zuerst sehr schwer ihn zu verstehen. Als wir aber die Wörter “drunken”, “afraid” und “carer” (betrunken, Angst, Betreuer) raushören, werden wir hellhörig. Es stellt sich heraus das Tim, so heisst der Mitte 40-jährige Mann, mit seinem Betreuer hier ist. Sein Carer, der den Wagen lenkt, ist scheinbar völlig betrunken und hat ihn gegen seinen Willen im Auto festgehalten. Er konnte schliesslich flüchten, als er vorgegeben hat, auf die Toilette zu müssen. Und nun hat er verständlicherweise Angst, wieder zu ihm zurückzugehen. Tim scheint geistig relativ klar zu sein, er redet einfach sehr schnell, unklar und verhaspelt sich dauernd. Er erklärt uns seine Situation nochmal in Ruhe und wirkt eigentlich fast normal, er braucht vermutlich einfach etwas Betreuung und Unterstützung in seinem täglichen Leben und sollte nicht allein gelassen werden.
Wir machen mit ihm aus, dass er am Strand warten soll und wir seinen Betreuer suchen und die Situation klären wollen. Vielleicht ist das ja nur ein Hirngespinst und er hat sich alles nur ausgedacht. Tim ist völlig verängstigt und es ist ihm förmlich anzusehen wie erleichtert er ist, dass er jemanden gefunden hat, der ihm helfen will. Als wir kurze Zeit später einen Mann finden, der sein Betreuer sein könnte und wir ihn auf die Situation ansprechen, behauptet er, jemand anderes zu sein, rennt unvermittelt los zu seinem Wagen und fährt mit quietschenden Reifen davon. Spätestens jetzt ist uns klar, dass hier etwas faul ist und wir Tim helfen müssen. Richtig erleichtert sind wir, dass uns gerade in diesem Moment ein älteres Ehepaar entgegenläuft. Wir erklären ihnen die Situation uns sie unterstützen und sofort.
Wir holen den armen Tim am Strand ab und setzen uns alle zusammen auf einen Picknickplatz. Etwas weiter oben am Hügel entdecken wir den Wagen, mit dem der Mann, der offensichtlich Tims betrunkener Betreuer ist. Immer wieder steigt er aus dem Wagen aus und ein, läuft um das Fahrzeug herum und sieht zu uns herunter. Doch er traut sich nicht näherzukommen. Wir versorgen den vollkommen überhitzten armen Tim mit Wasser und rufen die Polizei und die Institution, bei der Tim gemeldet ist an. Keine 30 Minuten später treffen Polizei und zwei andere Betreuer auf dem Platz ein. Die Polizei ist damit beschäftigt mit Mike (dem betrunkenen Betreuer) zu reden und ihn aus dem Wagen zu bekommen. Ein Vertreter der Organisation, in der Tim untergebracht ist, erkundigt sich bei uns nochmals nach den Geschehnissen und macht Notizen. Nach einer Stunde ist Tim wieder in guten Händen und wir sind alle froh, dass wir ihm helfen konnten und nicht einfach weggeschaut haben.
Zwei Tage später verabschieden wir uns von Ole und Kathi. Hier werden sich unsere Wege vermutlich für länger trennen. Unser Ziel ist es, den Süden zu bereisen. Die beiden haben für die nächsten Wochen einige Haussits, die sie machen werden, und dann wollen sie noch in der Umgebung von Brisbane eine Arbeit suchen, um ihre Reisekasse aufzubessern. Bis sie vermutlich im Süden ankommen, haben wir Australien schon verlassen. Aber man weiss ja nie, wie sich alles ergibt und wo man sich eventuell wieder sieht. Wir haben die Zeit mit den beiden auf jeden Fall sehr genossen und sind schon gespannt, wie es bei ihnen weitergeht.
Beautiful Noosa
Für uns heisst es nun, wieder ein ganzes Stück Richtung Süden fahren und dann links nach Noosa abzubiegen. Noosa ist bei den jungen Leuten sehr beliebt. Nicht nur das Surfen soll hier genial sein auch das Nachtleben in dem überschaubaren Ort soll einiges zu bieten haben. Surfen tun wir halt immer noch nicht und ins Nachtleben mischen wir uns schon länger nicht mehr. Die Campingplätze im Ort sind teuer und „freistehen“ wird hier anscheinend mit hohen Bussen bestraft. Somit fällt das Nachtleben sowieso flach für uns, denn in der Nacht Autofahren wollen wir wegen den Wildtieren in Australien vermeiden. Noch ist der Sonnenuntergang aber einige Stunden entfernt und somit machen wir uns auf den Weg ins Visitor Center, um an Informationen für die morgige Wanderung zu kommen. Dabei holen wir uns noch den ein oder anderen Tipp für die heutige Erkundung ab. Noosa ist wieder ein Städtchen ganz nach unserem Geschmack, Es ist hier zwar um einiges touristischer als in Airlie Beach und irgendwie hat man das Gefühl, dass es auch etwas luxuriöser ist, aber dennoch gefällt es uns auf Anhieb wieder sehr gut. Wir schlendern durch die bekannte Hastings Street und biegen auf den Main Beach ab, an dem sich die Surfer nur so tummeln. Bevor wir zum Schlafplatz fahren, der gute 30 Minuten ausserhalb ist, erkunden wir noch ein wenig die unzähligen Kanäle, die sich durch Noosa schlängeln. Ich glaube ich habe es noch nie erwähnt, aber es ist sehr schade, dass Australien so weit weg ist, hier könnte es mir wirklich gefallen. Jedoch will ich eine so weite Anreise, um uns zu besuchen, meiner Familie und meinen Freunden nicht antun.
Unser Schlafplatz liegt schon wie erwähnt, etwas ausserhalb von Noosa. Es handelt sich hierbei um einen Sportplatz in der Gemeinde Eumundi, die es gestattet dort zu übernachten und die Sanitäranlagen mitzubenutzen. Wenn man hier ohne Strom stehen will, bezahlt man 20 australische Dollar (knapp 13 Euro) zu zweit. Eigentlich sollten wir Happy sein. Der Platz ist zwar schräg ohne Ende, aber dank des netten Camphosts, der uns Auffahrkeile ausleiht, bekommen wir es einigermassen gerade hin. Die Duschen haben einen guten Druck und sind warm, also was wollen wir mehr? Der Platz hat einen klitzekleinen Haken: Er ist direkt neben dem viel befahrenen M1 Highway und es ist so laut, dass man sich ohne anzuschreien fast nicht verständigen kann. Irgendwie kommt hier ein wenig Autobahnrastplatzromantik auf. Da müssen wir jetzt durch. Es hat keiner gesagt, dass unsere Reise immer nur super entspannt und fancy ist. Solche Plätze gehören leider dazu, wenn man aufs Budget achten muss. Irgendwie schaffen wir es, trotz des Lärms einzuschlafen und machen uns am nächsten Morgen gut gelaunt auf nach Noosa. Dort wollen wir heute eine Küstenwanderung machen.
Der Coastal Walk führt einmal entlang des Noosa Nationalparks und zählt zu einer der schönsten Küstenwanderungen Australiens. Obwohl, dieses Ranking kann es hier in Australien kaum geben, denn jede Küstenwanderung ist einfach erstklassig. Der Weg führte uns entlang atemberaubender Klippen und versteckten Buchten. Immer mit Blick auf das glitzernde, türkisblaue Meer. Wir schiessen wieder unglaublich viele Bilder und probieren mit der ganzen Situation irgendwie umgehen zu können. Wir haben wirklich schon sehr viele schöne Orte während unserer Reise besucht, aber Australien fühlt sich gerade ein bisschen wie der Zuckerguss auf der Kirsche auf dem Sahnehäubchen an.
Angekommen am Sunshine Beach, unserem Endpunkt der Wanderung, fahren wir mit dem öffentlichen Bus die etwa 15 km zurück nach Noosa Heads. Kaum zu glauben, dass wir pro Ticket umgerechnet gerade mal €0,31 Cent bezahlen. Tja, ich sag nur “Steuergelder”. Öffentliche Verkehrsmittel werden auch hier gefördert und so günstig sind wir so gut wie noch nie in einem Land mit den Öffis gefahren. Wir schaffen es gerade noch pünktlich zum Camper, bevor der angekündigte Regen startet und wir zurück zum Übernachtunsgplatz fahren.
Goldene Küste
Unser nächstes Ziel hat uns Rob empfohlen. Wir haben den Aussie 2022 in Polen kennengelernt und dort mit ihm, seiner Freundin Åsa und ihrem Hund Ollie eine tolle Zeit verbracht. Wir haben sie auch in einigen Berichten erwähnt. Nun, 2 Jahre später, wandeln wir auf den Spuren von Rob. Er ist an der Gold Coast aufgewachsen und kennt hier jede Ecke. Natürlich können wir nicht alles anschauen, was er uns empfohlen hat, aber den ein oder andere Spot haben wir uns für heute herausgesucht. Die Gold Coast hat uns mit ihrem Mix aus Traumständen und Hochhäusern sofort begeistert. "Surfers Paradiese" macht seinem Namen alle Ehre. Bei "The Spit" kann man direkt vom Steg ins Wasser steigen und hat einen genialen Schnorchel bzw. Tauchspot direkt vom Land aus. Der Steg selbst bietet eine tolle Aussicht auf einige der Strände und die Hochhäuser der Gold Coast. Wir sehen Schildkröten und können sogar Delphine beobachten. Ein perfekter Frühstücksplatz, von dem wir uns nur schwer losreissen können, finden wir auch. Natürlich fahren wir auch zum Surfers Paradies. Dort ist ganz schön was los. Ab morgen ist hier sowas wie “Springbreak” in den USA. Die Semesterferien stehen an, an der Promenade sind mehrere Bühnen aufgebaut und man kann sich gut vorstellen, wie die Party ab morgen abgeht. Wir fahren weiter zum etwas ruhigeren Miami Beach und haben dort nochmals einen schönen Rundumblick auf die gesamte Küste. Curumbin Beach und Snapper Rock sind die zwei letzten Ziele auf unserem Tagesprogramm. Die Nacht verbringen wir dann in Kingscliff in einem schönen Stadtpark.
Wasserfall im Loch
Für uns geht es mal wieder ins “Hinterland” Australiens. Vorbei an saftig grünen Wiesen und einigen Landwirtschaftsbetrieben kommen wir unserem Ziel immer näher. Wir wollen den Springbrook Nationalpark etwas genauer erkunden. Unser erstes Highlight soll der Purling Brook Falls sein. Die Wanderung führt vorbei an faszinierenden Felsformationen inmitten des üppigen Regenwaldes. Der 4 km lange Rundweg bietet spektakuläre Ausblicke und bringt uns bis zum Fuss des imposanten 100 meter hohen Wasserfalls. Es ist kaum zu beschreiben was für ein Lärmpegel während der ganzen Wanderung herrscht. Die Zikaden – die australischen Baumgrillen - geben ihr Bestes und zirpen in voller Lautstärke. Das Geräusch ist unfassbar laut. Es ist teilweise so laut, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. In Australien leben die lautesten Zikaden der Welt, deren kreischendes Geräusch 120 Dezibel erreichen kann. Dazu kommt noch das Gezwitscher der vielen Vögel, die man aber fast nicht mehr hört. Man hat das Gefühl, in einer komplett anderen Welt zu sein.
Bevor es dunkel wird, wollen wir noch den Natural Bridge Trail machen. Ein kurzer Weg führt durch den üppigen Regenwald zum Highlight. Eine Felsformation mit einem Wasserfall, der durch ein Loch in die Höhle stürzt. Das Besondere an dieser Höhle ist, dass es hier Glühwürmchen geben soll. Die sieht man leider aber nur bei Nacht und wir wollen ungern im Dunkeln zum Übernachtungsplatz fahren. Somit wird nichts aus dem Rendezvous mit den Glühwürmchen und wir laufen zum Camper zurück und machen uns auf in Richtung Schlafplatz. Der ist dieses Mal wirklich an einer Autobahnraststation. Ein wenig Angst haben wir natürlich, dass es genauso laut wird, wie in Eumundi. Aber eine günstige Alternative haben wir dieses Mal leider nicht gefunden. Da müssen wir jetzt wohl oder übel durch.
Regenpause
Überaschenderweise haben wir sehr gut geschlafen. Der Platz war zwar etwas schräg, aber dafür verhältnismässig ruhig und den Verkehr hat man gar nicht gehört. Die Wettervorhersage der nächsten Tage meint es gar nicht mehr gut mit uns. Nach der Hitzewelle kommt nun der Regen. Die nächsten 5 Tage will die Sonne hier eine Pause einlegen. Wir haben noch ungefähr 3 Stunden Zeit, bevor die Schlechtwetterfront bei uns eintrifft. Dieses kurze Zeitfenster wollen wir nutzen, um nach Byron Bay zu fahren, um uns dort den Leuchtturm anzuschauen. In der Massinger Street können wir 4 Stunden gratis parken, was fast unglaublich ist, den in Byron Bay ist parken ganz schön teuer. Auf den offiziellen Parkplätzen zahlt man gerne mal 10 Dollar pro Stunde. Und das Beste ist, dass die Strasse perfekt gelegen ist, um auf den Cape Byron Walking track zu kommen. Die Küstenwanderung ist trotz der schlechten Sicht sehr schön. Unglaublich, wie viele Surfer trotz des bescheidenen Wetters hier im Wasser sind.
Wir erreichen den östlichsten Punkt Australiens, schiessen ein Erinnerungsbild und kommen kurz danach beim Leuchtturm an. Lange haben wir nicht Zeit die Aussicht zu geniessen, denn es ziehen schwarze Wolken am Himmel auf. Über den Tallow Ridge Track geht es zurück zum Van. Und pünktlich bevor der heftige Regen startet, sitzen wir im Camper.
Für die nächsten 4 Nächte haben wir uns in einen Campingplatz eingebucht. Da unser Kühlschrank durch eine Fehlfunktion unsere Batterie ziemlich schnell aussaugt, wussten wir, dass bei diesem Sauwetter unser Solar nicht laden wird und auf Sightseeing bei Regen haben wir eh keine Lust. Wir fahren schnell zu Aldi (ja, in Australien gibt es Aldi!), decken uns für die nächsten Tage ein und fahren dann zum Campingplatz.
Irgendwie fühlen sich für uns solche Regentage immer als verlorene Tage an. Aber man kann halt nicht immer nur Sonnenschein haben. Wir mussten noch eine Nacht dazu buchen, weil es einfach nicht mehr aufhören wollte zu regnen. Umso glücklicher sind wir, als es endlich weitergehen kann. Wir fahren an der Ostküste entlang und legen noch einen Zwischenstopp in Coffs Harbour ein. Wieder eine so nette und schöne Küstenstadt mit einer genialen Marine. Über den Marinawalk gelangen wir zum “Muttonbird Island Nature Reserve”, von dem aus man einen wunderschönen Rundumblick auf die Stadt und die Umgebung hat.
Kurz bevor der Abend anbricht machen wir uns auf ins Hinterland Richtung Thora. Hier gibt es einen Gratisstellplatz, der uns als Ausgangspunkt für den Dorrigo Nationalpark dienen soll. Den wollen wir nämlich morgen früh besuchen und dort wieder den ein oder anderen Wasserfall bestaunen.
Ganz schön laut hier
Allein schon die Anfahrt zum Dorrigo-Nationalpark ist genial. Wenn der Regenwald nicht wäre, könnte man glatt meinen, dass wir in England gelandet sind. Die Strassen sind schmal, kurvig und an einigen Stellen sehr steil. Beim Visitor Center bezahlen wir eine kleine Eintrittsgebühr (2 australische Dollar p.P.) und dürfen dann gleich schon eine spektakuläre Aussicht auf den Regenwald über den Skywalk geniessen. Wir haben bestes Wetter und können bis runter zum Meer sehen. Nach dieser grandiosen Aussicht geht es tief rein in den Regenwald. Die Zikaden geben auch hier ihr Bestes um den Lärmpegel sehr hochzuhalten und vermitteln uns bei dem Dauerlärm das Gefühl, wir hätten einen krassen Tinnitus. Wir entscheiden uns den 6,6 km langen Wonga walk im Uhrzeigersinn zu machen und erreichen zuerst den Tristania Wasserfall.
Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter zu den Crystal Shower Falls. Dieser Wasserfall ist eines der Highlights im Dorrigo-National Park. Die Crystal Shower Falls und die ganze Kulisse mit dem dichten Regenwald und der Hängebrücke ist wunderschön und werden ihrem Ruf als “schönster Wasserfall in New South Wales”, wirklich gerecht. Wir finden einen Weg hinter den Wasserfall und geniessen die kühle Erfrischung. Danach geht es wieder durch den dichten Regenwald, vorbei an riesigen Farnen, dicken Lianen - die auch gut als Schaukel geeignet sind - zurück zum Parkplatz. Wir fahren wieder auf denselben Übernachtungsplatz von letzter Nacht und lassen diesen herrlichen Tag gemütlich ausklingen.
Falsche Bären
Nach den Tagen im Hinterland geht es wieder an die Küste. Wir wollen nun endlich Koalas sehen. Man würde denken, dass man diese knuffigen Tierchen hier überall sieht, aber leider ist das nicht mehr so. Es gibt nur noch einige wenige Orte und Inseln, in denen es möglich ist, Koalas in freier Wildbahn zu beobachten. Der Lebensraum der Koalas wird dank des Menschen immer kleiner und somit zählt der Koala inzwischen traurigerweise zu einer gefährdeten Art. Wir wollten diese kleinen Geschöpfe nicht in einem Zoo sehen und haben uns daher entschlossen, dem Koala Hospital in Port Macquarie einen Besuch abzustatten. Was die Ärzte, Tierpfleger und allen voran die vielen freiwilligen Volontärs hier an Arbeit leisten, ist einfach unglaublich. Das Koala Hospital in Port Macquarie ist das älteste seiner Art in Australien. Seit 2024 wird ein kleiner Eintrittspreis erhoben, um die Rettung, Behandlung und Rehabilitation von jährlich rund 250 Koalas zu finanzieren. Und das finden wir mehr als gerechtfertigt, den die Arbeit, die hier alle leisten, sollte wirklich von jedem unterstützt werden. Es wurden bereits über 5.000 Tiere gerettet und viele von den Tieren konnten wieder in die Freiheit entlassen werden. Das Hospital bietet Führungen und Bildungsprogramme an, um Besucher für den Schutz der Koalas zu sensibilisieren.
Wir haben an diesem Tag so viele interessante und aufschlussreiche Informationen von den Volontären erfahren. Zum Beispiel, dass ein Koala mehr Stunden als ein Faultier schläft. 18-20 Stunden sind an der Tagesordnung (sehr beneidenswert). Sehr traurig hingegen macht uns aber die Tatsache, dass, wenn jetzt nicht aktiv etwas zum Schutz der Koalas unternommen wird, es im Jahr 2050 keine Koalas mehr geben wird. Ja, richtig gelesen: sie wären bis etwa 2050 ausgestorben, wenn man jetzt nichts unternimmt. All die Koalas, die leider nie mehr ausgewildert werden können, weil die Verletzungen durch Unfälle mit Autos oder Angriffe von Hunden zu schwerwiegend sind, haben uns sehr zum Nachdenken gebracht. Es macht uns traurig, dass es der Mensch immer wieder schafft, eine ganze Tierart auszurotten. Um so dankbarer sind wir, dass wir diesen Ort besuchen durften und miterleben konnten, mit welcher Hingabe sich um das Wohl der Koalas gekümmert wird.
Die Nacht verbringen wir im Landsdown Forest. Hier waren wir vor ein paar Wochen schon einmal zu Gast. Da der Wetterbericht wieder mal eine Hitzewelle angesagt hat, beschliessen wir, den Wald aber gleich nach Anbruch des Tages wieder zu verlassen und suchen uns für den Tag ein schönes Plätzchen am Meer, wo eine erfrischende Brise weht. In Harrington werden wir fündig und geniessen den Tag an der Küste. Hier zieht es tatsächlich ganz schön und der Sand fliegt uns um die Ohren. Wir suchen Schutz im Van, geniessen die angenehme Frische und schreiben an einem neuen Bericht.
Ich glaube so langsam haben wir den Rhythmus in Australien gefunden und wir fühlen uns Pudelwohl. Bevor wir die nächsten Wochen in den Süden fahren, müssen wir den Kühlschrank durch unseren Vermieter tauschen lassen. Und dann ist da ja auch noch Sydney auf dem Weg. Das wird garantiert spannend. Aber mehr dazu erfahrt ihr dann im nächsten Bericht.
Liebe Grüsse
Reiseroute
05. – 07. Nov. 2024Cape Hillsborough
AUS07. – 08. Nov. 2024 Rockhampton
AUS08. – 09. Nov. 2024 Glendale
AUS09. – 11. Nov. 2024Agnes Water
AUS11. – 14. Nov. 2024 Hervey Bay
AUS14. – 16. Nov. 2024 Noosa
AUS16. – 18. Nov. 2024 Kingscliff
AUS18. – 19. Nov. 2024 Springbrook NP
AUS19. – 23. Nov. 2024 Byron Bay
AUS23. – 25. Nov. 2024 Thora
AUS25. – 26. Nov. 2024 Landsdown Forest
AUS26. – 27. Nov. 2024 Coopernook
AUS