Lofoten Teil 2 – Bilderbuch im Regen
27. September 2020Norwegen – Traumstrassen und Kriegsrelikte
23. Oktober 2020Norwegen – Gezeitenstrom, Diners und Städte
Ebbe folgt nicht auf Ebbe. Dazwischen ist die Flut
17. Oktober 2020
Geschrieben von Rene
Eine Reise bildet. Zumindest wusste ich davor nicht, was ein Gezeitenstrom ist. Es klingt irgendwie spannend, aber so richtig einordnen kann man es dann doch nicht. Gezeiten – klar, weiss man: Ebbe. Flut. Strom – jep, auch schon mal gehört. Es gibt zwei Dinge, die man mit Strom in Verbindung bringen kann. Das erste hat in einem durchschnittlichen europäischen Haushalt 50 Perioden pro Sekunde und lässt bei Kontakt die Haare ziemlich schnell zu Berge stehen. Das andere, was wir mit «Strom» verbinden ist eher flüssig und führt durch ein Flussbett. Und genau darum geht es beim Gezeitenstrom. Also ist die Lösung schon fast parat: Ebbe und Flut fliessen durch ein Flussbett.
Der stärkste Gezeitenstrom der Welt liegt etwa 10 km von der norwegischen Stadt Bodø entfernt und wird Saltstraumen genannt. Und genau das ist unser nächstes Ziel. Ein bisschen Wikipedia-Wissen für alle: das Naturphänomen hat seinen Namen von Salten – der Region in der er sich befindet – und den Wort Straumen – zu Deutsch «Strom» (der Flüssige). Jetzt aber mal zur Sache und zur Erklärung eines Gezeitenstroms in eigenen Worten: Durch eine Engstelle fliesst zweimal am Tag aufgrund von Ebbe oder Flut Wasser in - beziehungsweise aus - einem Fjord in das Meer. Die Engstelle ist nicht besonders tief, und durch die grosse Menge an Wasser die entweder rein oder rausgedrückt wird entstehen Strudel, die einen Durchmesser von bis zu zehn Meter und eine Tiefe von bis zu vier Metern erreichen. Wer da eingesogen wird, sollte zügig sein Abschlussgebet parat haben. Man könnte es auch einen Wirbelsturm im Wasser nennen. Noch ein paar Fakten: durch den 150 Meter breiten Sund (Meerenge) strömen im Gezeitenwechsel etwa 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h. Zum Vergleich: ein gewöhnlicher Tanklastwagen hat ein Fassungsvermögen von rund 30 Kubikmeter. Somit fahren hier rein rechnerisch mal eben 13,3 Millionen Tanklaster in den sechs Stunden durch den Saltfjord am Meer und dem Skjerstadfjord im Inland. Dieses Schauspiel kann perfekt von der über die Meerenge führende Saltstraumbrua aus luftiger Höhe beobachtet werden. Die dabei entstehenden Bilder wirken surreal – das Farben-Wasser-Zusammenspiel ist wie Fernsehkucken: man könnte stundenlang in die Strudel und Verwirbelungen schauen, die immer wieder neue Formen und Farben hervorbringen. Für uns war das ein einzigartiges Erlebnis, das uns so sehr fasziniert hat, dass wir über sechs Stunden ausgeharrt haben und somit nicht nur das Rein- sondern auch das Rausfliessen des Wassers beobachten konnten. Wer mit dem Gedanken spielt, den Gezeitenstrom in Bodø zu beobachten, muss daher unbedingt auf die Gezeiten achten! Denn genau in den zwei Momenten am Tag, wo Ebbe und Flut ausgeglichen sind, steht der Strom nahezu still und es ist so gut wie keine Aktivität zu erkennen. Wer genau zu dieser Zeit kommt, wird enttäuscht sein. Die Höhepunkte der Aktivität sind also jeweils 3 Stunden VOR oder NACH Ebbe oder Flut (Hoch- oder Niedrigwasser). Eine Tabelle mit den genauen Zeiten pro Tag findet man auf der Infoseite der Saltstraumen
Der stärkste Gezeitenstrom der Welt liegt etwa 10 km von der norwegischen Stadt Bodø entfernt und wird Saltstraumen genannt. Und genau das ist unser nächstes Ziel. Ein bisschen Wikipedia-Wissen für alle: das Naturphänomen hat seinen Namen von Salten – der Region in der er sich befindet – und den Wort Straumen – zu Deutsch «Strom» (der Flüssige). Jetzt aber mal zur Sache und zur Erklärung eines Gezeitenstroms in eigenen Worten: Durch eine Engstelle fliesst zweimal am Tag aufgrund von Ebbe oder Flut Wasser in - beziehungsweise aus - einem Fjord in das Meer. Die Engstelle ist nicht besonders tief, und durch die grosse Menge an Wasser die entweder rein oder rausgedrückt wird entstehen Strudel, die einen Durchmesser von bis zu zehn Meter und eine Tiefe von bis zu vier Metern erreichen. Wer da eingesogen wird, sollte zügig sein Abschlussgebet parat haben. Man könnte es auch einen Wirbelsturm im Wasser nennen. Noch ein paar Fakten: durch den 150 Meter breiten Sund (Meerenge) strömen im Gezeitenwechsel etwa 400 Millionen Kubikmeter Wasser mit einer Geschwindigkeit von bis zu 40 km/h. Zum Vergleich: ein gewöhnlicher Tanklastwagen hat ein Fassungsvermögen von rund 30 Kubikmeter. Somit fahren hier rein rechnerisch mal eben 13,3 Millionen Tanklaster in den sechs Stunden durch den Saltfjord am Meer und dem Skjerstadfjord im Inland. Dieses Schauspiel kann perfekt von der über die Meerenge führende Saltstraumbrua aus luftiger Höhe beobachtet werden. Die dabei entstehenden Bilder wirken surreal – das Farben-Wasser-Zusammenspiel ist wie Fernsehkucken: man könnte stundenlang in die Strudel und Verwirbelungen schauen, die immer wieder neue Formen und Farben hervorbringen. Für uns war das ein einzigartiges Erlebnis, das uns so sehr fasziniert hat, dass wir über sechs Stunden ausgeharrt haben und somit nicht nur das Rein- sondern auch das Rausfliessen des Wassers beobachten konnten. Wer mit dem Gedanken spielt, den Gezeitenstrom in Bodø zu beobachten, muss daher unbedingt auf die Gezeiten achten! Denn genau in den zwei Momenten am Tag, wo Ebbe und Flut ausgeglichen sind, steht der Strom nahezu still und es ist so gut wie keine Aktivität zu erkennen. Wer genau zu dieser Zeit kommt, wird enttäuscht sein. Die Höhepunkte der Aktivität sind also jeweils 3 Stunden VOR oder NACH Ebbe oder Flut (Hoch- oder Niedrigwasser). Eine Tabelle mit den genauen Zeiten pro Tag findet man auf der Infoseite der Saltstraumen
Wir sind ein bisschen durchgefroren, denn auf der Brücke bläst der Wind den Nieselregen ganz schön durch die Knochen, und die Temperaturen klettern immer noch nicht über 10 Grad. Ein warmes Süppchen in der Frida hat unsere Glieder wieder aufgewärmt, und so verlassen wir gegen 21 Uhr den Ort des Geschehens auf der Suche nach unserem nächsten Nachtquartier. Was wir in ganz Norwegen und Schweden immer wieder sehen sind Schilder, die vor Elchen und Rentieren warnen. An Rentiere glauben wir seit dem Nordkapp, aber Elche – na ja, ehrlich gesagt halten wir es für einen Touristen-Gag. Denn auf unserer ganzen Reise haben wir noch keine freilaufenden Elche gesehen. Bis eben genau zu diesem Tag. Unsere App führt uns zum nächsten Stellplatz, als wir mitten auf einer Wiese doch tatsächlich einen lebendigen, echten Elch zu Gesicht bekommen. Leider befinden wir uns auf einer 80er Strasse und natürlich sind hinter uns Autos. So sehr ich es auch möchte, ich kann auf dieser unübersichtlichen Strasse einfach nicht stehenbleiben, ohne einen Crash zu riskieren. So weh es tut müssen wir den Elch einen Elch sein lassen. Aber für unsere Statistik zählt: gesehene Elche in freier Wildbahn: 1!
Wir fahren nach gut 30 Minuten auf einen gemütlichen Rastplatz, wo wir ganz alleine sind. Es ist wirklich eine Region, wo sich Fuchs und Hase (oder besser Elch und Rentier) Gute-Nacht sagen. Nach den ganzen Eindrücken der letzten Tage gönnen wir uns mal eine Pause von zwei Tagen im Niemandsland. Wie es der Zufall will, entdecken wir am Nachmittag in weiter Ferne plötzlich drei pferdeähnliche Geschöpfe, die wir zunächst nicht genau einordnen können. Es könnte unsere «Elche in freier Wildbahn»-Statistik um 300 % erhöhen, denn sie sehen den gemütlichen Tieren zum Verwechseln ähnlich. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem wir beschliessen, uns ein Fernglas für die Reise zuzulegen. Nach einigen Minuten verschwinden die Vermutlich-Elche in die Wälder. Statistik: 1 + 3 = 4 Elche in freier Wildbahn.
Wir sind nun fast 3 Wochen in Norwegen. Was wir von Tag zu Tag mehr erkennen ist die schiere Grösse des Landes. Mal eben von A nach B zu fahren ist in Deutschland, Österreich oder der Schweiz relativ schnell erledigt. Gut, Deutschland ist auch nicht gerade klein. Aber Norwegen hat – mit Ausnahme der südlichen Region – so gut wie keine Autobahn. Hier fährt man alles mit Landstrasse und einer Geschwindigkeit von normalerweise 80 km/h. Wir sind auf der Suche nach unserem nächsten Ziel. Irgendwie finden wir zwischen Bodø und der Stadt Trondheim nichts, was uns wirklich so sehr reizt, dass wir einen Abstecher dorthin machen möchten. Echte Norwegen-Fans würden uns jetzt vermutlich wieder mit erhobenem Zeigefinger tadeln und eines Besseren belehren. Das Land ist so unerschöpflich mit Naturreichtümern gesegnet, dass es vermutlich überall etwas zu entdecken gibt. Trotz alle dem entscheiden wir uns, die Landschaft auf den etwa 700 km zwischen Bodo und Trondheim an uns vorbei ziehen zu lassen – ist ja nur mal eben die gleich lange Strecke wie von Berlin nach Wien. Nachdem wir wetterbedingt im Norden schon auf Hammerfest und Tromsø verzichtet haben, möchten wir zumindest Trondheim sehen.
Nur ist das mit Städten und dem Wohnmobil leider so eine Sache. Wie aufmerksame Leser wissen, kutschieren wir unser gut 7 Meter langes Wohnmobil landauf und landab. Es macht riesigen Spass, mit unserer Frida zu fahren. Aber was speziell in Städten oft ein Problem ist, sind Parkplätze. Mit 7 Metern stellt man sich mal nicht eben irgendwo hin. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder lässt man den «Arsch» irgendwo in eine Wiese raushängen, damit man zumindest mit den Reifen in die Parkfläche passt. Oder man stellt sich irgendwie rein, belegt im schlimmsten Fall mehrere Parkplätze und riskiert eine Strafe. Also gilt es immer im Vorhinein zu recherchieren, wo man sich hinstellen kann. Und das ist meistens alles andere als einfach. Denn die Wohnmobilisten sind eine Nische, die für eine Stadt nicht besonders interessant ist. Und eine Google-Suche nach «Stadt XY Wohnmobilparkplatz» bringt meistens keinen Erfolg. Auf Gut Glück durch eine Grossstadt zu fahren und einen passenden Platz zu suchen kann richtig anstrengend sein.
Wir stehen also auch in Trondheim wieder vor dem Problem. Wir finden bei unserer Recherche keinen ansprechenden Platz wo wir sicher sein können, dass wir dort auch reinpassen. Was bleibt ist die Möglichkeit, die wir schon in Göteborg und Stockholm angewendet haben: wir bleiben ausserhalb der Stadt, kaufen uns ein Tagesticket der Öffis und bewegen uns dann so. Das war auch der Plan mit Trondheim. In einem der Aussenbezirke finden wir ein Dorf namens Hommelvik. Das scheint uns geeignet zu sein, um erstens unsere Frida sorglos abzustellen und zweitens dann mit dem Zug nach Trondheim zu fahren.
Auf dem Weg dorthin taucht urplötzlich aus dem Nichts ein American Diner auf. Die Szenerie wirkt wie ein Déjà-vu auf uns – etwas, das wir schon einmal gesehen haben. Nein, natürlich haben wir schon einige Diners gesehen, aber dieses hier ist besonders, das war uns sofort klar. Magdalena ist ganz aus dem Häuschen. «Da, das ist der!» ruft sie. «Rechts ranfahren, bremsen!!». Wieder mal ein wildes Manöver, aber ich schaffe es auf der 80er Strasse so zu bremsen, dass ich bei der Einfahrt zum Diner mit unseren dreieinhalb Tonnen grad nicht aus der Kurve fliege. An alle, die an diesem Tag hinter mir gefahren sind: Sorry, es musste sein! Also – was hat es mit genau diesem Diner auf sich? Vor unserem Reisestart haben wir zahllose Reiseberichte von allen möglichen Ländern angesehen. Unter anderem natürlich auch von Norwegen. Und in einem dieser Norwegen-Berichte war die Rede von einem Typen, der hier seinen amerikanischen Traum lebt – mitten im Nirgendwo. Er hat sich hier sein American Diner eingerichtet, ein kleines Museum im Obergeschoss, einen Verkaufsraum mit allerlei Schnick-Schnack, eine gemütliche Sitzecke für Burger & Co und im Keller stehen seine Trucks und Ami-Schlitten. Vor dem Haus eine alte amerikanische Tankstelle nachgebaut und auf dem ganzen Gelände Figuren von Bullen, Cowboys, Pferden und natürlich überall amerikanische Flaggen. Genau dieses Bild hat sich bei uns offenbar so eingeprägt, dass wir es sofort wiedererkannt hatten – obwohl wir längst vergessen hatten, was es für ein Bericht war, wie der Besitzer hiess und wo das überhaupt war. Zumindest wissen wir jetzt, dass es sich um das Pick-Up Cafe Vuddu Valley in Vuddudalen gehandelt hat. Wir verbringen wieder mal mehr Zeit als geplant, aber wer unsere Vergangenheit kennt weiss, dass wir an sowas nicht einfach vorbeifahren können.
Wir fahren nach gut 30 Minuten auf einen gemütlichen Rastplatz, wo wir ganz alleine sind. Es ist wirklich eine Region, wo sich Fuchs und Hase (oder besser Elch und Rentier) Gute-Nacht sagen. Nach den ganzen Eindrücken der letzten Tage gönnen wir uns mal eine Pause von zwei Tagen im Niemandsland. Wie es der Zufall will, entdecken wir am Nachmittag in weiter Ferne plötzlich drei pferdeähnliche Geschöpfe, die wir zunächst nicht genau einordnen können. Es könnte unsere «Elche in freier Wildbahn»-Statistik um 300 % erhöhen, denn sie sehen den gemütlichen Tieren zum Verwechseln ähnlich. Das ist genau der Zeitpunkt, an dem wir beschliessen, uns ein Fernglas für die Reise zuzulegen. Nach einigen Minuten verschwinden die Vermutlich-Elche in die Wälder. Statistik: 1 + 3 = 4 Elche in freier Wildbahn.
Wir sind nun fast 3 Wochen in Norwegen. Was wir von Tag zu Tag mehr erkennen ist die schiere Grösse des Landes. Mal eben von A nach B zu fahren ist in Deutschland, Österreich oder der Schweiz relativ schnell erledigt. Gut, Deutschland ist auch nicht gerade klein. Aber Norwegen hat – mit Ausnahme der südlichen Region – so gut wie keine Autobahn. Hier fährt man alles mit Landstrasse und einer Geschwindigkeit von normalerweise 80 km/h. Wir sind auf der Suche nach unserem nächsten Ziel. Irgendwie finden wir zwischen Bodø und der Stadt Trondheim nichts, was uns wirklich so sehr reizt, dass wir einen Abstecher dorthin machen möchten. Echte Norwegen-Fans würden uns jetzt vermutlich wieder mit erhobenem Zeigefinger tadeln und eines Besseren belehren. Das Land ist so unerschöpflich mit Naturreichtümern gesegnet, dass es vermutlich überall etwas zu entdecken gibt. Trotz alle dem entscheiden wir uns, die Landschaft auf den etwa 700 km zwischen Bodo und Trondheim an uns vorbei ziehen zu lassen – ist ja nur mal eben die gleich lange Strecke wie von Berlin nach Wien. Nachdem wir wetterbedingt im Norden schon auf Hammerfest und Tromsø verzichtet haben, möchten wir zumindest Trondheim sehen.
Nur ist das mit Städten und dem Wohnmobil leider so eine Sache. Wie aufmerksame Leser wissen, kutschieren wir unser gut 7 Meter langes Wohnmobil landauf und landab. Es macht riesigen Spass, mit unserer Frida zu fahren. Aber was speziell in Städten oft ein Problem ist, sind Parkplätze. Mit 7 Metern stellt man sich mal nicht eben irgendwo hin. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder lässt man den «Arsch» irgendwo in eine Wiese raushängen, damit man zumindest mit den Reifen in die Parkfläche passt. Oder man stellt sich irgendwie rein, belegt im schlimmsten Fall mehrere Parkplätze und riskiert eine Strafe. Also gilt es immer im Vorhinein zu recherchieren, wo man sich hinstellen kann. Und das ist meistens alles andere als einfach. Denn die Wohnmobilisten sind eine Nische, die für eine Stadt nicht besonders interessant ist. Und eine Google-Suche nach «Stadt XY Wohnmobilparkplatz» bringt meistens keinen Erfolg. Auf Gut Glück durch eine Grossstadt zu fahren und einen passenden Platz zu suchen kann richtig anstrengend sein.
Wir stehen also auch in Trondheim wieder vor dem Problem. Wir finden bei unserer Recherche keinen ansprechenden Platz wo wir sicher sein können, dass wir dort auch reinpassen. Was bleibt ist die Möglichkeit, die wir schon in Göteborg und Stockholm angewendet haben: wir bleiben ausserhalb der Stadt, kaufen uns ein Tagesticket der Öffis und bewegen uns dann so. Das war auch der Plan mit Trondheim. In einem der Aussenbezirke finden wir ein Dorf namens Hommelvik. Das scheint uns geeignet zu sein, um erstens unsere Frida sorglos abzustellen und zweitens dann mit dem Zug nach Trondheim zu fahren.
Auf dem Weg dorthin taucht urplötzlich aus dem Nichts ein American Diner auf. Die Szenerie wirkt wie ein Déjà-vu auf uns – etwas, das wir schon einmal gesehen haben. Nein, natürlich haben wir schon einige Diners gesehen, aber dieses hier ist besonders, das war uns sofort klar. Magdalena ist ganz aus dem Häuschen. «Da, das ist der!» ruft sie. «Rechts ranfahren, bremsen!!». Wieder mal ein wildes Manöver, aber ich schaffe es auf der 80er Strasse so zu bremsen, dass ich bei der Einfahrt zum Diner mit unseren dreieinhalb Tonnen grad nicht aus der Kurve fliege. An alle, die an diesem Tag hinter mir gefahren sind: Sorry, es musste sein! Also – was hat es mit genau diesem Diner auf sich? Vor unserem Reisestart haben wir zahllose Reiseberichte von allen möglichen Ländern angesehen. Unter anderem natürlich auch von Norwegen. Und in einem dieser Norwegen-Berichte war die Rede von einem Typen, der hier seinen amerikanischen Traum lebt – mitten im Nirgendwo. Er hat sich hier sein American Diner eingerichtet, ein kleines Museum im Obergeschoss, einen Verkaufsraum mit allerlei Schnick-Schnack, eine gemütliche Sitzecke für Burger & Co und im Keller stehen seine Trucks und Ami-Schlitten. Vor dem Haus eine alte amerikanische Tankstelle nachgebaut und auf dem ganzen Gelände Figuren von Bullen, Cowboys, Pferden und natürlich überall amerikanische Flaggen. Genau dieses Bild hat sich bei uns offenbar so eingeprägt, dass wir es sofort wiedererkannt hatten – obwohl wir längst vergessen hatten, was es für ein Bericht war, wie der Besitzer hiess und wo das überhaupt war. Zumindest wissen wir jetzt, dass es sich um das Pick-Up Cafe Vuddu Valley in Vuddudalen gehandelt hat. Wir verbringen wieder mal mehr Zeit als geplant, aber wer unsere Vergangenheit kennt weiss, dass wir an sowas nicht einfach vorbeifahren können.
Als wir uns endlich wieder losreissen können, finden wir in einem der Aussenbezirke von Trondheim spät abends das anvisierte Dorf namens Hommelvik und parken dort auf einem Stellplatz, den wir uns davor schon rausgesucht haben. Es fühlt sich seit Tagen an wie im trüben November – Der Dauerregen und kalte Wind lassen nicht nach. Leider sieht die Prognose für den nächsten Tag nicht besser aus. Wir entscheiden ganz spontan, auch Trondheim nicht zu besuchen. Wir haben davor bereits oft gesehen: jetzt in dieser (Corona)Zeit und in der Nachsaison sind auch ohne schlechtes Wetter die meisten Dinge geschlossen. Für Shopping ist Norwegen nicht unbedingt das beste Pflaster. Zumindest nicht für uns. Wir sind nicht knausrig, aber wir haben uns ein Budget gesetzt, damit wir unsere Pläne verwirklichen können. Da sind Gucci und Armani tabu. Würden wir ohne darauf zu achten unterwegs sein, wären die Tausender weg wie sonst was. Und Norwegen ist teilweise unverschämt teuer – vor allem für Fähren und Strassenmaut, besonders in den Städten. Also – es ist so: Trondheim war es uns einfach nicht wert, bei nasskaltem Wetter erkundet zu werden. So fahren wir am nächsten Tag weiter und konzentrieren uns auf die Highlights, die weiter südlich liegen.
Oslo, im September 2020
Liebe Grüsse
Liebe Grüsse
Rene
Reiseroute
06.09.2020Saltstraumen, Bodo
07.09.2020Vuddudalen
Hommelvik
09.09.2020Trondheim
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