Baja Midnight
17. März 2024Der Sonne entgegen
5. Juni 2024California Love
Must be winter in California. There are a few clouds in the sky.
14. April 2024 - Reisetagebuch Eintrag #154
- California Love | geschrieben von Magdalena und Rene
Whalewatching
Bevor wir die Baja verlassen, steht noch ein sehr grosses, spannendes Highlight auf unserer Liste. Wir haben unzählige Videos von Reisenden gesehen und jeder hat uns empfohlen, dort hinzugehen. Die Rede ist von der Lagune Ojo de Liebre. Die Lagune ist DAS Überwinterungsgebiet der Grauwale und genau hier wird dann die weltweit grösste Grauwalpopulation geboren. Keine drei Monate später verlassen die Grauwale das Gebiet wieder und kehren in ihr Sommerdomizil zurück. Von Mitte Januar bis Mitte März kann man hier die weiblichen Wale beim Aufziehen ihrer Schützlinge beobachten und bekommt hautnah mit, wie die Kleinen auf das Leben vorbereitet werden.
Wir kommen am frühen Nachmittag bei der Lagune an und beziehen erstmal die Campsite. Da das Wetter einigermassen ok ist und das Meer sehr ruhig wirkt, beschliessen wir noch am selben Tag eine Bootstour zu machen. Vor uns wartet schon eine 20-köpfige Gruppe, um auch an so einer Tour teilzunehmen. Wir haben jedoch das Glück, dass die Gruppe auf zwei Boote aufgeteilt wird und wir dann für uns ganz allein ein Boot bekommen. Die wilde Fahrt geht auch schon gleich los und keine 5 Minuten später sehen wir schon die ersten Fontänen aus dem Wasser steigen. Hier ist echt einiges los und wir sehen in den knapp zwei Stunden sicherlich an die 15 Grauwale. Einmal schwimmt sogar ein Wal unter unserem Boot durch und eine sehr interessierte Mutter schwimmt keine 5 Meter neben uns eine zeitlang her. Es ist einfach traumhaft diesen Wesen zuzusehen und ihnen so nahe zu kommen.
Eigentlich müssen wir in diesem Moment die glücklichsten Menschen auf der Welt sein. Wir wissen, dass sehr viele Leute nie einen Wal in freier Natur sehen werden und schon gar nicht so nahe, wie wir in diesem Moment. Wir sind auch sehr dankbar für dieses Erlebnis und wissen es mehr als nur zu schätzen. Dennoch sind wir mit viel zu hohen Erwartungen in diese Tour gestartet. Und nun schämen wir uns fast schon vor uns selbst, dass wir nicht mit dem zufrieden sind, was wir bekommen haben. Jeder, den wir kennen und der uns diese Tour empfohlen hat, hatte hier eine ganz besondere Begegnung mit diesen sanften Riesen. Die Wale kommen meistens sehr nahe ans Boot. Sie sind überaus interessiert und fordern die Menschen quasi auf, mit ihnen zu interagieren und sie sogar anzufassen. Und genau dieses Szenario hatten wir in unseren Köpfen, nur waren wir davon weit entfernt. Deswegen sind wir zwar sehr glücklich, aber auch ein ganz klein bisschen enttäuscht, weil heute auf unserer Tour keiner der Wale so nahe an das Boot gekommen ist. Aber so ist eben die Natur.
No Visa needed
Die nächsten 2 Tage sind mehr oder weniger Fahrtage. Wir sind froh, als wir die Hauptverkehrsstrasse, die sogenannte 1, verlassen können. Diese Strasse ist teilweise in einem grottenschlechten Zustand. Es ist fast schon eine Zumutung für jedes Fahrzeug. Ein 30 Kilometer langes Stück besteht so gut wie nur aus Löchern. Hier ist es teilweise gar nicht mehr möglich diesen Kratern auszuweichen. Dazu kommt noch, dass die Strassen sehr eng sind und keinen Randstreifen haben. Nach dieser Tortur geniessen wir zwei Tage in San Felipe am Meer, bevor wir uns am 18.03.2024 auf in Richtung Mexicali Grenze machen. Es ist noch frühmorgens und der Stau vor der Grenze ist schon gut 5 Kilometer lang. Als wir eine Stunde später endlich bei der Abzweigung zur Grenze ankommen und abbiegen wollen, winkt uns ein aufgeblasener mexikanischer Polizist weg und bedeutet uns, dass wir nicht reinfahren dürfen. Wir wissen im ersten Moment nicht, was wir tun sollen und halten keine 50 Meter danach an der Strasse an. Ich laufe zum Polizisten zurück und erwarte eine Erklärung von ihm. Er behauptet, dass wir nicht in der Schlange angestanden sind und uns vorgedrängelt hätten. Ich bin kurz vor dem Ausrasten und erkläre ihm, dass wir seit einer Stunde in der Schlange anstehen und frage ihn, wie er auf diese absurde Idee kommt. Mit so viel Widerstand hat er wohl nicht gerechnet. Nach einer fünfminütigen Diskussion meint er das wir bei der ersten Gelegenheit umdrehen sollen und vor zu ihm fahren sollen, er würde uns dann reinlassen. Geht doch, warum nicht gleich so?
Wir lassen unser Visum-FMM (Forma Migratoria Multiple) auf der mexikanischen Seite abstempeln und stellen uns erneut in die Schlange zu den USA Border an. Nach einer kurzen Passkontrolle durch eine Beamtin meint sie, dass wir «god to go» sind. Rene und ich schauen uns gegenseitig an und meinen dann zu ihr, dass wir aber noch ein Visum brauchen. Wir wollen ja nicht illegal in die Staaten einreisen. Sie guckt uns etwas irritiert an und fragt, ob wir den kein Visum haben. Nachdem wir ihr erklären, dass wir die letzten 4 Monate in Mexiko waren und jetzt wieder ein neues Visum beantragen sollten, nimmt sie nochmals die Pässe genauer unter Kontrolle. 10 Minuten später pappt sie uns einen orangen Zettel auf die Windschutzscheibe und erklärt uns, dass wir nun ihrem Kollegen zum Röntgenbereich folgen sollen. Nun wird es also ernst. Wir fahren durch einen riesigen Röntgenapparat und werden von oben bis unten durchleuchtet. Danach müssen wir Ollie in einem abgesperrten Bereich abstellen, alle Türen aufsperren und ihn allein zurück lassen. Wir gehen derweil zu einem anderen Komplex, bei dem die Immigration stattfindet. Hier heisst es erstmal wieder Schlange stehen. Nach ca. einer Stunde haben wir auch das erledigt und laufen zurück zu Ollie. Die Beamten geben uns das ok, dass Ollie sauber ist. Der ganze Grenzübertritt hat schlussendlich drei Stunden gedauert und alle Beamten waren äusserst nett und hilfsbereit. Jetzt dürfen wir wieder für 90 Tage in den USA herumreisen.
City Trip
Bevor wir nach San Diego fahren, decken wir uns wieder mit frischen Lebensmitteln ein und machen uns spätabends auf den Weg an die kalifornische Küste. Wir hätten es nicht gedacht, aber wir sind wieder mega Happy auf US-amerikanischen Boden zu sein. Wir freuen uns schon sehr auf die nächsten 10 Tage. Unser Ziel ist es, Los Angeles und San Diego unsicher zu machen und so viel wie möglich in dieser kurzen Zeit zu entdecken. Wir haben uns für diese Zeit etwas ausserhalb auf einem günstigen County Park eingemietet und uns einen Mietwagen ausgeliehen. Dass der Mietwagen die beste Entscheidung war, stellt sich schon nach den ersten paar Tagen raus. Mit dem Campingplatz sind wir zwar nicht so wirklich zufrieden, aber er erfüllt seinen Zweck. Man kann halt nicht immer Glück mit den Plätzen haben.
Ach ja, für alle diejenigen, die unsere Probleme mit Mietwagenfirmen kennen, hier mal etwas ganz Neues: wir haben einen Rekord aufgestellt. Kaum zu glauben, aber vom Betreten des Büros der Leihwagenfirma bis zum Aufsperren des Mietwagens haben wir dieses Mal sage und schreibe gerade mal 20 Minuten gebraucht. Wir können es kaum fassen, dass echt alles auf Anhieb funktioniert hat und wir obendrein auch noch einen echt schönen Wagen bekommen haben. Nach dem Dilemma auf der Baja ist das echt eine Wohltat.
Da wir dank der schnellen Abwicklung mit dem Mietwagen jetzt mehr Zeit zur Verfügung haben als gedacht, wollen wir schonmal eine kleine Ecke von San Diego kennenlernen. Wir fahren zu Shelter Island, bereiten uns ein leckeres Frühstück zu und schauen fasziniert den Helikoptern beim Starten und Landen zu. Gegenüber von Shelter Island ist die Naval Air Station North Island. Die Base ist Teil des grössten luft- und raumfahrtindustriellen Komplexes der United States Navy – der Naval Base Coronado (NBC). NAS North Island ist der Heimathafen mehrerer Flugzeugträger der US Navy und beherbergt 23 Fliegerstaffeln sowie 80 weitere Mieterkommandos und Einrichtungen. Die Geschichte der NAS North Island reicht bis ins Jahr 1917 zurück, als sie als NAS San Diego gegründet wurde. Heute ist sie ein wichtiger Stützpunkt für die US Navy und ein bedeutendes Zentrum für Luftfahrtaktivitäten an der Westküste der Vereinigten Staaten. Wir sind so fasziniert von dem ganzen Geschehen, dass wir über drei Stunden dort sitzen und dem regen treiben der Helikopter, Flugzeuge und Schiffe zusehen.
Danach geht es weiter zum Cabrillo National Monument. Von hier oben hat man einen genialen Ausblick auf die Bucht von San Diego. Dank unserem «America the Beautiful Pass» müssen wir auch hier die Eintrittsgebühr von 20 Dollar nicht bezahlen.
Bevor es zurück zum Campingplatz geht, fahren wir noch über die im Jahr 1969 eröffnete Coronado Brücke. Die 3,4 Kilometer lange, hohe Schrägseilbrücke verbindet San Diego mit der Insel Coronado. Uns gefällt Coronado auf Anhieb. Hier findet man die typisch amerikanischen Wohnsiedlungen, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Breite Strassen, links und rechts schöne Häuser mit gepflegten Gärten. Fehlt nur noch der Junge auf dem Fahrrad, der die Zeitung zu der Haustüre wirft. Es ist schon spätabends und dunkel, bis wir wieder bei Ollie ankommen. Wir fallen müde und glücklich ins Bett. Das war ein genialer Start in San Diego. Wir freuen uns darauf, dass es morgen nordwärts Richtung LA geht. Dass der Wecker in 5 Stunden abgeht, freut uns eher weniger.
Stadt der Engel
Kurz vor sechs sind wir schon auf den grossen Interstates unterwegs und bekommen gleich den Verkehr dieser zwei Städte voll ab. Für eine Strecke, die eigentlich in 3 Stunden erledigt gewesen wäre, brauchen wir 5 ½ Stunden. Rene macht der Verkehr gar nichts aus. Er ist einfach nur glücklich, dass er wieder mal einen kleinen, wendigen Flitzer fahren darf und sich nicht ganz so arg auf den Verkehr konzentrieren muss. Wir kommen kurz nach Mittag in Santa Barbara an und freuen uns auf die gemütliche Küstenstadt mit ihren schönen Gebäuden im spanischen Kolonialstil. Wir steuern zuerst den Stearns Wharf an. Und zum ersten Mal sehe ich so einen Pier mit meinen eigenen Augen. Ich kenne diese Holzpiers nur aus Film und Fernsehen und jetzt endlich laufe ich selbst auf so einen Pier entlang.
Das Wetter ist noch etwas verhangen, aber wir sehen schon, wie der Himmel immer mehr blaue Stellen bekommt. Am Nachmittag schlendern wir durch die Fussgängerzone von Santa Barbara und besuchen das 1850 gegründetet Superior Court of California County - oder auf Deutsch: das Gerichtsgebäude. Vom Uhrenturm aus hat man einen wunderschönen 360° Ausblick auf ganz Santa Barbara. Das Gebäude ist ein Beispiel für klassische kalifornische Architektur. Es vereint Elemente des spanischen Kolonialstils mit modernen Anpassungen, um die Anforderungen eines Gerichtsgebäudes zu erfüllen. Wir dürfen noch einen kurzen Blick in einen wunderschönen Gerichtssaal werfen. Alleine schon die Kunst an den Wänden erzählt so einiges über die Geschichte Kaliforniens.
Die darauffolgenden Tage stehen ganz im Zeichen von Los Angeles. Wir haben drei Tage für diese Millionenmetropole eingeplant und wollen einfach mal einen groben Einblick in diese riesige City bekommen. Das Wetter macht uns ein wenig einen Strich durch die Rechnung. Mit Regen und wolkenverhangenen Hügeln haben wir irgendwie gar nicht gerechnet. Wir machen das Beste daraus und ziehen unser Programm so gut es geht durch.
Wer uns beide kennt weiss, dass wir immer wieder nach bestimmten Plätzen Ausschau halten, bei denen man Flugzeuge, egal ob die jetzt vom Militär sind oder auch ganz kommerzielle Flieger, beobachten kann. Am meisten lieben wir Plätze, bei denen man die Flieger von ganz nahe sehen kann. Zufällig gibt es inmitten von LA einen In-N-Out-Burger bei einem sogenannten «Plane spotting» Point. Was will man mehr? Leckere Burger und Flieger beobachten. Perfekt, da wollen wir als Nächstes hin.
In Los Angeles hat uns Venice Beach und der Santa Monica Pier am besten gefallen. Hier war es nicht ganz so verrückt mit dem Verkehr und die Atmosphäre an diesen beiden Plätzen hat einfach gepasst. Der Santa Monica Pier ist ein Wahrzeichen in Kalifornien. Er wurde 1909 eröffnet und bietet eine Vielzahl von Unterhaltungsmöglichkeiten, darunter Restaurants, Geschäfte, ein Vergnügungspark und Angelmöglichkeiten. Zudem markiert er das westliche Ende der historischen Route 66. Dem Bekanntheitsgrad von Venice Beach ist sicherlich auch ein wenig Arnold Schwarzenegger geschuldet. Als junger Mann lebte und trainierte er hier, bevor er zu einem der bekanntesten Bodybuilder der Welt und später Schauspieler und Politiker wurde. Während seiner Zeit in Venice Beach trainierte Schwarzenegger oft im berühmten Muscle Beach Gym. Die Stadt selbst und den Walk of Fame, haben wir ehrlich gesagt zu wenig erkundet. Uns hat einfach die Zeit gefehlt und wir wollten uns lieber auf einige wenige Highlights konzentrieren und diese geniessen.
Die Fahrt entlang der Hollywood Hills, um ein bisschen die Luft der Schönen und Reichen zu schnuppern und das bekannte Hollywood Zeichen zu sehen war natürlich auch ein Highlight. Sehr schade ist es, dass man so gut wie gar keinen Einblick zu den Villen der Stars hat. Aber das ist natürlich auch verständlich. Die haben vermutlich eh nie Ruhe und sind froh, wenn sie in ihrem eigenen Zuhause etwas durchatmen können.
Küstenliebe
Nach drei Tagen lassen wir die Stadt der Engel hinter uns. Es war schön, aber wir freuen uns jetzt auch auf etwas weniger Verkehrschaos und eine ruhigere Zeit. Wir erkunden erstmal die Küstenregion rund um San Diego. Im Stadtviertel La Jolla liegt der Mount Soledad Memorial Park, eine Gedenkstätte für Kriegsopfer. Von dort oben bekommt man einen guten Aus- und Überblick auf San Diego und seine Stadtviertel. Wir probieren uns zu orientieren und bekommen hier einen kleinen Einblick, wie gross San Diego ist.
Vom Aussichtspunkt sehen wir auch schon unser nächstes Ziel. Wir wollen - beziehungsweise ICH will - unbedingt zur La Jolla Cove. An diesem Küstenabschnitt soll es Seelöwen mit ihren Jungen geben. Dank der App «SpotAngels» finden wir auch schnell einen gratis Parkplatz. Diese App hat uns echt sehr viel Geld in den Städten gespart. Nun steht der Besichtigung nichts mehr im Wege. Einige Robben ruhen sich am kleinen Strandabschnitt aus. Die Kleinen werden von ihren Müttern gesäugt und die, die schon etwas wagemutiger sind, trauen sich ins Wasser und machen sich auf die Jagd nach frischem Fisch. Wir könnten Stunden hier verbringen und diesen süssen knuffigen, etwas tollpatschigen Tierchen zusehen. Aber es nützt nichts, wir müssen weiter, heute haben wir noch einiges auf unserem Programm.
Wir bleiben der Küste treu und fahren zum Crystal Pier. Der Pier gilt als historisches Wahrzeichen in San Diego. Im Jahr 1925 wurde er gebaut und ist seitdem eine beliebte Attraktion für Einheimische und Touristen. Auf dem Pier gibt es süsse Cottages zu mieten und rund um den Pier findet man trotz des rauen Wetters den ein oder anderen Surfer.
Nach einem gemütlichen Rundgang geht es weiter zum Mission Beach. Wir staunen nicht schlecht, als wir fünf Minuten später in der Bay einen Grauwal entdecken. Mit dem haben wir jetzt aber gar nicht gerechnet. Wir spazieren gemütlich entlang des Boardwalks und sind hin und weg von San Diego. Das, was wir bis jetzt gesehen haben, gefällt uns sehr gut. Die Mischung aus Stadt und Natur ist genial. Man hat hier so viele Möglichkeiten, dem hektischen Stadtleben zu entkommen und ist in kürzester Zeit umgeben von wunderschöner Natur.
Im Herzen von San Diego
Am nächsten Tag wollen wir den Kern von San Diego erkunden. Für den Vormittag haben wir uns Old Town vorgenommen. Man bekommt hier einen historischen Einblick in die Entstehung von San Diego. Ursprünglich haben sich Soldaten und Siedler um die Mission herum niedergelassen. Heute ist es ein historischer Park mit Museen, traditionellen Geschäften und Restaurants, die an die mexikanisch-amerikanische Vergangenheit der Stadt erinnern. Wir schlendern durch die Gassen und lassen alles auf uns wirken. Einen kurzen Moment meinen wir zurück in Mexiko gelandet zu sein. Nur das hier die Preise doppelt so hoch sind. Wir geniessen die kleine Zeitreise und bekommen einen groben Einblick davon, wie es damals wohl hier ausgesehen hat, als die Siedler das Land entdeckt haben.
Die Zeit vergeht mal wieder viel zu schnell. Für heute bleibt nur noch ein kurzer Besuch im Stadtviertel Little Italy. Little Italy war einst die Heimat von Generationen italienischer Familien, die ihren Lebensunterhalt in der florierenden Fischereiindustrie von San Diego verdient haben. Heute ist Little Italy ein lebhaftes Viertel voller Restaurants, Terrassencafés, Craft Brewpubs, städtischer Weingüter und kleiner Plätze mit Springbrunnen und Blick auf die Bucht. Nach einem Rundgang durch das Viertel gönnen wir uns ein Stück Pizza und geniessen am «Piazza della Famiglia» die ausgelassene Abendstimmung mit bester Sicht auf das Meer.
Für den Sonntag haben wir uns was Gemütliches vorgenommen. Wir wollen zum Balboa Park. Hierbei handelt es sich um die grösste öffentliche Grünanlage San Diegos. Der Park umfasst eine Fläche von 4,9 km² und beherbergt eine Vielzahl von kulturellen Einrichtungen und Museen. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch der weltberühmte San Diego Zoo. Wir lassen den Zoo aber aus und geniessen es, durch den Park zu spazieren und bewundern die schönen Gebäude. Wenn man die Gebäude ansieht, könnte man glatt meinen, dass wir durch einen Park inmitten von Spanien laufen.
Für den späten Nachmittag haben wir uns vorgenommen, das historische Gaslamp Quarter im Herzen von Downtown San Diego zu besuchen. Heute ist es als Szeneviertel mit guten Restaurants, Geschäften und Galerien bekannt. Die Gegend, die sich grob vom Broadway bis zur San Diego Bay erstreckt, ist unter anderem durch seine viktorianische Architektur und die vielen Gaslaternen bekannt. Im 19. Jahrhundert hatte dieses Viertel noch den Namen «Stingaree» und war als Rotlichtviertel bekannt. Der Grund für den Ruhm des Viertels war seine Rolle als Heimat der „Unerwünschten“ der Stadt, darunter Prostituierte, Zuhälter, Drogendealer und Spieler.
Heute ist von dem ehemaligen verruchten Viertel nicht mehr viel über. Es wurde viel Geld investiert, um die Gebäude zu restaurieren und eine gemütliche Atmosphäre in das Viertel zu bringen. Jedoch sieht man gerade auch hier sehr viele Obdachlose. Leider hat auch San Diego, so wie jede grössere Stadt in Amerika, ein Problem mit der Armut der Menschen.
USS Midway
Das Beste haben wir uns mal wieder fast bis zum Schluss aufgehoben. Am vorletzten Tag geht es für uns auf die USS Midway. Pünktlich um 10:00 Uhr stehen wir beim Eingang und sind bereit fürs boarding. Der ehemalige Flugzeugträger wurde zu einem Museum umgebaut und vermittelt hautnah das Leben auf einem ehemaligen Flugzeugträger. Aber da ich ganz genau weiss, wie gerne Rene euch über diesen ganz speziellen Tag erzählen würde, überlasse ich nun ihm das Wort.
Oh, vielen Dank Magdalena, dass du mich ein wenig über die USS Midway erzählen lässt – obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass du nicht weniger interessiert daran warst als ich. Aber gut, dann werde ich, Rene, mal ein bisschen aus dem Flugzeugträger-Nähkästchen und unserem Besuch auf dem Museumsschiff erzählen.
Nachdem wir uns einen Parkplatz gesucht haben und von vornherein entscheiden mussten, wie lange wir bleiben werden, ist das unsere erste Challenge des Tages. Denn wir wissen aus unserer Erfahrung: wir brauchen bei solchen Dingen meistens doppelt so lange wie alle anderen. Uns wurde gesagt, in 3 Stunden kann man die Midway «locker» besuchen und hat alles gesehen. Also veranschlagen wir mal vorsichtshalber 6 Stunden, das sollte reichen. Wir füttern die Parkuhr (bzw. den Parkwächter) und stellen uns kurz vor 10:00 Uhr in die Schlange am Eintrittstor zur Midway. Schon von weitem sichtbar thront der gewaltige Flugzeugträger als fest vor Anker liegendes Museum im Hafen von San Diego. Da wir die Eintrittstickets bereits am Vortag online erworben haben, dürfen wir die Warteschlange an der Kassa umgehen und gleich eintreten. Nach dem obligatorischem Erinnerungsfoto, das von jedem Besucher geschossen wird und welches man nach dem Besuch käuflich erwerben kann, geht es zunächst auf das Unterdeck.
Doch jetzt mal langsam: es wäre nicht ich, wenn ich euch nicht auch mit ein paar historischen Fakten zur USS Midway nerven würde. Was sein muss, muss sein: Die Midway ist (oder war) ein Flugzeugträger der US Navy – so viel wissen wir schon mal. Das Schiff mit der Kenn-Nummer CV-41 ist nicht mehr im Dienst und wurde 1992 in die Reserveflotte überstellt - also sozusagen «ausser Dienst» gestellt. Seit 2004 ist die Midway als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich.
Warum heisst die «Midway» eigentlich Midway? Sie wurde 1945 fertig gestellt und in Betrieb genommen – benannt wurde sie nach der entscheidenden Schlacht um die Midway-Inseln im Pazifik, die im zweiten Weltkrieg im Juni 1942 stattgefunden hat. Es wurden übrigens noch zwei weitere Schiffe nach der gleichen Bauart konstruiert – die «Franklin D. Roosevelt» (CV-42) und die «Coral Sea» (CV-43). Diese 3 Schiffe zählt man daher also zur «Midway»-Klasse. Diese Schiffe waren wesentlich grösser als ihre Vorgänger und konnten eine grössere Anzahl von Flugzeugen tragen. Sie wurden alle während des zweiten Weltkriegs geplant und zwischen 1945 und 1947 in Dienst gestellt.
Die Midway-Klasse war für intensive Modifikationen bekannt, um mit der Entwicklung von Propeller- zu Strahlflugzeugen Schritt zu halten. So wurde sie bereits 1955 – also etwa 10 Jahre nach ihrem Stapellauf – wieder ausser Dienst gestellt und für über 2 Jahre den aktuellen Gegebenheiten angepasst. Zu den auffälligsten Merkmalen dieses Umbaus zählten das um acht Grad aus der Schiffsachse abgewinkelte Schräglandedeck sowie der geschlossene Atlantik- oder Hurrikan-Bug. Das Schräglandedeck ermöglichte gleichzeitige Starts und Landungen an Bord, zudem wurde die Sicherheit für die immer schneller werdenden Flugzeuge erhöht. Der geschlossene Hurrikan-Bug verringerte die Anfälligkeit des überhängenden Flugdecks gegen Wellenschlag. Die Midway wurde zudem mit einem stärkeren Flugzeugkran, neuen Fangseilanlagen und drei neuen Dampfkatapulten ausgerüstet. Durch die 55 Millionen US-Dollar teure Modernisierung stieg die Verdrängung des Schiffs auf 62.000 Standardtonnen. Am 30. September 1957 wurde die Midway wieder in Dienst gestellt.
Erst 1965, also nach fast zwanzigjähriger Dienstzeit, lief die Midway zum ersten Kampfeinsatz aus. Sie wurde vor die Küste Vietnams verlegt, wo ihre Trägerflugzeuge ab Mitte April Luftangriffe gegen Ziele in Nordvietnam und Ziele des Vietcongs im Süden des Landes flogen.
Im Februar 1966 – gerade mal 9 Jahre nach der letzten Modernisierung - ging die Midway erneut ins Trockendock, und zwar für weitere 4 Jahre. Die geplanten Kosten beliefen sich auf 88 Millionen US-Dollar. Dafür wurde die Fläche des Flugdecks von 8.000 auf 16.000 m2 verdoppelt. Die Flugzeugaufzüge wurden an die Deckskante verlegt und stärkere Dampfkatapulte eingebaut. Als sich 1968 abzeichnete, dass der Kostenrahmen für die Modernisierung bei weitem nicht eingehalten werden konnte, entbrannte eine öffentliche Diskussion, ob die Steuergelder nicht besser in neue Schiffe investiert werden sollten. Als die Arbeiten im Januar 1970 abgeschlossen wurden, betrugen die Gesamtkosten etwa 202 Millionen US-Dollar, also das zweieinhalbfache der ursprünglichen Planungen. Die Kostenexplosion führte dazu, dass die geplante Modernisierung der Schwesterschiffe Coral Sea und Franklin D. Roosevelt gestrichen wurde.
Nach vielen weiteren Kampf- und Rettungseinsätzen begannen im Rahmen der Operation Desert Storm am 17. Februar 1991 die Luftangriffe auf irakische Ziele. Flugzeuge der Midway gehörten zur ersten Angriffswelle. Am 10. August 1991 lichtete die Midway zum letzten Mal ihren Anker in Yokosuka. Für den ältesten Flugzeugträger der Flotte war im Rahmen der Reduzierung der Anzahl der Flugzeugträger von 14 auf 12 die Ausserdienststellung beschlossen worden. Ende August lief sie in Pearl Harbor ein, wo die USS Independence sie als vorgeschobener Flugzeugträger ablöste. Am 14. September traf sie in San Diego ein, wo sie ausser Dienst gestellt werden sollte.
Wow, okay, ganz schön viel Geschichte um den Flugzeugträger. Nun aber endlich zurück zu uns: Wir erhalten unsere Audio-Guides und versuchen, uns zu orientieren. An den überall verteilten Info-Säulen erhalten wir über die Guides zahllose Informationen über das Schiff, die Geschehnisse und das Drum-Herum. Wir sind wirklich sehr beeindruckt, was hier auf die Museums-Beine gestellt wurde. Neben dem Flugzeugträger selbst sind unzählige Ausstellungsstücke zu bewundern: angefangen von den ersten Flugzeugen und Helikoptern, die ihren Dienst auf der Midway verrichtet haben, können die Decks der Midway erforscht werden: Von den Mannschaftsquartieren über die Offizierskabinen, der Schiffsküche, den verschiedenen Kommandoräumen, dem Maschinenraum, dem bordeigenen Hospital, ja sogar das Gefängnis und das Post Office – das und vieles mehr kann während des Rundgangs besichtigt werden. Vieles wurde originalgetreu ausgestattet, sodass man einen hervorragenden Einblick in den Alltag der Besatzung erhält. Es ist wirklich überwältigend. Wir sind baff.
Natürlich ist uns bewusst, dass es sich bei all dem fast ausschliesslich um Kriegsgeräte, beziehungsweise um Objekte für den Kriegseinsatz handelt. Und Gott weiss, dass wir nichts mehr verurteilen als Krieg. Das ist aus unserer Sicht mit nichts zu rechtfertigen. Doch was uns fasziniert ist die Technik, die Logistik und die Geschichte, die dahintersteckt. Das Gefühl zu bekommen, wie es sein muss, auf so einem Flugzeugträger seinen Dienst zu verrichten. Wie es aufgebaut ist, was sich dahinter verbirgt. Und nicht zuletzt haben und hatten sowohl die Schiffe als auch die Flugzeuge und Helikopter auch für unzählige Rettungseinsätze gedient, wo tausenden von Menschen das Leben gerettet wurde – im Fall der Midway beispielsweise im Juni 1991, als der Pinatubo auf den Philippinen ausbrach und der Flugzeugträger mit Höchstgeschwindigkeit in die Subic Bay einlief, wo sie über 5.000 Flüchtlinge an Bord genommen und evakuiert hat. Wir erfahren auch viel Gutes, was das schwimmende Museum einst geleistet hat.
Wir tauchen immer tiefer in die Chronik des Flugzeugträgers ein. Eine Geschichte ist spannender als die andere und viele Freiwillige, die ehemals auf der Midway gedient haben, stehen mit Informationen und Anekdoten den Besuchern bereitwillig Rede und Antwort. Als wir die erste Schleife in den Rumpf des Schiffes absolviert haben und auf der Karte feststellen, dass wir erst einen ganz kleinen Teil des grossen Ganzen gesehen haben, sind schon gut 4 Stunden rum.
Irgendwie spüre ich einen stechenden Kopfschmerz. Das kommt bei mir hin und wieder vor, und wenn es stärker wird hilft mir so gut wie immer eine der rezeptfreien Ibuprofen-Tabletten. Und normalerweise haben wir das auch immer dabei – doch heute, in der ganzen Aufregung, haben wir sie im Wohnmobil vergessen. Irgendwie versuche ich, mit viel Trinkwasser das Unvermeidliche zu vermeiden – doch leider hilft es nichts: die Kopfschmerzen werden leider von Minute zu Minute heftiger. Wir fragen am Infostand und im Souvenirshop nach – alle haben zwar Verständnis, aber keine kann uns ein Ibuprofen geben. Das dürfen sie nicht. So wie es aussieht gibt es auch keine erste Hilfe-Station. Die Mitarbeiter sind alle sehr nett und erklären uns, wo sich die nächste Apotheke in der Stadt befindet. Mit meinem Aussehen muss ich wohl das Mitleid geweckt haben, denn zwei der Volontäre und der nette Herr beim Ausgang sind sich unserer misslichen Lage wohl bewusst und bieten uns ganz spontan ein Eintrittsticket für den nächsten Tag an. Wir dürfen also wiederkommen und unsere Tour fortsetzen. Für mich ist an diesem Tag leider Schluss, und nachdem mein Kopf fast explodiert, muss Magdalena den Weg mit dem Mietwagen nach Hause fahren, wo ich dann endlich meine Ibu bekomme und mich hinlegen kann. Nach 40 Minuten ist der «Zauber» auch schon wieder vorbei und der Kopfschmerz ist weg. Doch für heute hat es sich für uns erledigt. Wir sind froh, dass wir am nächsten Tag nochmals kommen dürfen.
Und das klappt auch wirklich einwandfrei: mit dem Ticket kommen wir rein und setzen unsere Tour dort fort, wo wir sie am Vortag beenden mussten.
Es ist unglaublich, was wir noch alles zu sehen bekommen. Das Oberdeck, wo die Flugzeuge gestartet und gelandet sind, ist übervoll mit Ausstellungsstücken. Es werden Informationen über die Landung und die Fangleinen geboten, der Startkatapult und auch die Kommandobrücke wird ausgiebigst erklärt. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. In viele der Ausstellungsstücke kann man einsteigen und am Cockpit Platz nehmen. Zu unserer Freude finden wir auch eine F/A-18 Super Hornet – das Flugzeug, das wir bereits an der Air Base in Cold Lake bestaunen und sogar einsteigen durften. Und auch eine F-14 Tomcat, ein überschallschnelles, zweisitziges Kampfflugzeug mit Schwenkflügeln, gibt es zu bewundern. Es wurde einerseits berühmt durch seine Rolle als primärer Luftüberlegenheitsjäger und für taktische Aufklärungseinsätze. Andererseits hat auch der Film “Top Gun” von 1986 mit Tom Cruise in der Hauptrolle als Lt. Pete “Maverick” Mitchell die Popkultur und das Bild von Kampfpiloten und Flugzeugträgern massgeblich geprägt. Der Film zeigte spektakuläre Luftkampfszenen und machte die F-14 Tomcat zu einem Symbol für Geschwindigkeit und Agilität in der Luftfahrt. Und zugegeben: der Film «Top Gun» ist auch für mich ein Klassiker. Wenngleich ich 1986 noch sehr jung war, so hat der Film bei mir dazu beigetragen, dass mein Interesse für die Luftfahrt geweckt wurde – und natürlich hat es auch bei mir die Faszination für die «Cowboys der Lüfte» geweckt. Umso spannender ist es, all das, was im Film in abenteuerlichem Masse porträtiert wurde, live zu sehen. Ich schwelge während des Tages oft in filmischen Erinnerungen und versuche, die Parallelen zum Blockbuster herzustellen. Ich stelle fest und bekomme auch von manch einem Volontär bestätigt: technisch gesehen bewegt sich «Top Gun» wirklich sehr nahe an der Realität.
Nach geschlagenen 6 Stunden sind wir mit allem durch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir sind durch, haben alles gesehen und wir beide könnten nun wohl ein Buch schreiben, so viel haben wir erfahren. Insgesamt haben wir an den beiden Tagen über 10 Stunden in dem Museum verbracht, und tatsächlich sind wir mehr als begeistert. Was hier auf die Beine gestellt wurde, muss man erstmal nachmachen. Die rund 32 US-Dollar Eintritt sind buchstäblich jeden Cent mehr als Wert! Auch wenn wir sehr auf unser Budget achten, aber das würden wir sofort wieder machen. Wer sich nur ein bisschen für Technik, Luft- und Seefahrt interessiert, der MUSS die USS-Midway in San Diego unbedingt besuchen – einen besseren Einblick in diese faszinierende Welt bekommt man nirgendwo sonst. Vielen Dank an all die Freiwilligen auf der USS Midway, ihr macht einen unglaublichen, fantastischen Job!
Liebe Grüsse
Reiseroute
14. – 15. März. 2024 Ojo de Liebre
MX15. – 18. März. 2024San Felipe
MX18. – 19. März.2024El Centro
US19. – 23. März.2024Los Angeles
US23. – 28. März.2024San Diego
US