The Golden City
29. November 2023Viva Las Vegas
10. Dezember 2023Begegnungen, Höhen und Tiefen
"In der Gluthitze der Wüste findet das Leben seine härteste Prüfung. Doch inmitten der scheinbaren Unbarmherzigkeit tanzt das Licht auf dem Sand, und die Hitze formt den Charakter der Landschaft. Genauso wie die Sonne den Boden erhitzt, können unsere eigenen Herausforderungen die Essenz unserer Stärke enthüllen."
03. Nov. 2023 - Reisetagebuch Eintrag #148
- BEGEGNUNGEN, HÖHEN UND TIEFEN | geschrieben von Magdalena
Alte Bekannte
Von San Francisco aus geht es direkt in die südliche San Francisco Bay Area Kaliforniens, nach Silicon Valley. Hier ist die Heimat von zahlreichen Start-up-Firmen und weltweit tätigen Technologieunternehmen. Facebook, Microsoft, Google und Apple gehören zum “Who-Is-Who" der hier ansässigen High-Tech Branche. Wir sind jedoch nicht wegen den Grosskonzernen hier. Eine frühere Arbeitskollegin von Rene und mir hat vor vier Jahren die Schweiz verlassen und ist mit Ihrem Mann nach Saratoga in San Jose gezogen. Unsere damalige Firma hat eine Zweigniederlassung im Silicon Valley und sie haben die Chance ergriffen, hier für 5 Jahre zu arbeiten. Ramona ist inzwischen zweifache Mama. Reinhard arbeitet noch für die Firma und geht voll in seinem Job auf.
Ramona folgt unserer Reise schon sehr lange und hat uns bereits unzählige, hilfreiche Reisetipps in Europa und natürlich der USA gegeben. Wir nehmen die Einladung zu ihnen nach Hause sehr gerne an und freuen uns schon, mal wieder Schweizerdeutsch zu hören und Mundart reden zu können. Wir werden herzlich von ihr und den Kids empfangen und dürfen Ollie bei ihrer Hauseinfahrt parken. Sie leben in einer typischen amerikanischen Wohnsiedlung. Breite Strassen, schön gepflegte Vorgärten und die Häuser sehen sehr schön aus. Die Kids haben eine Riesenfreude mit Ollie und untersuchen jede Ecke unseres Wohnmobils. Wir haben uns einiges zu erzählen und machen es uns in ihrem Garten gemütlich. Die Temperaturen sind um einiges angenehmer als in San Francisco und wir können seit langem mal wieder im T-Shirt draussen sitzen.
Die Tage vergehen wie im Fluge. Es tut gut mal wieder etwas länger an einem Platz zu stehen. Geplant wäre eigentlich nur ein kurzer Besuch gewesen. Leider hat Rene und mich eine Erkältung erwischt. Unser Bord-WC ist zwischenzeitlich an Altersschwäche erkrankt und muss repariert werden. Und wie gewöhnlich hat es einige Tage gedauert, bis wir ein Ersatzteil auftreiben konnten. Weil alle Werkstätten im Umkreis von 100 Kilometer keine Termine mehr frei hatten, mussten wir das WC schlussendlich selbst ausbauen, reparieren und wieder einbauen. Doch trotz Krankheit hatten wir eine wirklich schöne Zeit bei den vieren.
Ein bisschen Halloween konnten wir dennoch feiern, da es in ihrem Dorf eine Halloween-Parade gab. Den Halloweenabend selbst haben wir leider im Wohnmobil verbracht. Wir wollten schliesslich nicht alle Kids anstecken. Der Eliteuniversität Stanford, die hier buchstäblich um die Ecke liegt, haben wir auch noch einen Besuch abgestattet. An unserem letzten Abend kommt spontan ein früherer Arbeitskollege vorbei, der gerade seinen Aufenthalt in den USA beendet hat und sich wieder zurück auf den Weg in die Schweiz macht. Liebe Ramona, wenn du diesen Beitrag liest: Vielen lieben Dank für die Einladung in euer Zuhause, die tollen Gespräche, die wertvollen Tipps und natürlich die superleckere, selbstgemachte Pizza. Wir freuen uns schon sehr auf ein Wiedersehen. Vermutlich dann in der Schweiz.
Spar Programm
Noch ziemlich angeschlagen verlassen wir nach einer Woche Saratoga. Wir legen einige Meilen zurück und kommen kurz vor Sonnenuntergang an einem wunderschönen Dispersed Campground kurz vor dem Yosemite Nationalpark an. Wir lieben diese Plätze einfach. Und für die nächsten Wochen sind wir in Regionen unterwegs, bei denen es ganz viele solche Plätze zum Übernachten geben soll. Wir gehen früh ins Bett, um für morgen fit zu sein. Einige Wanderungen stehen an und es gilt auch wieder einiges an Strecke zurückzulegen.
Der Wecker klingelt kurz nach 6 Uhr. Wir beide haben nicht wirklich gut geschlafen und irgendwie will uns die Erkältung noch nicht so ganz verlassen. Wir beschliessen kurzerhand, den Schongang einzulegen und streichen alle Wanderungen. Es würde einfach keinen Sinn ergeben, wir fühlen uns viel zu kaputt uns kraftlos. Wir holen uns beim Eingang des Nationalparks wieder die Park-Map ab und entscheiden uns, einige Stopps bei den View-Points bei der Überfahrt über den Tioga Passes einzulegen. Wir bleiben bei diversen Aussichtspunkten stehen und machen einen längeren Halt beim Tenaya Lake. Das Wetter ist herrlich und die Sonnenstrahlen tun uns so richtig gut. Wir sind froh, dass wir den Yosemite Park nicht ganz ausgelassen haben. Auch wenn wir sicherlich einiges verpasst haben und den Yosemite nur “gestreift” haben, bekommen wir doch einen kleinen Einblick in diesen wunderschönen Nationalpark.
Als wir den Tioga Pass hinter uns lassen, sind wir unserem letzten Ziel für heute schon ziemlich nahe. Keine Stunde trennt uns von den “Wild Willy´s Hot Springs”. Die natürlichen, heissen Quellen befinden sich am Highway 395, nahe Mammoth Lakes. Es gibt einen grossen Schotterparkplatz. Ein gut ausgebauter Weg führt zu den heissen Pools. Wir parken Ollie gleich auch für die Nacht und tauschen die Wandersachen gegen Badehose und Bikini. So ein heisses Bad tut echt gut, wenn man erkältet ist. Irgendwie haben wir total vergessen, Fotos von den Pools zu machen. Jedoch haben wir einen sehr speziellen Gast fotografiert, der unbedingt das warme Wasser mit uns teilen wollte.
Die Nacht verläuft leider nicht so ruhig, wie wir uns das gewünscht hätten. Rene hat immer wieder Hustenanfälle. Unser Cracksüchtiger Nachbar feiert seine eigene verdammte Drogenparty und als wäre das nicht schon genug, kommt mitten in der Nacht ein alter Schulbus mit einer Horde Partypeople an. Wir verlassen frühmorgens ziemlich genervt den Platz. Ich bin froh, dass wir noch nicht allzu viele von diesen Horrornächten hier gehabt haben. Ich verstehe diese Leute nicht. Wie kann einem sein Leben so egal sein, dass man es sich mit diesen scheiss Drogen so kaputt macht? Ich werde es nie verstehen.
Namibia in den USA
Als wir die ersten Meilen hinter uns lassen, bessert sich unsere Stimmung langsam. Wir sind zwar unendlich müde und würden am liebsten einfach an der nächsten Raststation Halt machen, aber unser heutiges Ziel ist einfach zu aufregend. Nachdem die erste Dosis Koffein in unseren Blutkreislauf gelangt, kommen unsere Lebensgeister zurück. Wir fühlen uns heute auch schon wieder ein wenig besser und glauben, dass wir das Schlimmste hinter uns haben. Zwei Stunden später betreten wir auch schon das angesteuerte Gebiet. Als ich Fotos von diesem Ort gesehen habe, haben mich die Gesteinsformationen sofort an die Spitzkoppe in Namibia erinnert.
Und es ist kaum zu glauben, aber es ähnelt der Region Namibias sehr. Die Rede ist von der Gebirgsregion Alabama Hills, im Osten Kaliforniens. Das Gebirge ist ein Teil der Sierra Nevada und liegt nahe der City Lone Pine. Berühmt sind die Alabama Hills für bizarre, orangefarbene Granitfelsbögen und dienten deshalb - na wer hat es erraten? Genau: als Drehort für zahlreiche Westernfilme und andere bekannte Hollywoodproduktionen wie Gladiator, Django Unchained, Iron Man und Man of Steel, um nur einige zu nennen. Wow, wir sind wieder mal sprachlos, als wir die engen Strassen entlangfahren, um das Gebirge zu erkunden. Die Draufgabe zu diesem wunderschönen Fleckchen Erde ist, dass man hier ganz legal auf vorgegebenen Plätzen bis zu 14 Tage übernachten darf und obendrauf sogar gratis. Wir haben Glück und finden einen freien Platz. Zwar müssen wir zwei Löcher buddeln, um Ollie halbwegs gerade parken zu können, aber der Spot ist jede Schweissperle wert.
Wir machen noch eine kurze Wanderung zum Mobius Arch und erkunden etwas die Gegend. Da die Berge ringsum sehr hoch sind, geht die Sonne schon um 15:50 Uhr unter. Wir bereiten uns eine feine warme Suppe zu, nehmen die Liegestühle aus der Garage und platzieren uns dick eingepackt in warmen Decken unter dem immer dunkel werdenden Himmel. Wir holen unsere Musikbox raus, und können endlich mal wieder einige Kapitel unseres spannenden Hörbuchs anhören. So langsam kommt auch schon der ein oder andere Stern zum Vorschein. Kurz nach 19:00 Uhr ist es dann schon so dunkel, dass sich der Sternenhimmel in seiner vollen Pracht zeigt. Was für ein toller Tag in den Alabama Hills.
Tal des Todes
Wir wachen zum ersten Mal seit längerer Zeit erholt auf und fühlen uns schon viel besser als die letzten Tage. Hier in den Alabama Hills könnte man es länger aushalten. In der Nacht war kein einziges Geräusch zu hören und auch jetzt tagsüber ist es sehr ruhig. Wir gönnen uns noch ein ausgiebiges Frühstück und verlassen gegen Mittag diese wunderschöne Gegend. Für uns heisst es nun zusammenpacken und ab Richtung Death Valley. Dem tiefsten Punkt Nordamerikas und einer der heissesten Orte weltweit. Uns erwarten hier endlose Salzflats und farbenprächtigen Badlands. Wir haben Glück, dass wir einen kleinen Teil vom Death Valley heute erkunden können.
Am 20. August 2023 verwüstete der Hurrikan Hilary das Death Valley und löste katastrophale Überschwemmungen aus. An nur einem Tag fielen mehr als 55 mm Regen. Damit fiel an diesem Tag die jährlich erwartete Regenmenge. Dieses scheinbar unwahrscheinliche Naturereignis transformierte die trockenste Wüste Nordamerikas in eine surreal anmutende Wasserlandschaft. Bis zum 15. Oktober war der gesamte Nationalpark wegen der Folgen der Sturzflut und Überschwemmungen gesperrt. Viele Strassen und Wanderwege wurden aufgrund der Wassermassen zerstört. Nun sind einige Teile des Parks wieder freigegeben und können erkundet werden.
Bis zum Tal des Todes haben wir aber noch ein wenig Strecke und einige Verzögerungen durch Strassenarbeiten vor uns. Natürlich war nicht nur das Death Valley von der Naturkatastrophe betroffen. Viele Strassen rund um das Valley wurden von Hilary zerstört. Wir quälen uns und Ollie zwei hohe Pässe rauf. Kaum oben am zweiten Pass angekommen bemerken wir, dass die Temperatur etwas steigt. Wir beschliessen, eine Kaffeepause einzulegen und gönnen Ollie eine kleine Abkühlphase. Danach geht es weiter in Richtung Wüste.
Mensch war das ein Höllenritt. Ziemlich fertig von der anstrengenden Strecke kommen wir am späteren Nachmittag in Furnace Creek, dem Zentrum des Nationalparks, an. Wir steuern das Visitor Center an und besorgen uns Kartenmaterial sowie Informationen aus erster Hand, über die offenen und geschlossenen Bereiche im Nationalpark.
Da es schon langsam wieder dunkel wird, beschliessen wir heute nichts mehr im Park zu erkunden. Wir wollen noch tanken und dann ab auf den Campingplatz. Als wir die Tankstelle anfahren, fallen uns fast die Augen aus. Ich kann es kaum glauben aber die wollen doch wirklich 8,76 Dollar pro Gallone Benzin!! Das nenne ich mal Abzocke. Wir rechnen aus, wie viele Meilen wir rein theoretisch noch mit unserem Benzin kommen sollten und beschliessen, diesen Wucher nicht zu unterstützen und kein Benzin hier zu kaufen. Keine 57 Meilen entfernt kostet der Sprit gerade mal 3,79 Dollar pro Gallone – was bei einem Fassungsvermögen von 55 Gallonen dann rund 270 Dollar Differenz ausmachen würde (wenn wir volltanken). Laut Tacho sollten wir noch 120 Meilen kommen. Da wir nicht mehr allzu viel Strecke im Valley selbst zurücklegen werden, sollte sich das theoretisch ausgehen. Hoffentlich.
Frühmorgens fahren wir zum Badwater Basin. Mit einer Höhe von 85,5 Metern unter dem Meeresspiegel gilt es als tiefster Punkt Nordamerikas. Badwater ist ein Überbleibsel des vorzeitlichen Sees Lake Manly. Ironischerweise ist wegen der Überschwemmungen nun temporär wieder ein See dort entstanden. Je nachdem wie heiss es in den nächsten Wochen wird, kann es gut sein, dass der See Ende Jahr allerdings wieder verschwunden ist und das ganze angestaute Wasser bis dann wieder verdampft ist. Wir haben jedoch das Glück, dieses aussergewöhnliche Naturschauspiel sehen zu können.
Da es uns heute um einiges besser geht, wollen wir unbedingt wieder eine Wanderung machen. Wir entscheiden uns einen Teil des Golden Canyon Trails bis zur Red Cathedral zu laufen. Teile des alten, zerstörten Wanderweges sind noch zu sehen. Hier wird einem erst so richtig klar, wie die Sturzfluten durch das Valley hereingebrochen sein müssen. Die Wanderung durch ein Labyrinth aus farbigen Felsen und einzigartigen Gesteinsformationen inmitten des Canyons ist grossartig. Ganz zum Schluss müssen wir uns durch mehrere schmale Felstunnel quetschen, um dann schlussendlich beim Aufstieg der Kathedrale mit einem traumhaften Blick über den Canyon bis ins Village belohnt zu werden.
Wir sind echt dankbar, dass es uns inzwischen gesundheitlich wieder gut geht und wir die Zeit im Death Valley geniessen können. Am frühen Nachmittag machen wir uns dann auf in Richtung Tankstelle und zu unserem nächsten grossen Ziel. Wir wollen noch heute Abend in Las Vegas ankommen. Wir freuen uns jetzt schon auf die schrille, bunte und verrückte Stadt. Las Vegas wir kommen.
Liebe Grüsse
Reiseroute
28. Okt. – 03. Nov. 2023Saratoga
US03. – 04. Nov. 2023 Yosemite Nationalpark
US04. – 05. Nov. 2023Mammoth Lakes
US05. – 06. Nov. 2023 Alabama Hills
US06. – 07. Nov. 2023Death Valley
US