Südafrikas schönste Seiten: Kruger Nationalpark und die Panoramaroute
8. Januar 2023Bilderbuchland
15. Januar 2023Buntes Kapstadt: Wein, Strand und Gesang
„Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle.“
11. Januar 2023 - Reisetagebuch Eintrag #111
- BUNTES KAPSTADT: WEIN, STRAND UND GESANG | geschrieben von Rene
Wir landen in Kapstadt und lernen die facettenreiche Weltmetropole kennen. Traumstrände, Weinfarmen und Musikkonzerte: wir sind begeistert!
Willkommen in Kapstadt
In Kapstadt werden wir von Johns Mom, Sanet, empfangen. Sie freut sich riesig, die beiden und ihre Enkeltochter zu sehen. Sanet ist genau so, wie man sich eine wirklich liebenswerte «Grandma» vorstellt. Sanet ist dann auch die Person, die die Touren in Kapstadt mit den Touristen machen wird. Wir freunden uns sehr schnell mit ihr an und verbringen in den kommenden Tagen den ein oder anderen Abend mit Sanet auf ihrer Terrasse, wo sie absolut ALLES über unsere bisherige Reise und unsere Erlebnisse wissen möchte. Bei einem schmackhaften Gläschen Wein und einem Rock Shandy plaudern wir mit der allerbesten Aussicht auf die Lichter von Kapstadt stundenlang und erzählen unsere Geschichten – und das sind mittlerweile auch schon eine ganze Menge.
Am ersten Nachmittag in Kapstadt fahren wir zur Promenade und spazieren in den Sonnenuntergang. Hier tut sich einiges, die Menschen joggen die Strecke entlang oder sitzen einfach auf einer der vielen Bänke, schauen auf das Meer hinaus und warten auf den Sonnenuntergang. Die schöne, grüne Parkanlage sieht zum Anbeissen aus, und der Tafelberg, Lion’s Head und Signal Hill im Hintergrund sorgen für die notwendige Stimmung.
Samstag ist Markttag. Wir besuchen den Oranjezicht City Farm Market direkt an der Waterfront. Wow, was für ein schöner Markt! Hier bekommt man von Brot über Fleisch und Wurstwaren bis hin zum Fix-Fertigen Menü alles, was das Herz begehrt. Und natürlich kann man auch allerlei Kleidung und Selbstgemachtes käuflich erwerben. Die Marktstände sehen alle zauberhaft schön aus, und ehe wir uns versehen, sind zwei Stunden vorüber. Währenddessen machen es sich John, Hanna, Anna und Sanet auf einem der Tische im Aussenbereich gemütlich und glauben schon, wir sind verschollen. Wir nutzen die Zeit natürlich, um unser Foto- und Filmsortiment aufzustocken. Anschliessend besorgen wir uns an einem der Stände noch einen Frühstücksersatz und gesellen uns zum Quartett.
Sonntag haben wir frei. Am Vormittag fahren wir mit John und Hanna nach Stellenbosch. Dort ist ihre Kirche, und der Besuch ist am Sonntag für sie Pflicht. Da wir beide aber nicht ganz so sehr materiell-gläubig sind, entscheiden wir uns währenddessen für einen Stadtbummel – was aber für alle auch absolut in Ordnung ist. Stellenbosch ist eine Universitätsstadt. Wären nicht gerade Ferien würden sich hier mehrere tausend Studenten tummeln. Heute ist allerdings tote Hose – die meisten Restaurants und die Strassen sind fast menschenleer. Wir geniessen es trotzdem und erkunden die Umgebung auf eigene Faust, bevor wir uns später wieder mit den anderen treffen.
Musikalische Weinfarm
Den Nachmittag möchten wir gerne nutzen und die Kamera einmal zur Seite legen. Wir haben uns ein paar Tage zuvor Karten für ein Matthew Mole-Konzert gekauft. Uns sagt der Musiker zunächst leider gar nichts, aber in Südafrika ist er wohl eine Nummer. Hier in Kapstadt finden Konzerte und Anlässe häufig auf Weinfarmen statt. Was durchaus Sinn ergibt, denn die haben einerseits viel Platz und es ist auch eine gute Werbung für die Farm und – wer errät es? Jep, für den Wein natürlich auch. Der wird grosszügig ausgeschenkt – aber zu Preisen, die uns dann doch eher verwundern. Wer denkt, er kann hier ein Schnäppchen schlagen, täuscht sich. John, Hanna, Anna und Johns Bruder James begleiten uns zum Konzert – sie kennen Matthew Mole natürlich.
Als wir auf dem Gelände ankommen stellen wir fest, dass wir leider keine Ahnung hatten, wie so etwas abläuft. Die Besucher liegen alle bereits gemütlich auf ihren mitgebrachten Picknick-Decken im Gras, haben Chips, Snacks und Drinks dabei, geniessen die Sonne, die an diesem Tag herrlich vom Himmel strahlt und warten darauf, bis die Vorband loslegt. Wir haben leider gar nichts dergleichen dabei. Wir schauen ein bisschen dumm aus der Wäsche. John und Hanna haben eine Decke dabei. Wir setzen uns derweil die ersten zwei Stunden auf eine der Bierbänke im hinteren Bereich des Areals und fühlen uns irgendwie doof. Schliesslich teilen wir uns das Fleckchen Decke abwechselnd auf 7 Personen auf. Nicht gerade optimal. Aber dafür ist die Musik wirklich gut und wir geniessen den Rest des Konzerts – rein das Ambiente war es absolut wert, so etwas zu erleben.
Am nächsten Morgen geht es ab in die City. Kapstadt haben wir noch nicht ganz verstanden. Wir haben mehrmals nachgefragt, ob – wenn wir durch die Stadt gefahren sind – das wirklich die City ist. Also das Zentrum. Also das Zentrum-Zentrum. Mittendrin. Weil – es fühlt sich überhaupt nicht so an. Wir kennen jetzt doch schon einige Städte auf der Welt, und immer gibt es irgendeinen Kern. Eine Altstadt, ein Zentrum wo sich Leute treffen oder zumindest einen grossen Hauptplatz. Dort erwartet man dann jede Menge Menschen, Fussgängerzone, reges Treiben, vielleicht Marktstände und Händler und eine Einkaufsmeile. Aber das gibt es hier nicht. Es gibt ein grosses Einkaufszentrum an der Waterfront, und dort herum tummeln sich die Massen. Aber im Zentrum selbst gibt es nur Strassen, ein Haufen Leute und Bettler, die auf der Strasse herumlungern und nichts fühlt sich richtig nach «Mitte» an.
Die bunten Häuser von Bo-Kaap
Einer der geschichtsträchtigen Stadtteile ist Bo-Kaap. Bo-Kaap (auf Deutsch etwa: „Über dem Kap“) hieß bis 2017 Schotschekloof und ist ein etwa ein Quadratkilometer grosser Stadtteil von Kapstadt. Es entstand als Siedlung von Kapmalaien, die bis heute die Mehrheit der Bewohner stellen. 90% der 6.000 Menschen, die dort leben, sind Muslime. Es gibt zehn Moscheen und zeichnet sich durch steile Gassen und in unterschiedlichen grellen Farben gestrichene Fassaden aus.
Bo-Kaap wurde im 18. Jahrhundert von Kapmalaien besiedelt, nachdem sie aus der Sklaverei entlassen worden waren. 1794 wurde die Auwal-Moschee in der Dorp Street – die erste Moschee Südafrikas – errichtet. 1886 sollte auf Anordnung der Behörden die muslimische Begräbnisstätte Tana Baru Cemetery geschlossen werden. Der letztlich erfolglose Widerstand tausender Bewohner gilt als bedeutendste Aktion der Kapmalaien gegen die Obrigkeit. Nach dem Ende der Apartheid wurden viele Häuser instandgesetzt. Bo-Kaap gilt mit seinen grellbunt gestrichenen Häusern, den Moscheen, dem Bo-Kaap Museum und Straßen mit Kopfsteinpflaster als touristische Sehenswürdigkeit.
Wir sind heute mit John und Anna in Bo-Kaap unterwegs. John warnt uns öfters davor, immer in Sichtweite zu bleiben. Offenbar ist die Gegend aus seiner Sicht sehr unsicher. Wir laufen eine Strasse hoch, als ein Bettler uns ziemlich eindringlich um Geld bittet. Ansonsten deutet aber nichts darauf hin, dass es gefährlich sein soll. Wir knipsen ein paar Bilder und Videoaufnahmen – aber John ist sichtlich nervös – und das färbt ein wenig auf uns ab. Wir bleiben also in «Sichtweite» und passieren das Viertel ungewöhnlich schnell. Wir sehen aber auch einige Touristen, die gemütlich durch die Gassen spazieren. Die Polizei ist hier nicht sehr präsent. Ein gutes Zeichen – oder ein Schlechtes, wir wissen es nicht. Wir kommen auf jeden Fall unbeschadet durch die bunten Gassen und geniessen die Farbenpracht der Häuser.
Anschliessend unternehmen wir einen weiteren Spaziergang durch die zentrale Innenstadt. Wie bereits erwähnt fühlt sich hier nicht so richtig als «Zentrum» an – überall sind mindestens 3 – 4spurige Strassen, und kein richtiger Kern ist erkennbar. Eine kurze, schmale «Fussgängermeile» ist das Einzige, was irgendwie darauf hindeutet. So etwas haben wir eigentlich in noch keiner Grossstadt bisher gesehen. Wir enden schliesslich in einem Cafe namens «Truth», welches durch seine ungewöhnliche Einrichtung im Steampunk Stil besticht. Das gefällt uns richtig gut. Dort werden wir dann von Johns Mutter Sanet abgeholt und nach Hause gebracht.
Strand mit Aussicht: Bloubergstrand
Am Abend machen wir einen Abstecher zum Bloubergstrand. Wir erhoffen uns dort ein paar schöne Aufnahmen von Kapstadt und dem Sonnenuntergang, da der Strand mehr oder minder genau gegenüber der Stadt liegt. Doch die Entfernung ist doch ein wenig zu weit, und das diesige Wetter lässt keinen klaren Blick auf die Stadt zu. Noch dazu steht die Sonne auf der falschen Seite, die Stadt ist schon im Schatten von Signal Hill und Lion´s Head. Aber einen Strandspaziergang lassen wir uns trotzdem nicht nehmen und wir laufen einige Kilometer auf den feinsandigen Sand. Das Wasser ist eiskalt und der Wind weht ungewöhnlich kühl für diese Jahreszeit.
Für John war das zu viel. Am nächsten Morgen ist er richtig krank und erkältet. Halsweh, Kopfschmerzen, seine Stimme ist weg und er bekommt keinen Ton raus. Ohje, das hat uns noch gefehlt. Unser Programm in den nächsten Tagen ist extrem dicht, und wir müssen schlussendlich noch mindestens 7 Tage fürs Schneiden des Materials einrechnen. Wir können nur bis 16. Dezember bleiben, danach kommt der Rest der Familie angerückt und wir müssen Platz machen. Das bedeutet: spätestens am 11. Müssen wir Kapstadt und Umgebung im Kasten haben. Es ist schon der 6. Dezember, und nun fällt John als Guide aus. Leider auch die geplante Wanderung auf den Lion’s Head: wir wollten früh morgens bei Dunkelheit starten, um den Sonnenaufgang sehen zu können. Daraus wird leider wohl nichts mehr werden.
Kapstadts berühmtester Garten: Kirstenbosch
Wir planen kurzfristig um und komprimieren das Programm. Es geht zum botanischen Garten Kirstenbosch. Sanet liebt die Natur und Pflanzen und begleitet uns an diesem Tag gerne. In Kirstenbosch durchwandern wir den Garten und erleben die vielfältige Natur und Pflanzenwelt Südafrikas. Der Touristen-Eintrittspreis von 210 Rand (ca. 11,60 EUR, Stand 12/2022) ist nicht gerade günstig und überrascht uns. In vielen Städten und Ländern, die wir bisher besucht haben, ist der Eintritt in den botanischen Garten gratis oder für einen mehr oder weniger symbolischen Beitrag zu ergattern. Hier wird übrigens an fast jeder Attraktion zwischen Einheimischen und Touristen unterschieden. Einheimische gehen hier oftmals nur um ein Viertel des Touristenpreises durch das Drehkreuz. Manchmal sogar für noch weniger. Auch das ist ungewöhnlich. Nicht, dass wir es noch nie erlebt hätten, aber oft noch nicht. Ist irgendwie ein bisschen diskriminierend, aber hier in Südafrika ist das wohl gängige Praxis.
Der Garten selbst ist schön – offiziell zählt er zu einem der schönsten botanischen Gärten der Welt. Wir wollen das nicht bestreiten, denn Geschmäcker sind ja bekanntlich unterschiedlich. Aber ganz ehrlich: uns hat der Garten nicht soooo wahnsinnig beeindruckt. Schön ist er allemal. Aber na ja – wir würden jetzt nicht sagen, dass es DAS Highlight auf unserer Reise war. Trotzdem lassen wir es uns gutgehen. Nach einem kleinen Spaziergang durch die schönen Pfade des Parks suchen wir uns ein schattiges Plätzchen und machen es uns für ein Picknick gemütlich. Heute ist alles dabei: Leckere Tacos, Gemüse, Hackfleisch und Saucen. Sehr lecker! So gefällt es uns richtig gut.
Beachtime: Clifton, Muizenberg und die Pinguine von Simonstown!
Wir beenden unseren Aufenthalt im Garten und fahren weiter zum Clifton Beach, wo wir weiters Material sammeln wollen. Zum ersten Mal sehen wir einen richtigen Traumstrand in Südafrika. Die Felsen ragen aus dem Wasser und teilen den Strand in 4 oder 5 verschiedene Abschnitte. Hier kann ich endlich wieder mal die Drohne steigen lassen und ich fliege mal schnell ein paar Schwenker um den Strand. Im Sand und auf dem Wasser tummeln sich eine ganze Menge Surfer, aber das müssen ziemlich harte Knochen sein, denn auch hier ist das Wasser eiskalt. Wirklich: dreckskalt!! Ich gehe bis zu den Knien ins Wasser, aber nach gut 5 Sekunden ist es wirklich beissend kalt und ich muss sofort wieder raus. Viel mehr als 14 Grad hat das Wasser definitiv nicht.
Schlag auf Schlag geht es weiter: Muizenbergstrand ist einer der bekanntesten Strände rund um Kapstadt. Und (wieder) ein Surferparadies. Mit dem einzigen Unterschied, dass hier das Wasser wesentlich wärmer ist. Grund dafür ist, dass es in der False Bay liegt. In die Bucht kann das kalte Südatlantikwasser nicht ganz so ungehindert durchfliessen und die Wassertemperatur liegt hier schon bei über 17 Grad. Zugegeben, immer noch nichts für Warmduscher, aber 14 oder 17 Grad machen einen ziemlichen Unterschied aus. Muizenberg hat aber noch etwas zu bieten: die bunten, kleinen Strandhäuschen, die auf unzähligen Postkarten und Marketingbildern von Kapstadt aufgedruckt sind.
In Simonstown werden wir dann wieder von etwas sehr Unerwartetem überrascht. Gut, zugegeben, wir waren nicht überrascht, weil wir es schon wussten. Aber dort gibt es tatsächlich eine Pinguinkolonie! Ja, richtig gelesen. An zwei Strandabschnitten tummeln sich die lustigen kleinen Tierchen, die an Land so unbeholfen aussehen, im Wasser dafür unglaublich grazil und selbstsicher umherschwimmen und auf Fischjagd gehen. Auf dem Weg zum Strand begegnet uns dann aber etwas wirklich Unerwartetes: ein Pavian zieht auf der Strasse entlang und fühlt sich aufgrund der Menschenmassen doch etwas bedroht. Die Paviane können ganz schön garstig werden. Zunächst klauen sie alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Und nicht selten greifen sie auch Menschen an, wenn sie nicht sofort das bekommen, was sie wollen. Ich mag Paviane ehrlich gesagt nicht besonders. Viel zu aggressiv und unberechenbar. Magdalena ist da noch etwas entspannter und hält ihr Handy auf den dominant umherstolzierenden Primaten, um ein Foto zu bekommen. Na ja, zum Glück geht alles gut.
Am Strand haben wir dann genügend Zeit, um die Seevögel zu beobachten. Zwei der putzigen Tierchen haben sich etwas weiter von ihrer Kolonie wegbewegt und tummeln sich inmitten der badenden Menschen. Was natürlich für einiges Aufsehen sorgt. Aber die Kleinen sind den Rummel gewohnt und watscheln durch die aufgeregten und staunenden Leute hindurch, als würden sie nie was anderes machen. Wirklich ein sehr schönes, aufregendes Erlebnis – denn Pinguine in freier Wildbahn haben wir bislang ausser in Neuseeland noch keine gesehen. Auf dem Rückweg wählen wir die besonders schöne Route am Chapmans Peak Drive – einer der schönsten Küstenstrassen rund um Kapstadt.
Liebe Grüsse
Reiseroute
30. Nov. - 28. Dez. 2022Kapstadt
ZA