Zurück in der Arbeitswelt
2. Juli 2022Sagenhaftes Cornwall
27. Juli 2022Schnelle Autos, schöne Dörfer
Das Leben ist so außergewöhnlich. Die schönsten Überraschungen warten hinter Ecken, wo du sie niemals vermutet hättest.
24. Juli 2022 - Reisetagebuch Eintrag #93
- SCHNELLE AUTOS, SCHÖNE DÖRFER | geschrieben von Magdalena
Es geht nochmals zurück auf die Rennstrecke nach Wellingborough zu den Nostalgia Nationals die in Santa Pod ausgetragen werden. Wir besuchen Bibury, das schönste Dorf Englands und machen uns in Avebury auf die Suche nach dem grössten Steinkreis der Welt.
Santa Pod, die Zweite!
Jetzt haben wir euch aber lange warten lassen bis zu einem neuen Beitrag von uns. Es ist einiges geschehen in den letzten Wochen und wir haben sehr viel erlebt. Aber fangen wir am Anfang an. Wir verlassen die Pferderennbahn in Warwick und kehren zurück nach Wellingborough zur Drag Race Rennstrecke Santa Pod. Hier werden wir schon von Darren und der Crew empfangen und finden ein tolles Plätzchen direkt bei den Wohnwägen der Crew. Uns steht erneut ein Rennwochenende mit sehr viel Geschichte bevor. Die Nostalgia Nationals werden ausgetragen. Das heisst, dass kein Auto jünger als Baujahr 1973 sein darf. Die Luft ist vom Benzin der V8 Motoren getränkt und der Rock ‘n Roll ist überall spür- und hörbar. Der Platz füllt sich langsam mit Amerikanischen Show Cars und der ein oder andere Petticoat schmückt die Kurven der Damen. Wir haben heute Glück mit dem Wetter. Es ist zwar nicht warm, aber zumindest trocken und der ein oder andere Sonnenstrahl zeigt sich kurz. Irgendwie will das Thermometer aber einfach nicht über die 15 Grad Marke klettern. Die Engländer haben trotzdem T-Shirt und kurze Hose an, denn es scheint ja ab und zu die Sonne. Ich hätte auch gerne mal solche Hitzen wie die Briten. Ich friere mir seit Wochen den Arsch ab, renn mit der Winterjacke rum und die Einheimischen sind luftig locker sommerlich gekleidet. Aber egal, zurück zum Event.
Mittags bekommen wir von Richard noch eine persönliche Führung im Rennstall des Fire Force. Die Fahrzeuge sind ausschliesslich Jet Cars. Das bedeutet, dass sie mit einem Düsenjet-Triebwerken eines Helikopters angetrieben werden. Für uns ist es sehr interessant wie so ein Jet Funny Car aufgebaut wird und was dahintersteckt. Richard erklärt uns alles bis ins kleinste Detail. Kaum zu glauben, dass diese mechanischen Monster einen Schub im Düsentriebwerk entwickeln, der mehr als 10.000 PS entspricht. Die Viertelmeilemarke erreicht der Jet in gut 5 Sekunden mit einer Endgeschwindigkeit von über 483 km/h. Der Weltrekord wurde beim Easter Thunderball-Event 2005 gebrochen, als Martin Hill das Auto an seine Grenzen brachte und in 5,793 Sekunden eine Endgeschwindigkeit von 541km/h erreichte. Da ist jeder Ritt ein Höllenritt und Martin, der während eines Laufs keine 20 cm neben dem Triebwerk sitzt, spielt immer mit seinem Leben. Nach der tollen Führung gehen wir zurück auf die Tribüne und bekommen bis kurz vor Sonnenuntergang einen schönen Überblick was uns am Wochenende alles erwarten wird.
Am Samstagmorgen gibt es wieder ein traditionelles English Breakfast vom Grillmeister persönlich und die Laune steigt beim ersten blubbern der Motoren. Schnell noch das Geschirr abwaschen und rauf auf die Tribüne, wir wollen ja kein Rennen verpassen. Wir haben uns zwar vorgenommen diesmal auch das Gelände und die ganzen Shows rund herum zu erkunden, aber irgendwie kommen wir von unseren Plätzen einfach nicht weg. Wir wollen keinen Lauf verpassen, da für Sonntag schlechtes Wetter angesagt ist. Einzig eine kurze Aufwärmpause gönnen wir uns am Nachmittag bei einer heissen Tasse Kaffee mit der Firecrew, die natürlich wieder im Einsatz ist. Abends ist dann Disco angesagt. Darren, Ricky und Richard haben darauf bestanden, dass wir mit ihnen feiern gehen. Da konnten und wollten wir nicht “nein” sagen. Die Getränke nehmen die Jungs einfach selbst mit, und so wird der Abend sehr süffig und nicht all zu teuer. Ach ja und über den Musikgeschmack der Engländer gibt es nichts zu sagen. Wir fühlten uns wie auf einer Skihütte beim Après-Ski.
Regenzwangspause
Der Regen hat kurz nach Mitternacht leider auch eingesetzt und es schüttet wie aus Eimern. Von der Disco bis zu unserem Wohnmobil sind es gut 1,5 km. Zum Glück sind wir mit den richtigen Leuten unterwegs und so werden wir vom Sicherheitsdienst bis vor unsere Wohnwägen gebracht. Wir quetschen uns zu siebt in den Wagen, aber es ist allemal besser als total durchnässt zu werden. Wir fallen schlussendlich müde und glücklich ins Bett. Den Wecker stellen wir diesmal nicht, denn so wie es momentan schüttet wird morgen sowieso kein Rennen stattfinden.
Leider hat sich die Wettervorhersage bestätigt und es regnet den ganzen Sonntag ununterbrochen. Es ist kalt und nass, eine Wetterbesserung ist nicht in Sicht, und mit den glatten Reifen der Drag-Cars ist ein Lauf auf der Strecke unmöglich. Die meisten Teams haben schon am Samstagabend ihre Zelte abgebaut und um 12 Uhr mittags sind wir komplett alleine mit der verbleibenden Crew auf dem Santa Pod Gelände. Wir nutzen eine kurze Regenpause um uns die Füsse zu vertreten und lassen das tolle Wochenende nochmal Revue passieren. Ein bisschen verrückt sind wir schon, dass wir nochmals zurückgekommen sind, aber es ist halt genau unsere Welt. Bye bye, Santa Pod! Wir werden dich und deine crazy Jungs wirklich vermissen.
Bibury, das schönste Dorf Englands
Am Montagmorgen brechen wir nach Bibury auf. Bibury ist ein Dorf in der Grafschaft Gloucestershire in England. Es gilt als besonders typisches Dorf der Cotswolds. Der Künstler und Schriftsteller William Morris nannte Bibury „the most beautiful village in England“. Die meisten honigfarbenen Steinhäuser sind aus dem 17. Jahrhundert. Bei den neu gebauten Häusern wird darauf geachtet, dass sie in demselben Still gebaut werden und zum Stadtbild passen. Schon die Anfahrt durch die Cotswolds ist wunderschön und als wir aus dem Wohnmobil aussteigen und uns der Duft der vielen Rosen entgegenweht bin ich in Bibury verliebt. Wir schlendern durch die Strassen und Gassen des Dorfes. Die Cottages und die Vorgärten sind wie aus einem Rosamunde Pilcher Film und der Duft der blühenden Blumen ist überall. Genau so stellt man sich ein typisches Englisches Dorf vor. Ich kann Morris nur zustimmen. Bibury ist wirklich eines der schönsten Dörfer Englands.
Da wir erst kurz nach Mittag haben beschliessen wir, noch etwas weiter zu fahren und wollen uns auf die Suche des grössten Steinkreises der Welt machen.
Die Steinkreise von Avebury
Wir fahren nun Richtung Avebury. Avebury (Dorf und Steinkreis haben denselben Namen) zählt zu dem grössten Steinkreis der Welt und gehört seit 1986 als Teil der Stonehenge, Avebury and Associated Sites zum Weltkulturerbe der UNESCO. Der Steinkreis ist bei weitem nicht so bekannt wie Stonehenge und deshalb auch nicht so touristisch. Somit ein kleiner Insidertipp für euch, falls ihr mal einen Steinkreis ganz ohne den grossen Touristentrubel besuchen wollt. Wir waren ganz hin und weg von der Grösse der insgesamt 3 Steinkreise die auf einem Grundstück von 15 Hektar verteilt sind. Kaum zu glauben, dass diese Steine über 4.500 Jahre alt sind und seitdem hier stehen. Von den ursprünglich 154 Megalithen (Steinen) sind heute noch 36 erhalten. Zusammen mit den Steinalleen bestand der Komplex aus ca. 600 Megalithen. Die Standorte der zerstörten Steine der Steinkreise sind mit Betonpfeilern markiert. Die zerstörten Alleen wurden nur teilweise ergänzt. Einige Steine wurden auch zerstört und für den Hausbau des Dorfes genutzt. Das Dorf befindet sich mitten im Steinkreis, man kann sich dennoch sehr gut vorstellen wie es um 2.500 v. Chr. ausgesehen hat. Die Informationstafeln sind überall präsent und berichten uns viel über die Geschichte und den Wiederaufbau des Steinkreises.
Kurz vor Sonnenuntergang machen wir uns dann auf zu unserem heutigen Schlafplatz. Es stellt sich als wunderschönes ruhiges Plätzchen heraus und wir sind wiedermal überwältigt von der traumhaften Landschaft Grossbritaniens. Voller Enthusiasmus besteigen wir am nächsten Morgen die Hügel rund um unseren Schlafplatz und geniessen den Weitblick der sich uns bietet.
Mysthisches Wiltshire
Wir wollen nun mehr von der Geschichte rund um die Grafschaft Wiltshire lernen. Wir packen unsere Sachen und fahren zum Silbury Hill. Er ist mit ca. 37 m Höhe, 167 m Durchmesser und einem Rauminhalt von ca. 248.000 m³ der größte prähistorische künstliche Hügel Europas und einer der größten der Welt. Obwohl es mindestens sechs bekannte Versuche gibt, den Zweck des Hügels zu enthüllen, ist dieser immer noch nicht endgültig geklärt. Silbury Hill erinnert zwar an ein überdimensionales Hügelgrab, es wurden jedoch keine menschlichen Überreste oder Grabbeigaben darin gefunden. Daher geht man davon aus, dass er nie als Abdeckung einer Grabstätte gedient hat, sondern anderen Zwecken gedient haben muss. Bis heute bleibt die Bedeutung des Hügels ein grosses Geheimnis. Da wir das Geheimnis auch nicht lüften können laufen wir weiter in Richtung West Kennet Long Barrow. Hier erwartet uns nun aber wirklich ein Grabhügel.
Der West Kennet Long Barrow ist ein etwa 5.500 Jahre alter neolithischer Grabhügel. Es ist eine der größten und am besten erhaltenen Megalithanlagen dieser Art. Überreste von mindestens 46 Personen wurden gefunden, Männer, Frauen und etwa ein Dutzend Kinder. Nur wenige Skelette waren vollständig, bei manchen fehlten die Schädel. Es wirkt, als seien die Knochen umsortiert und für Rituale aus dem Grab entfernt worden. Auch Brandbestattungen sind belegt. Die Zeitspanne, in der diese Stätte genutzt wurde, beträgt ca. 650 Jahre. Heute sind der restaurierte Eingangsbereich und einige Grabkammern zur Besichtigung offen. Die restlichen Grabkammern wurden wieder mit Erde gefüllt und sind nicht mehr zugänglich. Schon ein seltsames Gefühl hier in diesem Jahrtausende alten Grabhügel zu stehen.
Wir fahren nach der Besichtigung des Grabhügels weiter zu unserem letzten Stopp für heute. The Sanctuary ist ein etwa auf 3,000 v. Chr. datierter neolithischer Kultplatz. Heute ist die Kultstätte vollkommen zerstört und nur Betonmarkierungen zeigen noch die Positionen, an denen sich einst Steine und Holzpfähle befunden haben. Die Wissenschaft geht davon aus, dass The Sanctuary eine Begräbnisstätte war, da auf dem Gelände ungewöhnlich viele menschliche Überreste gefunden wurden. Es wird vermutet, dass man die Toten zur Rotte in The Sanctuary legte und später einige der Knochen im Rahmen eines Totenkultes wieder mit nach Hause nahm. Uns hat diese Stätte ehrlich gesagt nicht so sehr gefesselt. Vielleicht liegt es daran, dass nichts mehr übrig ist und wir uns es einfach nicht bildlich vorstellen konnten. Oder vielleicht auch weil wir mit unseren Gedanken schon beim nächsten Highlight waren.
Wir machen uns nun auf zu einem grossen Kindheitstraum von Rene. Er wollte immer schon mal Stonehenge von ganz nahe sehen. Was uns dort alles erwartet, erfährt ihr am Mittwoch in unserem nächsten Beitrag.
Liebe Grüsse
Reiseroute
02. - 06 Juni 2022Wellingborough
UK06. Juni 2022Bilbury
UK07. Juni 2022Avebury
UK